32 WE WROTE AND WE WROTE

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Puh.. Ich kann ihm ja jetzt schlecht auf die Nase binden, dass ich mir eventuell schon ein paar kleine und unausgereifte Gedanken gemacht habe. Zu einem Treffen, von dem ich bisher nur in meinem Kopf ausgegangen bin, weil er das ja unmöglich hatte ernst meinen können.

Nein, das werde ich auf keinen Fall tun.

Ob man ausgerechnet in der Badewanne über so etwas schreiben sollte, sei auch mal dahin gestellt. Muss ja keiner wissen.

Ok, also wie verpacke ich es jezt nicht creepy, dass ich mir tatsächlich schon Gedanken gemacht habe..?

"Hey,
na gut, dann gebe ich mich geschlagen..
Was würdest du davon halten, in den Kensington Park zu gehen und einen Kaffee zu trinken?
Zeitlich bin ich leider nicht ganz so flexibel..

Harry"

Na das geht doch klar, oder?
Abschicken, ehe ich es mir anders überlegen kann.
Es ist schon bedenklich genug, dass ich die ganze Zeit geistige Selbstgespräche führe..
Kurz und schmerzlos.
Stell dich einfach ein mal nicht so an, Harry.
Verdammt! Schon wieder.
So komme ich nie zur Ruhe.

Also schalte ich mein Handy komplett aus, nehme mein Weinglas in die Hand und lasse mich wieder zurück ins warme Wasser sinken.
Ja, das ist schon besser.

Tatsächlich bin ich echt froh, am nächsten Tag arbeiten zu müssen. So bin ich immerhin die Hälfte des Tages abgelenkt. Also theoretisch zumindest..
Praktisch habe ich mich gestern nicht mehr getraut mein Handy wieder einzuschalten, was ein Spiel mit dem Feuer war, denn so musste ich statt mit sieben Weckern, mit nur Zweien hoffen rechtzeitig wach zu werden.

Leider ist so eine Mittagspause ohne Handy recht langweilig, schließlich lese ich auf dem Teil auch seit ich meinen Kindle in der Badewanne versenkt habe.
Mein Grundsatz mit den elektronischen Geräten in der Wanne kommt ja nicht von ungefähr.. Naja auf ALLE Geräte greift er jetzt auch wieder nicht, nur halt auf die, die auf keinen Fall ins Wasser fallen sollten. Aber zu meiner Verteidigung zum Kindle war da auf einmal eine riesengroße Spinne an der Wand gegenüber!

Dass ich der einzige Raucher meiner Abteilung bin, hat normalerweise den sehr angenehmen Nebeneffekt, dass ich in den Pausen meine Ruhe habe. Einfach mal kurz abschalten vom ständigen Quatschen und Lästern und Beschweren.. Nicht falsch verstehen. Ich liebe das. Aber ich brauche davon auch in meiner Pause einfach mal Pause.
Also rauche ich, lese ich und schiebe mir zwischendurch eine Banane zwischen die Zähne.
Kein Mensch kann mir erzählen, dass er in der Mittagspause dick essen kann und danach nicht ins Mittagstief-Fresskoma fällt, weil er sich die riesige Portion vom Rest des Abendessens vom Vorabend in unter 30 Minuten reingeschoben hat.
Da bleibe ich lieber beim puren Mittagstief und verzichte auf den komatösen Teil.

Nur finde ich den angenehmen Nebeneffekt heute weniger angenehm. Ich könnte ja auch einfach meine Eier suchen und mein Handy anschalten. Muss ja auch nicht auf Instagram schauen..

Na gut, überredet.

Fast schon stolz auf mich, schaffe ich es direkt Mia zu antworten, die mir begeistert davon schreibt, dass es mit ihrer Flamme nach der Ansage gestern wohl besser läuft. Und das freut mich wirklich! Sie hat es definitiv verdient und ich habe auch immer noch ein schelchtes Gewissen, weil ich so Ich-bezogen war.

Allerdings schaffe ich es nicht mich auf meinen Psychothriller zu konzentrieren und schließe entnervt die App, nachdem ich ein und den selben Absatz schätzungsweise elf Mal gelesen habe, ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, was da steht.

Und dann muss ich erschreckend feststellen, dass ich anscheinend neun Minuten lang auf die kleine Eins im Instagramsymbol gestarrt habe, denn meine Pause ist um.

Jetzt weiß ich, dass ich eine Nachricht habe, die vermutlich von Louis ist, kann sie aber nicht lesen, weil ich bis zu den Ellbogen in Gipsmasse stecke. Glückwunsch, jetzt bin ich die nächsten drei Stunden damit beschäftigt einen Hasenkopf zu formen, denke dabei aber nur darüber nach, was da wohl stehen könnte. Dementsprechend wenig beteilige ich mich am neusten Tratsch, der von meinen Kolleginnen in der Kantine aufgeschnappt wurde (der Flurfunk läuft hier besser als für Einige gut wäre) und bin zum Feierabend froh, dass ich es tatsächlich geschafft habe eine hasenähnliche Form hinbekommen zu haben und nicht aus versehen eine Eule oder so geformt habe, weil ich so in Gedanken bin.

Als ich dann auch endlich meine Arme vom Gips befreit habe und den Kittel los bin, kann ich einfach nicht länger warten.

"Hey,
Kensington Park klingt doch gut, da war ich schon eine ganze Weile nicht mehr.
Sag du doch einfach an, wann du kannst.. ich bin da wie gesagt wirklich flexibel.
Schönen Abend noch!"

Ich hätte gestern wirklich mein Handy wieder einschalten sollen! Andererseits hätte ich vermutlich kein Auge zugetan.

"Hey Louis,
ich hätte am Donnerstag frei?
Vielleicht wäre mittags ganz gut.. am Kaffeestand am Teich?
Grüße H"

Sollte ich besorgt darüber sein, dass es mir immer leichter fällt ihm zu antworten?
Immerhin ist er.. Naja ER.

Thank You..Where stories live. Discover now