8.0. Die Spannung

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Wenn die Reise nur eine Reise ist, also ohne neue Figuren, Überfälle oder sonstige spannende Sachen, dann könnt ihr sie gerne überspringen und das nächste Kapitel direkt am Ziel anfangen lassen. Zum Beispiel mit den Worten: »Laila ließ sich erleichtert in das weiche Bett fallen, von dem sie an jedem Tag ihrer zweiwöchigen Reise nach Steinburg geträumt hatte. Ihre Beine taten weh und sie sah bestimmt aus wie eine arme Bettlerin, aber jetzt war sie endlich hier und konnte sich darauf konzentrieren, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Nämlich den Herzog von Steinburg zu töten.«

Viele »langweilige« Sachen können übersprungen oder kurz zusammengefasst werden.

Mehr Spannung ist besser als mehr Seiten!!!!!!!!!

Noch ein Tipp: Manchmal plant eine Gruppe von Figuren etwas, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Es ist etwas langweilig, wenn ihr in einem Kapitel beschreibt, wie der Plan zusammengestellt wird, und er ein paar Kapitel später dann genau so erfolgreich durchgeführt wird. Das ist ja quasi zwei Mal das gleiche und langweilig. Deswegen:

Wenn der Plan scheitern wird, könnt ihr ihn gerne beschreiben, denn er wird ja so nicht passieren. Stattdessen werden die Figuren improvisieren müssen, was definitiv spannend für den Leser ist.

Wenn der Plan hingegen aufgehen wird, dann beschreibt ihn NICHT!!!!!! Beendet ein Kapitel mit den Worten »Ich habe eine Idee« oder so ähnlich und lasst den Leser dann in den nächsten Kapiteln raten, was der eigentliche Plan ist. Es kann zum Beispiel aussehen als würden die Figuren gerade scheitern, aber in Wirklichkeit haben sie das nur vorgetäuscht und alles läuft nach Plan. Nur weiß der Leser es halt nicht. Auf diese Weise entstehen eine Vielzahl an Plottwists und Überraschungen. (Ein Film und ein Buch als Beispiel: John Carter, Das Buch ohne Namen)

Ein leichter Trick, mit der man Sätze spannender machen kann: Benutzt kein Passiv, sondern Aktiv! Zur Verdeutlichung ein Beispiel:

Passiv: Plötzlich wurde ihm der Kopf abgeschlagen, der mehrere Schritte weiter rollte, bevor er liegen blieb.

Aktiv: Plötzlich flog sein Kopf durch die Luft, rollte mehrere Schritte weiter und blieb dann liegen.

Die zweite Formulierung im Aktiv ist definitiv schockierender. Man fragt sich direkt, wer das getan hat und was gerade überhaupt passiert ist. Verzichtet also, wenn möglich, auf passive Formulierungen in spannenden Szenen.

Die Spannung im Mittelteil eurer Handlung zu halten ist manchmal etwas schwer. Meistens könnt ihr langweilige Kapitel aber einfach streichen und, wie gesagt, die wichtigsten Sachen kurz zusammenfassen. Überlegt euch zu jedem Kapitel, was seine zentrale Aussage ist und wie es mit den folgenden Kapiteln zusammenhängt.

Damit meine ich nicht sowas wie »Laila hat gegessen und ist jetzt nicht mehr hungrig«. Warum sollte es für das nächste Kapitel wichtig sein, dass sie nicht mehr hungrig ist?

Ich meine eher sowas wie »Laila hat den Herzog ausspioniert und weiß jetzt, wie sie ungesehen in sein Haus kommt«. Meinetwegen hat sie in diesem Kapitel auch was gegessen, aber das ist für das nächste Kapitel ja nicht wichtig! (Es sei denn, sie bekommt dadurch irgendwelche Superkräfte, aber das schließen wir mal aus.)

Wenn ihr zu jedem Kapitel so eine zentrale Aussage aufgeschrieben habt (am besten in einem Satz), könnt ihr alle Sätze hintereinander einmal durchlesen. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, habt ihr jetzt eine Kurzversion eures Buches vor euch. Sollte euch auffallen, dass eine der Aussagen überhaupt nicht reinpasst, dann überlegt euch am besten nochmal genau, ob ihr das dazugehörige Kapitel wirklich braucht oder ob ihr es irgendwie mit einem anderen zusammenpacken könnt. (Oder ihr fasst irgendwo kurz zusammen, was da passiert.)

Das schlimmste, was euch im Mittelteil passieren kann, ist, dass mehrere Kapitel hintereinander eure Spannung fällt, weil nichts Besonderes passiert. Ich würde normalerweise sagen, dass ihr die betroffenen Kapitel einfach weglasst, aber es kann ja sein, dass sie wichtig sind! Dann habe ich noch einen Trick für euch, der sich etwas brutal anhört, aber fast immer funktioniert:

Löscht eure betroffenen Kapitel, wartet ein oder zwei Tage und schreibt sie dann aus eurem Gedächtnis (!) ganz neu. Dadurch vergesst ihr die unwichtigen, langweiligen Sachen, die ihr zuvor geschrieben habt, und übernehmt nur noch die guten, spannenden Sachen. Eure Kapitel werden direkt viel besser sein!

Ein weiterer Tipp, der damit zusammenhängt: Vermeidet es, zu viele Andeutungen und wischige Formulierungen zu benutzen, wenn eigentlich Klartext gesprochen werden soll. Irgendwann nervt das den Leser nur noch. Manchmal ist es besser, dem Leser die Wahrheit einfach ins Gesicht zu klatschen. Was ist heftiger? Sowas wie »Es war wie damals, als er das Unaussprechliche getan hatte« oder sowas wie »Es war wie damals, als er dem Jungen das Schwert in die Brust gerammt hatte«. Kurz, knapp und direkt ist manchmal besser als wischig, gedehnt und in die Länge gezogen.

Ich hoffe, ich konnte euch helfen :)

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