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Felicia:
Ich bin so aufgeregt. Mein erster Einsatz, auf den ich mit darf. Meine Hände zittern, mein Bauch fühlt sich flau an und mein Kopf muss sich anstrengen die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Meine Mitschüler stellen sich routiniert auf, sind still und hören nur auf die Anweisungen die Leander ihnen gibt. Er steht ganz vorne auf einer Erhöhung, damit alle ihn sehen können und mir entgeht nicht wie gut er in diesen Klamotten aussieht, und auch nicht wie selbstbewusst und konzentriert er dort vorne steht.
„Feuerwächter, ihr werdet euch darauf konzentrieren das Feuer zu löschen. Die Wächter der Luft, ihr macht soviel Wind, sodass dass Feuer nicht mehr mit Funken oder so auf weitere Bäume übergreift. Behaltet es im bereits zerstörten Bereich. Die Wasserwächter tuen dasselbe nur am Boden. Befeuchtet den Boden, sodass er nass genug ist, und das feuer sich nicht ausbreiten kann. Arbeitet nah hinter den Feuerwächtern. Die Erdwächter kümmern sich bitte darum, die vorhandenen Felswände von Pflanzen zu entfernen, sodass dort nichts weiter brennen kann. Zudem sollt ihr euch den beschädigten Boden und die Pflanzen vornehmen, und sie soweit in Ordnung bringen, dass sie weiter leben können. Elira und Luca ihr beschäftigt euch mit den Bäumen."
„Unsere Kampftruppe ist schon vor Ort und hat das Feuer schon zum großen Teil unter Kontrolle. Es ist kein Notfall. Hört auf die Anweisungen von dem Kampfmeister und arbeitet zusammen. Keine Einzelgänge, keine nicht Abgeklärten Aktionen und niemanden allein lassen. Die Erfahrenden greifen den Unerfahreneren unter die Arme." erklärt Direktorin Buchner.
„Gibt es noch Unklarheiten?" Leander schaut in die Runde. Eine kleine Pause entsteht, in der es so ruhig ist, dass ich mich nicht mal traue zu atmen.
„Gut! Dann nehmt euer Kreuz zur Hand und wir treffen uns bei den Koordinaten, welche ich euch gerade geschickt habe. Los gehts!" sagt er und ich kann beobachten wie alle in ihre Jackentaschen greifen und die kleinen Kreuze heraus holen. Ein paar Augenblicke später höre ich schon leises Zischen und die ersten Schüler um mich herum verschwinden. Alica und Luise stehen immer noch neben mir und wissen scheinbar nicht was sie mit mir machen sollen. Ich habe kein Kreuz und kann es auch nicht betätigen. Ohne die Hilfe von jemand anderen komme ich hier also nicht weg. Ich kann auch nicht Leander fragen, da dieser nicht mehr auf der Erhöhung vorne steht. Vielleicht ist er auch schon los gesprungen und hat mich in dem ganzen Trubel vergessen.
„Sollen wir sie mitnehmen?" Luise wendet sich an Alica.
„Ich kann meine zwei Personen transportieren." blockt Alica sofort ab.
„Ich habe es noch nie ausprobiert." fügt Luise hinzu.
„Felicia, du kommst mit mir mit." Leander steht plötzlich neben mir und zieht an meinem Jackenärmel.
„Ihr könnt auch los!" sagt er mit klarer Stimme zu meinen Freundinnen und Sekunden später verschwinden die beiden im nichts.
„Wir müssen kurz warten bis es alle rüber geschafft haben, und dann springen wir." seine wachen Augen wandern her die Wiese, beobachten die letzten Schüler dabei wie sie im nichts verschwinden. Er wartet bis auch die letzte Schülerin her Kreuz aktiviert hat, bis er sein Kreuz aus der Tasche holt. Er aktiviert das Kreuz, legt seine Hand um meine Taille und einen Wimpernschlag später stehen wir in einem Wald. Um uns herum ist Feuer. Wächter laufen um uns herum, stehen in Reihen neben einander, und bekämpfen gemeinsam das Feuer. Während die Wasserwächter ganze Flüsse entstehen lassen, bilden die Luftwächter eine Art Wand aus Wind. Sie drücken das Feuer mit ihrem Element Luft zusammen. Es hat keine Chance mehr auszubrechen.
„Du stellst dich hier hin." Leander schiebt mich nach vorne und deutet auf eine Lücke zwischen Dave und Noel.
„Du versuchst jetzt Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Entfache eine Flamme auf dem Boden, steuere sie dann Richtung Feuer. Und dann versuchst du das Feuer mit deiner Flamme zu verbinden. Du wirst es im Gefühl haben wie du erschaffst. Wenn du es unter deiner Kontrolle hast, löscht du es." erklärt er mir während ich den Platz zwischen den anderen beiden einnehme.
Die Beiden lächeln mich warm an und machen mir damit ein bisschen Mut. Ich habe viele erfahrende Wächter um mich herum, mir wird schon nichts passieren. Zudem hätte Leander mich nicht mitgenommen, wenn er nicht an mich glaubt.
Ich bringe mich also in eine Feste Position hebe meine Hände einwenig und lasse eine Flamme auf dem Boden vor mir entstehen. Langsam steuere ich sie auf das große Feuer zu und setze das um was Leander mir gesagt hat. Und er hatte recht, es ist ein Gefühl dem ich folge, und durch welches ich das fremde Feuer in meine Kontrolle bringe. Es ist nur ein kleiner Teil des großen Feuers, trotzdem bin ich stolz darauf. Ich lasse es im Boden verschwinden und wiederhole diesen Vorgang.
„Gut gemacht." sagt eine Stimme hinter mir ruhig. Ich habe gar nicht mitbekommen, das Leander die ganze Zeit hinter mir stand.
„Nehmt ihr sie ein bisschen mit?"
„Klar!" antwortet Noel konzentriert und Dave nickt zustimmend.
„Super!" mit diesen Worten verschwindet Leander und ich merke sofort wie ich mich anspanne. Seine Anwesenheit beruhigt mich immer ein bisschen. Ich fühle mich sicher mit ihm in meiner Nähe.
„Entspann dich mal kleine Feuerfee!" Dave drückt mir seinen Ellenbogen sanft in die Seite und grinst.
„Du machst das gut."
„Alle bitte einmal nach hinten treten!" sagt eine laute klare Stimme. Ich kenne diese Stimme nicht und als ich mich umdrehe kenne ich auch die dazugehörige Person nicht. Ein paar Meter von mir entfernt steht ein großer Mann. Dunkel Blonde Haare, drei Tage Bart, Mitte 30 und ähnliche dunkle Kleidung wie wir sie tragen. Hinter ihm stehen 10 weitere Männer, alle ebenfalls zwischen 25 und 40 Jahren und einer selbstbewussten starken Haltung.
„Folgt seinen Anweisungen!" höre ich Leander rufen, der ein bisschen weiter weg von uns steht. Auf einmal rücken alle zur Seite, stellen sich hinter die Gruppe der älteren. Dave zieht mich hinter sich her und wir stellen uns an die Seite, sodass wir aber noch einen Blick auf die andere Gruppe haben.
„Wer ist das?" frage ich ihn leise.
„Die Truppe unserer Kampfstation. Der man vorne ist Alberto Mangoro, Leiter der Truppe." erklärt er mit und wir beobachten wie sich die 10 Männer nach den Anweisungen von Alberto Mangoro Aufstellen.
„Siehst du das Tattoo auf seinem Arm?" fragt Dave.
„Eine Welle." stelle ich fest.
„Ja, er ist ein Wasserwächter. Wenn du dir die anderen Männer anschaust, findest du bei den meisten ein ähnliches Tattoo. Am Arm, an den Fingern und bei dem einen ganz links auch im Gesicht. Sie sind alle Wasserwächter, vorne an der Brusttsche kann man es bei den Truppenmitgliedern immer erkennen zu welchem Element sie gehören. Das Dreieck mit der Spitze nach unten ist das Zeichen für Wasser. Das selbe Dreieck mit einem Wagerechten Strich in der Mitte steht für Erde. Ein Dreieck mit der Spitze nach oben steht für unser Element Feuer, und das selbe Dreieck mit einem wagerechten Strich in der Mitte steht für Luft." erklärt er mir leise. Die Männer bringen sich Position, und parallel mit ihren Händen, welche sie anheben, ziehen sie Wasser aus der Erde heraus, welches vor ihnen in der Luft schwebt. Eine Art unsichtbare Hülle lässt es in einem runden Ball schweben. Auf ein Pfeifen, schießt das Wasser in einer großen Welle Richtung Feuer. Fasziniert beobachte ich die Welle, welche sich immer weiter durch das Feuer frisst. 
Die Männer schenken ihrem Element keine weitere Beachtung und laufen gesammelt weiter. Nach ungefähr 50 Metern bleiben sie erneut stehen und stellen sich wieder auf wie gerade vor uns. Keine 2 Minuten nachdem an uns die Welle vorbei geschickt wurde, fließt nun eine neue durch den Wald. Sie können so nicht das ganze Feuer bezwingen, weshalb wir weiter vorrücken und die letzten Flammen löschen.
Es ist ein unglaubliches Gefühlschaos zwischen Aufregung, Unsicherheit und Zugehörigkeit. Es ist eine so neue Situation für mich, hier zu stehen, mein Element bewusst und sinnvoll zu nutzen, mit meinen Mitschülern hier zu stehen, mit ihnen zusammen zu arbeiten und nicht mehr das Gefühl zu haben dieses neue Mädchen zu sein. Ich gehöre immer mehr dazu. Ich stehe wie meine Freunde hier in diesen Reihen und darf helfen. Ich weiß das es für mich noch ein weiter weg ist, aber das hier fühlt sich an wie ein guter Anfang.
„Sammelt euch!" Leander steht mit geradem Rücken und harter Miene neben Alberto Mangoro. Neben ihm sieht Leander fast ein bisschen klein aus. Er ist fast 10 Zentimeter kleiner, womit Alberto Mangoro knapp 2 Meter groß sein muss. Zudem ist er nochmal um einiges breiter gebaut und ist natürlich auch deutlich älter.
Wir stellen uns auf seinen Befehl hin, alle in geordneten Reihen auf und hören ihm zu, während er den Einsatz Revue passieren lässt. Er lobt wie viel gut funktioniert hat, und gibt deutliche Kritik und Tipps für das nächste mal. Nachdem sich auch noch Alberto Mangoro bei uns bedankt hat, wie gut wir gearbeitet haben, reisen alle ab. Ich warte wieder bis alle anderen weg sind und springe dann gemeinsam mit Leander zurück. Wir treffen uns alle in dem Speisesaal wieder, wo es ein extra Essen für alle im Einsatz gewesenen Wächter gibt.
Am Abend falle ich müde in mein Bett und schlafe in kürzester Zeit ein.

Wächter der ElementeWhere stories live. Discover now