Thank You..

2 YOU CAN TALK TO ME

ICH 16:05
Hey Bitsch..
Ja und Ja.. war heftig heute aber das ist es ja eigentlich immer..
Ich glaube sonst wäre das ganze „Projekt" auch ziemlich umsonst..
Love ya too

MIA 16:10
Sorry war auf Klo.. hat gedrückt ;)
Soll ich anrufen? Hab hart keine Lust zu tippen eigentlich.

ICH 16:10
Jesus.. Hemmungen kennst du auch nicht oder?
Ja ruf an, aber gib mir noch nen Moment ich drück mir noch nen Kaffee..

Ich liebe meine beste Freundin, aber manchmal macht sie mich fertig..

Mit ihrer sehr offenen und trockenen Art schafft sie es aber mal wieder mich zum Lächeln zu bringen und das war wahrscheinlich auch ihre Absicht.

Ich gehe in die Küche, drücke mir noch einen Kaffee, schütte Milchrein, weil Kaffee schwarz.. nein.. einfach nein.

Zurück auf dem Balkon sehe ich auch schon mein Handy aufleuchten und gehe ran.

„Hab ichs geschafft?" Kein 'Hallo Harry wie war dein Tag?', keine Begrüßung, nichts. Aber gut, ich kenne sie und bin ihr echt dankbar für Alles.. „Ja hast du aber das wäre auch anders gegangen" antwortete ich mit einem Lächeln.

„Ich weiß, aber so macht es mehr Spaß wenn ich damit gleichzeitig noch ein bisschen verstören kann." Diese Frau..

„Also wie wars heute? Du weißt du musst mir nichts erzählen aber ich habe immer ein offenes Ohr für dich egal wann und wo."

Und dafür liebe ich sie. Mia und ich kennen uns seit mittlerweile 12 Jahren und obwohl wir uns am Anfang so gar nicht leiden konnten und ich fast schon von Hass sprechen würde, fangen so doch irgendwie immer die besten Freundschaften an oder?

Wir haben in unserer Jugend zu Hause fast jeden Tag gemeinsam verbracht. Zwar sind wir auf verschiedene Schulen gegangen, aber nach der Schule und am Wochenende wurde uns nie langweilig. Ich bin im Nachhinein einfach nur froh, dass wir damals durch gemeinsame Freunde aufeinandergeworfen wurden, wohl eher in der Intention uns zu verkuppeln, war uns beiden dann nach der anfänglichen Ablehnung, die wohl eher dem Grund des Zusammenwerfens geschuldet war, klar das wir absolut auf einer Wellenlänge sind.

Sie war kein typisches 14-jähriges-girly-Mädchen und ich war kein typischer 14-jähriger pubertärer Arsch. Ich denke zumindest, dass ich das nicht war.

Und seitdem konnten uns nicht mal die hunderte Kilometer Entfernung zwischen London und meiner Heimatstadt Sheffield trennen, die seit bald 7 Jahren zwischen uns liegen.

Im Gegensatz zu Ihr hatte ich immer das Bedürfnis von dort wegzukommen und wo anders zu leben. Zumal ich auch meinen Berufswunsch dort nichtso hätte ausleben können, wie ich es hier kann. Natürlich haben mit den Jahren auch noch andere Themen mit in diese Entscheidung reingespielt, aber ich rede mir gerne ein es wäre hauptsächlich wegen der Ausbildung gewesen.  Sie war allerdings immer noch glücklich in der Heimat und das war absolut schön und in Ordnung. Wir schafften es auch uns alle paar Monate zu sehen, wenn ich sowieso in die Heimat fahre um meine Familie zu besuchen.

Natürlich hatte es auch einen bitteren Beigeschmack weg gezogen zu sein..

Ich verpasse viel in der Familie und kann nicht zu allen Feierlichkeiten da sein. Zum einen wegen der Entfernung und zum anderen wegen meiner Arbeit, da kann ich mir die Abende nämlich nicht aussuchen, ich werde eingeteilt wie ich gebraucht werde. Und natürlich vermisse ich auch Mia. Es ist einfach nicht das gleiche sich immer nur über Nachrichten und Telefonate auszutauschen, aber so ist es immerhin besser als nichts und ich weiß, wir sind trotz der Entfernung immer bedingungslos für einander da.

Obwohl ich in letzter Zeit das Gefühl habe dass sie mehr für mich da sein muss als andersrum, aber es ist auch einiges passiert.. oder es passiert einiges und es wird auch wieder anders sein.

Irgendwann merke ich, dass ich seit mehreren Minuten nicht geantwortet habe und in meinen Gedanken festhing..

„Sorry ich war wohl kurz weggetreten."

„Alles gut, nur die Ruhe"

„Naja im Grunde war es halt echt wie immer, er hat mich absichtlich provoziert, ich wurde wütend und hab geheult weswegen ich noch wütender wurde.. das Gleiche spiel wie sonst auch."

„Mhh..du weißt aber warum er das macht oder..?"

„Ja, ich denke schon. Ich weiß, dass er echte Reaktionen provozieren will und keine wohl überlegten Antworten haben will, wobei ich ja auch nicht JEDE Aussage die ich treffe durchdenke, ich rede halt einfach langsam.. aber es ist trotzdem scheiße"

„Ist mir schon klar dass du das scheiße findest, aber das muss halt auchecht mal sein. Das heißt ja auch nicht, dass du sonst nicht echt reagierst, aber du bist deutlich launischer und emotionaler als dunach außen hin immer rauslässt und das ist einfach nicht gut auf Dauer, das sage ich dir seit Jahren.."

„I know Bitsch.. aber ändre mal Muster die du seit Jahren lebst mit einem Fingerschnippen.. das wäre mal was"

„Uhhh das wäre der Shit! Nein aber im Ernst, lass dich drauf ein"

„Sicher lasse ich mich drauf ein, sonst würde ich ja nicht hingehen."

„Oh Mann.. du weißt genau wie ich das meine Boy! Aber gut, was hast du dir diesmal ausgesucht umzusetzen?"

Das war so etwas was ich mir in dem ganzen Rahmen der Therapie vorgenommen habe..

Mir für jede Woche ein Ziel zu setzen das ich erreichen will. Sei es, meinen Sarkasmus bei neuen Leuten minimal runter zu fahren die ihn nie verstehen werden, oder wieder mehr zu kochen, was ich eigentlich wirklich gut und gerne mache.. aber für mich alleine zu kochen ist irgendwie witzlos wodurch ich auch einige Kilo verloren habe nach der Trennung.. aber ich koche jetzt wieder mindestens dreimal die Woche selbst. Auch versuche ich in winzig kleinen Babyschritten aus meiner Komfortzone zu kommen und zu lernen mich damit wohlzufühlen.

„Naja.. du weißt ja ich versuche in letzter Zeit wieder Spaß an den Sachen zu finden die ich früher gerne gemacht habe.. also ja.. das ist der Plan mir davon wieder was rauszusuchen"

„Wow! Noch kryptischer ging's nicht, oder? Aber gut ich belasse es ausnahmsweise mal dabei weil ich weiß wie schwer es dir fällt.. „

„Ich werde es dir erzählen, wenn ich es geschafft habe.. das verspreche ich dir"

„Das musst du nicht mir versprechen, sondern dir selbst"

„Natürlich Meister Yoda"

„Ich hasse dich"

„Du liebst mich"

„Fuck"

„Und mit dieser geistreichen Aussage beende ich nun das Gespräch, ich muss nämlich noch einkaufen gehen.. Bye Bitsch ich hab dich lieb"

„Bye Boy und meld dich wenn was ist!"

Ich wusste, dass sie darauf keine Antwort brauchte also lege ich auf, ging zurück in die Küche um eine Liste zu schreiben und quäle mich doch nochmal nach draußen um Einkaufen zu gehen.