Hochzeit

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(In dieser Story ist Mary nicht schwanger geworden.)

Mary POV

„Ich fürchte John ich kann dir nicht gratulieren. Alle Gefühle, insbesondere die Liebe, widersprechen der reinen, kalten Vernunft die ich über alles stelle. Eine Hochzeit ist meines Erachtens nichts weniger als eine Feier alldessen was falsch und trügerisch und irrational und sentimental ist in dieser moralisch angeschlagenen Welt. Heute ehren wir die Totenuhr. Einen Käfer der nicht nur unserer Gesellschaft verderben bringt sondern mit Sicherheit dereinst unserer ganzen Spezies." Okay... Ich weiß ja das Sherlock nicht gut ist im Ausdrücken von Gefühlen, aber das hätte ich nicht erwartet. Hat sich niemand die Rede von Sherlock durchgelesen? Das ist wirklich nicht die Art von Rede die man sich für seine Hochzeit wünscht. „Wie auch immer. Reden wir über John." Vielleicht wird's jetzt besser. Ich meine John ist sein bester Freund, da kann er doch nicht irgendwas schlechtes sagen. Ich meine er liebt ihn ja quasi. „Wenn ich mich bei meinen Abenteuern mit einem kleinen Gehilfen belaste, dann nicht aus Sentimentalität oder einer Laune heraus sondern weil er viele feine Eigenschaften besitzt, die er in seiner Besessenheit von mir, übersieht." Okay, es wird nicht besser. „Der Ruf, der mir für meinen Verstand und Scharfsinn vorauseilt, resultiert in Wahrheit aus dem beachtlichen Kontrast den John so selbstlos zur Verfügung stellt." Sherlock hat es geschafft den Bräutigam, der dabei noch sein bester Freund ist, der Hochzeit als dumm zu bezeichnen. „Und tatsächlich scheint es so das auch die Braut meist außergewöhnlich schlichte Brautjungfern für ihre Hochzeit aussucht." Okay, langsam wechselt meine Verwirrung zu Wut. „Da scheint mir eine gewisse Analogie zu bestehen." Wir hätten ihn vielleicht einfach keine Rede halten lassen sollen. „Und Kontrast ist immerhin im Masterplan Gottes dazu bestimmt, die Schönheit seiner Schöpfung zu betonen. Oder er wäre es, wäre Gott nicht eine lächerliche Fantasie die, die dazu dient dem Idioten der Familie zu einer Karriere zu verhelfen." John und ich tauschen Blicke und ich kann sehen das er die gleichen Gedanken hat wie ich. In Johns Augen liegt eine Art Entschuldigung für diese Rede. Alle Gäste sehen verwirrt und beschämt aus. Sherlock macht eine kleine Pause und sieht nach vorne bis er etwas sehr überraschendes sagt. „Was ich damit sagen will ist, dass ich das mit Abstand, unangenehmste, rüdeste, ignoranteste, und alles in Allem widerlichste Arschloch bin, dem zu begegnen jemand das Pech haben kann." Oh dieser Idiot! Erleichtert atme ich aus, er hat extra das Arschloch raushängen lassen. Alle Gäste wirken noch verwirrter als vorher und John blickt absolut überrascht zu Sherlock auf. „Ich bin dem Tugendhaften gegenüber geringschätzig, der Schönheit gegenüber blind und bin verständnislos wenn ich dem Glück gegenüber stehe." In Sherlocks Stimme schwingt ein Hauch Traurigkeit mit. „Wenn ich also nicht verstanden habe das ich der Best Man sein sollte, dann deswegen weil ich nie erwartet hätte jemandes bester Freund zu sein. Und gewiss nicht der beste Freund des tapfersten und gütigsten und verständigsten Menschen dem ich, dem ich jemals das Glück hatte zu begegnen." Oh Sherlock. Mir fällt es wie Schuppen von den Augen. „John, ich bin ein lächerlicher Mann, erlöst nur durch die Wärme und Beständigkeit deiner Freundschaft,..." Oh verdammt. Wieso habe ich es nie vorher bemerkt? „...aber da ich offenbar dein bester Freund bin, kann ich dir leider nicht zur Wahl deiner Gefährten gratulieren. Doch eigentlich jetzt schon. Mary." Mit verstecktem Mitleid und einem  aufgesetztem Lächeln, sehe ich zu ihm hoch. „Wenn ich sage das du diesen Mann verdienst, ist dass das größte Kompliment zu dem ich fähig bin." Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie schwer es gerade sein muss für Sherlock diese Rede zu halten. „John. Du warst in einem Krieg, hast eine Verwundung erlitten und einen tragischen Verlust. Nochmals letzteres tut mir wirklich sehr Leid." Ich erinnre mich ungern an die Zeit zurück als ich John kennengelernt habe, er war so zerbrochen und am Boden zerstört, vom Gedanken ,dass Sherlock gestorben wäre. Was wenn er das selbe gefühlt hat wie Sherlock es anscheinend tut? Was wenn er es immer noch macht? Dan begehen wir hier einen Fehler. „Also bedenke, heute sitzt du zwischen der Frau die du geehelicht hast und dem Mann den du gerettet hast. Kurz gesagt den Menschen, von denen du auf der Welt am meisten geliebt wirst. Und ich weiß das ich auch für Mary spreche, wenn ich sage wir werden dich nie im Stich lassen und um das zu beweisen haben wir ein ganzes Leben vor uns." Oh Sherlock... 


(Nachdem Sherlock gegangen ist)

Suchend sieht sich John um. „Hast du Sherlock gesehen? Seitdem er Geige gespielt hat, habe ich ihn nicht mehr gesehen." Ich seufze auf. Wie kann John bloß so blind sein? „John, kann ich kurz mit dir reden?" Seit Sherlocks Rede habe ich nachgedacht und der Verdacht das nicht nur Sherlock in John verliebt ist, sondern auch John in Sherlock hat sich verstärkt. Wie ist mir das nur nie aufgefallen? Allein wie John Sherlock ansieht. Wie er von ihm spricht und was er für ihn tun würde. Es könnte auch sein das er einfach nur sein bester Freund ist, aber ich muss einfach mit John darüber sprechen. Wenn ich nicht mit ihm darüber rede, werde ich mich für immer schlecht fühlen und wenn ich Recht habe und John in Sherlock verliebt ist, dann sollten wir auch nicht verheiratet sein. Verwirrt sieht mich John an. „Ist es wichtig? Ich wollte eigentlich gerade was mit Sherlock besprechen." „Ja es ist wichtig. Können wir raus gehen?" Mit einem verwirrten Ausdruck folgt mir John vor die Tür. Ich hole tief Luft und sehe ihn an. „Okay... du musst jetzt ehrlich zu mir sein und vor allem musst du ehrlich zu dir selbst sein." John steht die Verwirrung förmlich ins Gesicht geschrieben. „Was-" „Bist du in Sherlock verliebt?" platzt es einfach aus mir raus. John sieht mich für ein paar Sekunden einfach nur an. Schnell gehender Atem, erhöhter Herzschlag: Ich hab ins Schwarze getroffen. Fuck. „W-wie... Wie kommst du da- darauf?" Stottern: noch ein Anzeichen. „Ja oder Nein, John: Bist du in Sherlock verliebt?" John atmet schwer aus, lehnt sich gegen die Wand des Korridors und lässt den Kopf gegen den kalten Marmor fallen, sodass sein Blick nach oben gerichtet ist. „Ehrlich? Ich weiß es nicht. Mary... Es ist nicht so einfach, okay? Ich liebe dich. Wirklich. Aber..." John dreht den Kopf zu mir. In seinen Augen schimmern die Tränen. „Aber Sherlock ist etwas anderes. Ich kann dir nicht erklären wie ich für ihn fühle und ich will es auch nicht, weil das hier unsere Hochzeit ist." Innerlich fluchend, kämpfe ich gegen die aufsteigenden Tränen an. „Nur das der Bräutigam jemand anders liebt, als die Braut, oder? Ich kann nicht mit jemanden den Rest meines Lebens verbringen, der, verflucht noch mal, mit jemand anderem glücklicher wäre. Und nicht nur mit irgendjemanden. Nein. Mit seinem fucking besten Freund, der fester Bestandteil seines, unseres Lebens ist und weiterhin sein wird." „Mary..." „Außerdem verdienst du es glücklich zu sein und Sherlock auch." John sieht mich, unter seinem Schleier von Tränen, verwirrt an. „Was meinst du mit Sherlock auch?" Er hat es wirklich nicht bemerkt. „Fuck John. Seine ganze Rede war ein einzelner Liebesbrief an dich. Er ist früher gegangen, weil er es nicht mehr aushält dich mit mir, hier auf unserer verdammten Hochzeit, zu sehen. Er hat sein verdammtes Leben zwei Jahre lang, in Folter und Qual verbracht, während er die ganze Welt glauben lassen hat, er sei tot, nur um dich zu beschützen. Er würde jederzeit sein Leben opfern um deins zu beschützen. Siehst du es nicht? Er liebt dich." Ich kann förmlich sehen wie John von der Erkenntnis getroffen wird. „Fuck..." Langsam fährt er sich durch seine Haare. „Mary..." Er blickt mich an und ich kann sehen, wie leid es ihm tut. „Ich weiß nicht was ich sagen soll... Ich bin so dumm und du hast das hier einfach nicht verdient. Du bist eine unglaubliche, wundervolle Frau, die es verdient hat, dass jemand sie unsterblich liebt und der ihr auf Knien hinterher rutscht, und nicht jemanden, der Angst vor seinen Gefühlen für seinen besten Freund hat." Ich nicke während die Tränen mir die Wangen hinunterlaufen. „Ich weiß." Ich Presse meine Lippen aufeinander, und lächle ihn dann traurig an. „Und jetzt geh, such Sherlock und rede, verflucht noch mal, mit ihm. Ich will meine Ehe nicht für nichts beenden."

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt