𝟜𝟘. ℚ𝕊𝕖𝕣 𝕕𝕣𝕊𝕖𝕓𝕖𝕣

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Ein wildes Klopfen weckte mich. Ich betastete meinen Kopf, um zu schauen, ob dort eine Beule entstanden war. Nein. Dann hatte jemand woanders geklopft. Ich rieb mir über die Augen und schaute mich in meinem Zimmer um, bis mein Blick zum Fenster glitt. Von außen hämmerte jemand gegen die Fensterscheibe. Ich stand in meine Decke gewickelt auf und trottete zum Fenster. Ich schaute gar nicht, wer auf dem Dach wartete, bis ich öffnete, sondern ließ die Person einfach herein. Wie erwartet fiel Jules mir einen Moment später um den Hals und kroch zu mir unter die Decke, die ich um uns beide legte.

»Hol bitte Toni«, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.

Ich war froh, dass wir im selben Dorf wohnten und ich daher immer für sie da sein konnte, wenn sie mich brauchte.

»Warum? Willst du mit ihm reden?«

»Ich will mit euch beiden reden. Nein, ich muss mit euch beiden reden.« July zitterte, also drückte ich sie näher an mich.

»Du könntest echt Toni gebrauchen. Der ist immer warm.« Ich rieb über Julys Arme, dann ging ich einen Schritt rückwärts zu meinem Schreibtisch und zog July mit mir, wobei ich sie nicht losließ. Dann wagte ich noch einen Schritt und tastete nach einem Zettel. Ich fand zwei Blätter, knüllte sie zu einem Ball und bugsierte July und mich zum Fenster. Die Kälte drang in mein Zimmer ein und mir lief ein Schauder über meinen Rücken. Ich zielte und warf dann den Ball ab. Er traf Tonis Fenster.

»Das reicht wahrscheinlich nicht. Am besten wirfst du noch einmal«, murmelte July, die ihren Kopf auf meine Brust gelegt und sich bei mir eingekuschelt hatte.

Wenn July in einer Beziehung wäre, würde sie wohl die ganze Zeit mit ihrem Partner kuscheln, statt diesen zu küssen.

Ich warf noch ein paar weitere Bälle, wobei ich vermutete, dass ich mindestens einen Ball aus einer alten Arbeit geformt hatte.

Schließlich machte Toni sein Fenster auf. Als er niemanden entdeckte, schlug er sich gegen die Stirn und machte Anstalten, das Fenster wieder zuzukippen, als ich pfiff.

»Du hättest ihn auch früher auf uns aufmerksam machen können«, sagte July.

»Ich habe gedacht, dass er herschaut. Das hätte er im Gefühl haben können.«

July verdrehte die Augen.

»Komm mal rüber«, rief ich Toni zu.

Er hob fragend die Arme, ich zuckte mit den Schultern und formte mit den Lippen ein »Ich hab keinen Plan, verdammt!«.

Toni nutzte denselben Weg wie July. Er allerdings musste nicht klopfen, da ich das Fenster offen gelassen hatte.

Er kletterte hindurch und stand dann im Raum herum.

»Ähm guten Abend? Guten Morgen? Wie viel Uhr ist es?«

»Gute Nacht. Punkt.«

»Okay, was ist hier los?«

»Klau mir nicht mein Okay. Ich sag das ständig, du kannst das nicht einfach auch sagen.«

»Ich klaue dir hier gar nichts, Michi. Was ist denn los, July?«

»Ich muss mich erst mal hinsetzen«, brachte July leise heraus.

Ich schob meinen einen Arm unter ihre Kniekehlen und fasste sie am Rücken. So trug ich sie zu meinem Bett und setzte sie dort ab. Sie zitterte immer noch stark, also schloss ich Jules in meine Arme.

»Hey, es ist alles in Ordnung«, flüsterte ich. »Und wenn nicht, können wir alles gemeinsam schaffen, wenn wir wollen.«

»Ich hatte nur einen Traum.«

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