Paris

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John POV

Lächelnd lege ich meine Laptop in meine Tasche und sehe ich nach links aus dem Fenster des Fliegers. Unter uns kann ich schon im Schneegestöber die große, leuchtende Stadt erkennen. Als ich meinen Kopf sanft nach rechts drehe, wird mein Lächeln noch stärker. Auf meiner Schulter kann ich aus dem Augenwinkel nur viele, schwarze, unordentliche Locken erkennen. Ich atme tief ein und rieche, den mir den so vertrauten Duft nach Chemikalien, Aftershave und unserem Shampoo. Sherlock schläft schon fast den ganzen Flug unbewegt auf meiner Schulter. Das sieht echt ungemütlich aus. Ich bin für Sherlock einfach zu klein um sich gemütlich an meine Schulter zu lehnen. Bestimmt wird er später Nackenschmerzen haben. Als durch die knisternden Lautsprecher bekannt gegeben wird, das wir in 10 Minuten landen werden und wir uns bitte anschnallen sollen, mache ich meinen Gurt zu und fahre ich mit meiner Hand sanft über Sherlocks Oberschenkel. „Sherlock..." Mit einem lautem Gähnen, öffnet Sherlock langsam und fragend die Augen. „Hey... Wir landen gleich." Sherlock streckt sich und dehnt sein Nacken, und ich kann nicht anders als ihn einfach anzustarren. Verschlafen sieht er sogar noch sexyer aus als sonst. Es sind jetzt schon drei wundervolle, perfekte Wochen vergangen, seit Sherlocks Geburtstag und ich kann es einfach immer noch nicht fassen das wir jetzt zusammen sind. Sherlock fährt sich mit der Hand durch die Haare, stoppt und sieht lächelnd zu mir. „Du starrst." Mir schießt zwar die Röte ins Gesicht, trotzdem sehe ich ihn aber weiterhin an. „Na und?" Sherlock zuckt nur mit den Schultern und lehnt sich zu mir. „Du bist süß." flüstert er in mein Ohr. Ich bin überzeugt davon, das ich noch roter als eben geworden bin und sehe nun doch zu Boden. Wieso kann er bloß so... so verdammt süß, aufmerksam und liebevoll sein? Ich hätte vor einem Monat nie gedacht das er so viele Gefühle zeigen kann. Natürlich ist er in viele Situationen immer noch nicht emphatisch, halt ein hochfunktionaler Soziopath, und er kann sich wirklich immer noch sehr gut wie ein riesiges Arschloch aufführen, aber nicht wenn es um uns geht und irgendwie habe ich mich auch schon an seine „Freundlichkeit" gewöhnt und kann gut damit umgehen. Als der Flieger laut und polternd auf der Erde aufkommt, werde ich abrupt aus meinen Gedanken gerissen.

Die Kälte schlägt mir hart, mit einer Ladung Wind und Schnee ins Gesicht und ich ziehe zitternd meine Kapuze tiefer in mein Gesicht. Wir haben, nachdem wir ausgestiegen sind, unsere Koffer geholt und stehen jetzt vor dem Haupteingang des Flughafens von Paris, mitten in der Kälte, dem Schnee und der Dunkelheit. Sherlock winkt ein Taxi heran und der Kofferraum des Wagens öffnet sich. Nachdem wir unser Gepäck verstaut haben, steigen wir hinten ein. „Salut, Monsieurs. Où voulez-vouz aller?" Was? Ich besitze so gut wie keine Kenntnisse in Französisch, obwohl ich es fünf Jahre in der Schule hatte. „À le Meurice dans la Rue de Rivoli, 01. Arrondissement, sil-vouz plaît." antwortet Sherlock neben mir fehlerfrei. Also ich glaube zumindest es war fehlerfrei, ich hab keine Ahnung, aber es hat sich gut und verdammt heiß angehört. Ich sehe ihn überrascht an. „Du sprichst französisch?" Sherlock lacht leise und verschränkt unsere Hände miteinander. „Ich habe gerade nur die Adresse unseres Hotels genannt, aber ja ich spreche französisch." „Woher?" „Mir war, als du letztens auf der Arbeit warst, langweilig, und ich habe gedacht es wäre wohl praktisch Französisch zu können, wenn wir in Paris Urlaub machen werden." Ich lache auf. „Und dann hast du mal einfach so schnell die Sprache gelernt. Du bist einfach faszinierend." Sherlock lächelt und halte es nicht mehr aus und küsse ihn. Er ist einfach so verdammt süß und unser letzter Kuss war noch in England. Der Fahrer des Taxis wirft einen lächelnden Blick im Rückspiegels zu uns. „Êtes-vous ici ein lune de miel?" Was? Fragend sehe ich zu Sherlock, der anfängt zu lachen. Was geht hier ab? „Oh non. Nous ne sommes ensemble que depuis trois semaines." Sherlock klingt echt extrem attraktiv wenn er französisch redet, aber ich will wissen was sie sagen, bis ich bemerke das  Sherlock anscheinend gerade wirklich Smalltalk redet, und ich einfach nur verwirrt bin. „Du musst wirklich sehr gut drauf sein. Du machst gerade Smalltalk." „Ich habe auch einen sehr guten Grund, gut drauf zu sein." Lächelnd lehne ich mich an seine Schulter, sehe aus dem Fenster und rufe mir in den Kopf, dass das gerade wirklich passiert. Ich sitze wirklich gerade mit Sherlock, meinem Freund, ein Tag vor Weihnachten, in einem Taxi in Paris. Nach einer kurzen Zeit unterbreche ich die Stille. „Sherlock?" „hmm?" „Kannst du wieder etwas auf französisch sagen? Du klingst echt heiß." Sherlock sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du weißt doch gar nicht was ich sage." „Ja, eben." Sherlock lacht auf und sieht mich dann lächelnd an. „Tu es juste parfait. Tu es douce, jolie, attirante, courageuse, désintéressée et intelligente et je ne comprends pas ce que j'ai fait pour te mériter. Je t'aime, John." Seine Stimme ist nicht mehr als ein Wispern und in seinen Augen kann ich die Ernsthaftigkeit  und die große Menge von Gefühlen erkennen. Ich starre ihn an. Obwohl ich nicht weiß was er gesagt hat, läuft mir ein Schauer den Rücken hinunter. „Wow... Ich wünschte ich wüsste was du gerade gesagt hast." Sherlock sieht mich belustigt an. „Ich dachte es gefällt dir gerade weil du nicht verstehst was ich sage." „Ja das habe ich gedacht bevor du, was auch du auch immer gesagt hast, gesagt hast." Sherlock sieht mich grinsend an. „Ich könnte dir das auch noch auf Spanisch oder Italienisch sagen." Immer fassungsloser sehe ich ihn an. „Wieso kannst du drei andere Sprachen sprechen? Und wieso weiß ich davon nichts?" „Ich kann fünf andere Sprachen sprechen, aber ich finde das sich auf Russisch oder Deutsch sich die beiden Sätze nicht so schön anhören." Lachend schüttle ich meinen Kopf. Wieso wundere ich mich überhaupt noch? Immer noch neugierig, was er gesagt hat, erwidere ich: „Oder du sagst mir das einfach auf Englisch, sodass ich es auch verstehe." Kurz sieht es so aus, als würde Sherlock mir wirklich sagen was er eben gesagt hat, bis er lächelnd den Kopf schüttelt. „Bitte?" Gott, höre ich mich verzweifelt an. „Wie wärs wenn ich es dir morgen, als weiteres Weihnachtsgeschenk, sage." „Auf Englisch?" frage ich misstrauisch nach. „Auf Englisch." sagt Sherlock lachend. Das Taxi hält und der Fahrer sieht lächelnd zu uns nach hinten. „20 Euros, sil-vouz plaît." Sherlock drückt ihm einen blauen Schein in die Hand und steigt aus. „Au revoir." murmle ich und folge Sherlock, der schon unser Gepäck in der Hand hält, auf den nassen, eisigen Gehweg. „Was ein Scheißwetter..." murmle ich etwas angepisst und nehme einen Koffer in die Hand. „Besser als in London." erwidert Sherlock. „Trotzdem scheiße." 

Johnlock OneshotsWhere stories live. Discover now