𝟙𝟙. 𝔼𝕣𝕤𝕥𝕖𝕣 𝕋𝕒𝕘, 𝕝𝕖𝕥𝕫𝕥𝕖𝕤 𝕁𝕒𝕙𝕣

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Morgen Anton Turner, schrieb ich, um ihn zu ärgern. Ich wusste, dass Toni morgens eine strikte Routine verfolgte. Er hatte sich alles vorher ausgerechnet und seinen Wecker daran angepasst. Das hatte er July und mir mal erzählt.

Ich hätte noch sechs Minuten und vierunddreißig Sekunden länger schlafen können, schrieb er mir fast sofort zurück. Ich beobachtete ihn von meinem Fenster aus. Als er aus seinem Fenster schaute und meinen Blick traf, verkniff ich mir ein freches Grinsen. Dann bereitete ich mich vor.

Die Schule begann heute. Mom und Dad hatten sich morgens extra freigenommen, um uns Glück für unseren ersten Schultag zu wünschen, was Maike und ich mit einem Augenrollen kommentiert hatten.

Mom hatte Brotbüchsen für uns vorbereitet. Misstrauisch öffnete ich beide und überprüfte den Inhalt, dann schob ich eine auf meinen Platz. Maike, die das gesehen hatte, schaute ebenfalls in beide Boxen.

»Da ist exakt das Gleiche drin«, stellte sie fest.

Möhre, Gurke, Brot und ein Eierkuchen. Ich wusste, dass wir ab morgen mit einer halben Scheibe Brot oder Möhre oder einer geteilten Banane in die Schule rasen würden. Unsere Eltern würden morgen ja wieder frühs arbeiten und sich nicht die Zeit nehmen, uns Frühstück für die Schule vorzubereiten, da wir das selbst erledigen konnten.

Dad hatte für uns Tee gekocht. Er schlurfte in die Küche. Als er uns sah, wirkte er etwas wacher.

»Ihr könnt nach der Schule zu uns kommen und von eurem Tag erzählen«, bot Dad an und setzte sich zu uns.

»Ich kann nicht fassen, wie alt ihr schon seid«, sagte Mom, als sie im Schlafanzug in die Küche stürmte. »Zehnte und zwölfte Klasse. Ich kann es immer noch nicht fassen.«

»Wissen wir.« Maike und ich schauten uns grinsend an. Mom betonte immer wieder, wie schnell wir gewachsen waren und brachte unsere Klasse und unser Alter ständig durcheinander. Wir mussten nicht lange warten, bis sich unsere Vermutung bestätigte.

»Oder war es doch neunte und elfte Klasse?«

»Du wirst langsam alt, Mom«, informierte ich sie schmunzelnd.

Nach dem Frühstück packten Maike und ich alles zusammen. Ich nahm sie auf dem Moped mit.

Früher gab es eine Menge Probleme mit dem Bus. Da unser Dorf so abgelegen war und dennoch viele in unserem Dorf und denen in der Nähe wohnten, war der Bus täglich überfüllt und das Busunternehmen stellte keinen weiteren oder einen größeren Bus zur Verfügung. Viele mussten deshalb zu Hause bleiben und separat von ihren Eltern zur Schule gebracht werden. Das funktionierte nicht bei allen, weil manche Eltern um diese Zeit schon arbeiteten. Toni und ich gehörten zu den Ältesten und entschieden, die wenigen Plätze, die wir abgeben konnten, nicht mehr zu beanspruchen und stattdessen mit dem Moped zur Schule zu fahren. Ich nahm Maike mit und Toni gabelte July auf dem Weg auf.

Genau diesen traf ich in der Scheune.

»Hey, Antiot«, begrüßte ich ihn gut gelaunt.

»Wie kommst du auf diesen Spitznamen?«, fragte er genervt.

»Hey Anton, du Idiot ist zu lang. Ich könnte dich auch Iton oder Toiot nennen. Ich muss mich noch entscheiden. Was ist dein Favorit?«

»Gar nichts. Nenn mich doch einfach Anton wie alle.«

»Ich bin nicht alle, Iton.«

Toni verdrehte die Augen und schob sein Moped an mir vorbei.

Ich ließ leider ziemlich schnell wieder vom Spitznamen ab, da Toni nicht mehr darauf reagierte, was mir den Spaß verdarb.

𝔻𝔼ℝ 𝕀𝔻𝕀𝕆𝕋 𝕌ℕ𝔻 𝕀ℂℍWhere stories live. Discover now