15 I'M NOT DONE YET

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Am nächsten Morgen werde ich früh wach. Scheinbar hatte ich es in meinem „Zustand" gestern nicht mehr geschafft, die Vorhänge zuzuziehen und damit die großen Fenster zu verdunkeln.
Nach einigen Minuten des Versteckspielens mit meiner Decke, welches die Sonne gewinnt, schleppe ich mich ins Bad, erleichtere mich und putze mir erst einmal die Zähne. Nicht einmal das habe ich gestern noch auf die Reihe gekriegt, aber einmal wird mich schon nicht umbringen.

Nachdem ich meinen ersten Kaffee auf dem Balkon getrunken hatte, und mir langsam einbilde, dass das Koffein anfängt zu wirken merke ich, wie mich so etwas wie ein überfallartiger Tatendrang überkommt.

Tatsächlich habe ich irgendwie schon gestern bei dem Gespräch kurz darüber nachgedacht.. Nach Jakes Auszug aus der Wohnung hatte ich kaum etwas darin verändert. Immerhin stammt auch fast die ganze Einrichtung von mir. Ein Sammelsorium aus verschiedenen alten und neuen Möbeln, Flohmarktfunden und Pflanzen. Vielen Pflanzen. Und ich mag meine Wohnung. Ich fühle mich hier zuhause und geborgen.

Aberals Jake hier war.. da ist mir erst so RICHTIG aufgefallen, dass sich hier nichts verändert hat. Beinahe als wäre einfach nur ein Mitbewohner ausgezogen, kein Grund etwas zu ändern. Aber er war nunmal nicht nur ein Mitbewohner.

Es ist, als würde ich erst jetzt richtig damit beginnen in diese sagenumwobene Phase nach einer Trennung zu fallen. Gut, meine Haare hatte ich ziemlich direkt abgeschnitten.. Aber der Rest.. Ich bin einfach wieder in den Alltag eingestiegen und habe weitergemacht..

Aber jetzt sehe ich mich um und entdecke immer wieder Ecken, die mich stören. Also hänge ich Bilder ab, ziehe Kissen ab, räume alle Pflanzen in eine Ecke um sie später neu zu verteilen und wusle nur so durch die Wohnung.

Nachdem ich mich angezogen habe, verlasse ich die Wohnung um mit der U-Bahn zum nächsten Möbelhaus zu fahren. Ich packe alles ein was mir spontan Freude bereitet. Neue Bezüge, Vorhänge, Lichterketten, Tassen, allerhand Kleinkram.. Natürlich auch ein paar Kerzen, und an Pflanzen kann ich auch nicht vorbei laufen, ohne dass mindestens eine meinem Wagen landet. Kurz vor den Kassen sehe ich sogar noch Farbeimer stehen und entscheide mich kurzerhand dazu, das Schlafzimmer neu zu streichen, da ich Farbe die Jake damals ausgesucht hatte noch nie wirklich mochte.

Meine großen Hände erscheinen tatsächlich einmal als nützlich, als ich mit viel zu vielen Tüten bepackt wieder Richtung U-Bahn laufe und mich dort mit grenzdebilem Grinsen, weil ich mich einfach darauf freue die neuen Sachen direkt zu verteilen und mich an die Arbeit zu machen, durch die Tür quetsche.
Auch die zwei Stockwerke bis zu meiner Wohnungstür können meine Laune nicht trüben.

Mit einem ächzen lade ich erst einmal alles im Flur ab und ziehe mich heute schon zum zweiten Mal um, als ich in eine alte Jogginghose steige und ein Shirt überziehe das schon von diversen Umzügen und Streichaktionen gekennzeichnet ist.

Ich schiebe auch direkt das Bett in die Mitte des Raumes (Wer bitte hat entschieden, dass Betten so schwer sein müssen?!), rolle den Teppich ein und nehme die alten Vorhänge ab.

Ich liebe es zu streichen, schaffe es aber jedes Mal, sobald ich den Eimer öffne, mehr Farbe an meinem Körper zu haben, als jemals geplant war. Abzukleben brauche ich nicht, meine Hand ist ruhig genug für die Kanten, also mache ich mich direkt ans Werk, sodass die Farbe genug Zeit hat zu trocknen und ich den Raum heute doch noch abschließen kann.

Nach einer kurzen Pause, wirklich nur kurz um den Elan nicht zu verlieren, tausche ich im Wohnzimmer einige der alten Bilder durch neue aus, hänge dort die neuen Vorhänge auf - kein Raum ist je WIRKLICH gemütlich ohne Vorhänge – und beziehe die Kissen auf dem Sofa neu. Im Badezimmer müssen die alten Handtücher neuen weichen, in der Küche stelle ich die neuen Tassen ins Regal, nachdem ich sie gespült habe. Den Esstisch zieren neue Sets und als ich sicher bin, dass genug Zeit verstrichen ist mache ich auch das Schlafzimmer fertig.

Thank You..Where stories live. Discover now