𝟚𝟙. 𝕎𝕒𝕣𝕦𝕞 𝕚𝕔𝕙 𝕕𝕖𝕟 𝕀𝕕𝕚𝕠𝕥𝕖𝕟 𝕙𝕒𝕤𝕤𝕖

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 »Okay, wir sollten mal wieder darüber sprechen, wie nervig ich den Idioten finde«, sagte ich zu Maike. Sie saß in der kleinen mit Kissen und Decken ausgestattete Ecke, während ich mich auf mein Bett gelegt hatte und an die niedrige Decke starrte.

Ich erzählte ihr, wie Toni eine Flasche Wasser über mich gekippt hatte.

»Wenn ich krank werde, ist das alles seine Schuld«, brummte ich. »Weißt du, Toni hat mich mal richtig fest getreten. Da standen mehrere Leute dabei, die wir beide kannten. Wir mochten sie. Als Toni jedoch angefangen hat, mich zu treten, machten die anderen mit und lachten über mich. Sie lachten mich aus. Toni hat sich aus dem Geschehen gezogen und einfach zugesehen, wie ich verprügelt wurde und nichts dagegen unternommen. Ich musste danach sogar ins Krankenhaus.«

»Das war fies von ihm. Zum Glück hat er sich geändert.«

»Geändert?«, rief ich aus. »Er hat sich nicht geändert. Er ist immer noch so schrecklich wie vorher. Er hat sich kaum gebessert.«

Am Sonntag gingen wir in die Kirche. Maike hatte uns so sehr gedrängt, uns zu beeilen, dass wir überpünktlich ankamen. Leider entdeckten wir kurz darauf die Turners, die sich freundschaftlich mit der Pfarrerin unterhielten.

Mom rümpfte die Nase und Dad stöhnte.

»Och nicht die«, sprach ich aus, was alle dachten.

»Da müssen wir durch.«

Mom und Dad begrüßten die Pfarrerin, während Maike mit mir herumlungerte und darauf wartete, dass die Turners in die Kirche gingen.

»Können wir?«, fragte ich, während ich Runden drehte und es vermied, zur Tür zu schauen.

»Ne, die quatschen immer noch. Mom und Dad reden jetzt auch mit.«

Ich seufzte.

»Hallo Michaela, hallo Freak«, sagte eine Stimme hinter mir. Ich wirbelte herum.

»Wie hast du Maike gerade genannt?«, zischte ich.

»Du hast mich doch gehört. Freak.«

»Warum zur Hölle nennst du sie Freak? Was hat sie dir getan?«

»Sie ist deine Schwester. Eine mehr von deiner Sorte.«

»Nimm das zurück und nenn sie nie wieder Freak«, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen.

»Ich nehme nicht zurück, was ich schon gesagt habe. Komm damit klar.«

Das brachte bei mir irgendein Fass zum Überlaufen. Ich war sowieso schon nicht gut auf Toni zu sprechen gewesen.

Ich sprang ihn an und schubste ihn.

»Michi!«, schrie Maike und zog mich an meinen Schultern. »Lass ihn in Ruhe.«

»Er hat dich als Freak bezeichnet!«

»Das ist meine Sache. Ich kann mich selbst verteidigen. Behandle mich nicht wie ein kleines, hilfloses Kind. Geh schon mal vor. Ich kläre das.« Maike warf mir einen vernichtenden Blick zu, weshalb ich ein paar Schritte weiterging. Ich blieb aber in Hörweite stehen.

»Nenn mich nie wieder Freak, ist das klar? Das ist eine ernsthafte Beleidigung für mich und ich möchte von niemanden so genannt werden. Ich will auch nicht, dass du andere so nennst. Das ist, als würde ich dich die ganze Zeit beleidigen.«

»Dein Bruder beleidigt mich auch die ganze Zeit.«

»Du ärgerst ihn doch auch.«

»Das ist was anderes. Er nennt mich Idiot.«

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