41 SLOW HANDS

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Viel mehr ist bei den Zeilen, welche mir in den Sinn kamen, nicht passiert.
Ich hätte hinterfragen können, warum ich auf einmal das Bedürfnis hatte mich wieder ans Klavier zu setzen, nachdem ich ja einige Wochen abstinent war.
Ich hätte hinterfragen können, warum mir ausgerechnet diese Zeilen in den Sinn kamen und woher die Überlegungen zu Liebe und Anziehung kamen.
Theoretisch, irgendwo tief drinnen, vergraben und ignoriert, weiß ich das auch. Aber ich bin nicht bereit darüber aktiv nachzudenken.

Wozu ich allerdings absolut aktiv breit war, war mich erst in die Küche und dann in mein Schlafzimmer zu schleichen. Absoluter Irrsinn mich durch mein eigenes Haus schleichen zu müssen, aber ich hatte einfach keine Lust mich der Inquisition, personifiziert durch Niall und Liam, zu stellen. So wie ich Liam kenne, würde er mich zwar nicht dazu zwingen über das Treffen mit Harry zu berichten. Nein er wartet bis man selbst damit kommt. Aber er hat eben so eine Art an sich, dass man es ihm trotzdem ziemlich direkt erzählen will, einfach weil man weiß, dass er geduldig warten würde und das will man den Teddy-Augen einfach nicht antun.
Niall ist da doch ein anderes Kaliber. Er nervt einfach so lange, bis man sich breitschlagen lässt und ihm „freiwillig" alles erzählt was er wissen will, einfach nur damit es endlich aufhört. Da hält aktuell Zayn den Rekord. Er hat es volle 52 Stunden und 39 Minuten ausgehalten sich dem Iren zu widersetzen. Den Kuchen dafür hatte er sich verdient.

Jedenfalls hatte ich es geschafft mir unentdeckt eine Flasche Wasser zu holen und ins Bett zu kommen. Denn JA ich hatte die beiden flüstern hören, als sie zurück gekommen sind.

Und irgendwie wollte ich dann Harry schreiben. Aber das wäre super seltsam.
Immerhin hatten wir gefühlt den ganzen Tag zusammen verbracht und es war kein Date. Ich halte ihn auf jeden Fall für groß genug, sicher nach Hause zu kommen. Haha groß. Natürlich ist er groß genug. Ich frage mich was an ihm sonst noch... Nein. Aus.

Ich wäre wirklich dankbar um einen traumlosen Schlaf gewesen. Und obwohl ich mich nicht an jedes Detail erinnern kann, blitzen immer wieder Bilder von langen Beinen, vollen Lippen, braunen Locken und diesen grünen Augen auf. Also halte ich meine Lider noch einen Moment geschlossen nach dem Aufwachen, um die Bilder noch ein klein wenig länger vor mir zu haben. Angezogene Bilder wohlgemerkt. Na gut.. nicht vollständig.
Irgendwann werde ich aber doch zappelig und als ich mich überwinden kann meine Augen doch zu öffnen, blicke ich leider nicht in grüne, sondern in blaue Augen.

Keine Ahnung wie lange Niall mich schon beim schlafen beobachtet, aber er liegt neben mir auf der Seite, den Kopf auf dem angewinkelten Arm abgestützt und grinst mich gruselig an.

Wieso vergesse ich eigentlich ständig meine blöde Tür abzuschließen?!
Und wieso lässt Liam so etwas verdammt nochmal zu?!

"Nein."
"Louis.. komm schon.. du willst es doch auch.." flüstert Niall mir zu und wackelt dabei mit den Augenbrauen.
"Geh weg."
"Na los, wehr dich nicht dagegen.. es wird doch sowieso passieren.." flüstert er weiter.
"Neil. Nein. Lass mich."
"Du kannst mir nicht widerstehen.." Er kommt mir immer näher und fängt sogar an mir durch die Haare zu streichen.

Ich muss zugeben.. Ich habe wenig bis gar nichts für Katzen übrig, aber jedes Mal wenn mir jemand den Kopf krault, könnte ich anfangen wie eine zu schnurren. Und das weiß er leider.

"Lass dich einfach drauf ein.. Es tut auch nicht weh.."

Ok, Moment. Will er mich über Gestern ausquetschen, oder mit mir ins Bett? Im Bett sind wir immerhin schon.. Wie werde ich diesen Deppen also wieder los, um mich noch ein klein wenig länger und in Ruhe an den Bildern in meinem Kopf zu ergötzen und vielleicht auch endlich meinen ersten Kaffee zu inhalieren.

"Alles klar Baby, wenn du schon so fragst.." raune ich ihm mit meiner besten Schlafzimmerstimme zu, entknote meine Hand aus der Bettdecke und streiche ihm langsam über den Oberschenkel immer höher.
Sofort springt er auf und macht ein paar Schritte weg vom Bett. Wahrscheinlich quiekt er auch in einer Frequenz, die vermutlich nur Hunde hören. So sieht jedenfalls sein Gesicht aus.

"Tut mir leid, Louis. Ich konnte ihn nicht aufhalten, er hat mich sogar gekratzt!" Mit diesen Worten wünscht mir also auch Liam einen guten Morgen von der Tür aus.
Wieso tauchen die beiden eigentlich ständig früh morgens in meinem Schlafzimmer auf?!
Er deutet auf den kleinen Kratzer auf seinem Arm und kommt mit der Tasse, die er in der Hand hält näher, ehe er sie auf der nachttischartigen Verlängerung meines Kopfteiles abstellt.

Der Geruch von heißem Kaffee besänftigt mich tatsächlich und ich muss ein Schmunzeln unterdrücken, als ich daran denke, dass Harry mich wegen der fehlenden Milch als Psychopathen bezeichnet hat.

"Eh.. Was hast du mit Niall angestellt?"
Besagter Niall steht noch immer neben dem Bett und sieht mich mit großen, verstörten Augen an.

"Er wollte es auch und schämt sich jetzt."
"Nicht dein Ernst."
"Simpel, aber effektiv." Antworte ich ihm mit einem Schulterzucken und greife nach meiner Tasse.

"Lou bitte.."
"Willst du eine zweite Runde?" ganz unschuldig klimpere ich mit den Wimpern. Im Augenwinkel sehe ich, dass Liam sich sehr zusammen reißen muss um nicht los zu lachen.
"I-Ich.. N-Nein.. Liam wirklich, d-da war gar nichts. Louis! Jetzt bitte.."

Jetzt können wir uns definitiv beide das Lachen nicht mehr verkneifen und prusten gleichzeitig los.

"Ach ihr seid doch scheiße!"
Und schon stürmt der kleine wütende Kobold aus meinem Schlafzimmer und poltert die Treppen runter.
Halleluja! Endlich Ruhe.

Liam sieht mich nur kurz mit seinem Liam-Blick an und will sich schon wegdrehen als ich neben mir aufs Bett klopfe und er sich dann doch zu mir setzt.
"Danke, dass du ihn Gestern aus dem Haus geschafft hast."
"Ach, das war doch nichts!"
"Doch wirklich, die Ruhe war gut.."
"Du weißt, ich würde dich nie zu etwas drängen, also frage ich nur: wie war's?"
"Gut. Es.. Es war echt schön.." antworte ich ihm, wobei mein Blick vielleicht ein wenig verträumt wirken könnte.
Liam lächelt mich einfach nur an und klopft mir aufs Bein. Also er versucht es jedenfalls durch die Decke. Tatsächlich streift er es nur seltsam und trifft mehr das Bett, als mich.

Und dann.. Ja dann erzähle ich ihm von Gestern. Jedes kleinste Detail. Vom ersten Antippen auf Harrys Schulter, über jede seltsame Nicht-Smalltalk-Frage, jede Berührung, jeden Kommentar. Von Anfang bis Ende. Und er hört mir zu, unterbricht mich nicht, nickt hin und wieder und sein anfänglich kleines Zucken im Mundwinkel entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Grinsen.

Ich wollte es wirklich nicht. Ich wollte noch nicht darüber reden und das teilen, weil ich dann darüber nachdenken muss, und dazu bin ich einfach noch nicht bereit.

Verdammte Teddy-Augen!

Thank You..Onde histórias criam vida. Descubra agora