3.1. Der Charakter und Co.

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Jede Figur muss etwas besonderes sein und sich von den anderen durch irgendwas unterscheiden. Sie muss dem Leser AUF JEDEN FALL irgendwie im Gedächtnis bleiben!!!! Aber denkt daran: Das kann sowohl im positiven als auch im negativen Sinne gemeint sein. Nicht jede Figur wird von den Lesern gemocht. Der größte Fehler, den ihr machen könnt, ist, zu versuchen, eine Figur so hinzubiegen, dass sie auf jeden Fall sympathisch rüberkommt. Es ist VOLLKOMMEN IN ORDNUNG, wenn ein Leser eine Figur nicht mag!!!!!!!!! Vielleicht mögt ihr sie ja (was für einen Autor vollkommen normal ist), aber ihr dürft dann auf keinen Fall anfangen, die betroffene Figur vom Charakter her plötzlich zu verändern, nur, damit die Leser sie mögen!

Erst zum Charakter eurer Figur. Das ist eine Sache, die besonders gut ausgearbeitet sein muss. Wenn nicht sogar DIE wichtigste Sache überhaupt. Ihr müsst wissen, ob eure Figur eher zurückhaltend oder eher vorlaut ist. Eher ruhig oder eher wild. Eher kühl oder eher frech. Ist sie leicht zu provozieren? Fällt es ihr leicht, mit anderen zu reden? Ist sie eher introvertiert oder eher extrovertiert? Ist sie der große Planer oder handelt sie eher spontan?

Das waren jetzt nur ein paar Fragen, um euch in die richtige Richtung zu stoßen. Generell müsst ihr in jeder Situation, in die eure Figur kommt, genau wissen, was sie (ihrem Charakter nach) tun würde.

SEHR WICHTIG: Ihr dürft euch nie fragen »Was würde ICH an seiner/ihrer Stelle tun?«!!!!!!!!!! Das ist ein sehr großer Fehler, den ziemlich viele am Anfang machen. Ihr müsst euch immer fragen: »Was würde ER/SIE tun?«!!!!!!!!!!!!! Eure Figur kann in einer Situation völlig anders handeln als ihr es tun würdet!!!!!!!!!! Projiziert euren eigenen Charakter also NIEMALS auf eine eurer Figuren!!!!!!!

Zu einem ausgearbeiteten Charakter gehört auch, dass ihr wissen müsst, wovor eure Figur Angst hat. Behaltet diese Angst auch immer im Auge! Wenn jemand Angst vor der Dunkelheit hat, wird diese Angst nicht einfach weggehen, nur, weil ihr in diesem Kapitel eine Nacht-Szene habt! Vielleicht hat eure Figur auch Angst davor, den eigenen Ruf zu verlieren? Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Angst mit dem Charakter zusammenhängen kann. In diesem Fall wäre die Figur zum Beispiel sehr auf sich selbst orientiert (vielleicht sogar egoistisch) und würde alles tun, um den eigenen Ruf aufrecht zu erhalten.

Damit kommen wir zu einer weiteren wichtigen Sache: Die Eigensicht und die Fremdsicht. Die Eigensicht ist, wie man sich selbst sieht. Zum Beispiel könnte eine Figur sich als armes Straßenkind ohne Freunde und Familie sehen, das sich überall beweisen muss. Die Fremdsicht ist, wie andere einen sehen. Die Figur von vorhin könnte, im Gegensatz zu ihrer Eigensicht, zum Beispiel als mutig und rechtschaffen gesehen werden, weil sie alles tut, um sich von der besten Seite zu zeigen. Die Figur selbst würde jedoch niemals auf die Idee kommen, sowas zu denken.

Ein weiteres Beispiel, das jetzt zwar nicht sooooooo extrem ist, aber trotzdem gut ist, befindet sich in der Harry Potter-Reihe. Also:

SPOILER ZU »HARRY POTTER UND DER STEIN DER WEISEN«!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Am Anfang weiß Harry ja noch nicht, wer er ist und denkt, dass er nur irgendwer Unwichtiges ist, der in der Besenkammer unter der Treppe wohnt. Das ist seine Eigensicht. Als er jedoch in die Winkelgasse kommt und alle ihn zu kennen scheinen, erfährt er, dass die Fremdsicht der Zauberer eine ganz andere ist. Sie sehen ihn als einen großen Helden, womit er wohl nie im Leben gerechnet hätte.

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!!!!!!!

Ihr solltet auch wissen, was die größten Wünsche und Träume eurer Figuren sind und welche Werte sie vertreten. Zum Beispiel könnte eine Figur sich wünschen, reich und wohlhabend zu sein. Dann sind ihre Werte eher materialistisch und vielleicht würde sie sogar über Leichen gehen, um an diese Reichtümer zu kommen. Ich brauche, glaube ich, nicht zu sagen, wie das mit dem Charakter eurer Figur zusammenhängt. Das sollte selbsterklärend sein. Eine andere Figur könnte sich hingegen wünschen, damals vor (Zahl einsetzen) Jahren nicht so dumm gehandelt zu haben, sodass ihre beste Freundin gestorben ist. Damit beruhen ihre Werte eher auf zwischenmenschlichen Beziehungen und ihr liegt viel an den Menschen um sie herum.

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