4.1. Der Antagonist

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Ich sehe jetzt schon, dass ich für dieses Kapitel mehrere Tage brauchen werde XD Also, Tageszähler läuft: 4 Tage. Bereitet euch auf ein langes Kapitel vor O.o

Zuerst einmal:

- Nicht alle Antagonisten sind zu 100 % böse.

- Nicht alle Antagonisten sind unmenschlich und grausam (wer würde sonst überhaupt auf ihrer Seite sein wollen und nein, »seine Anhänger haben Angst davor, ihn zu verlassen« ist für mich leider kein Argument).

- Nicht alle Antagonisten sind verrückt oder machtbesessen.

- Nicht alle Antagonisten haben eine tragische Vergangenheit.

Um es zusammenzufassen: Nicht alle Antagonisten müssen dem Klischee entsprechen!!!!!!!!!

Der Antagonist ist eine Figur wie jede andere, nur dass er halt GEGEN euren Protagonisten arbeitet. Das heißt NICHT ZWINGEND, dass er böse ist und den Protagonisten unbedingt umbringen möchte! Die Bedeutung vom Wort »Antagonist« ist nicht »böse Person« oder »Totschläger«, sondern ganz einfach »Gegner« oder »Widersacher«. Um es ganz salopp zu sagen: Beim Schachspiel wärt ihr der Protagonist und euer Gegner der Antagonist. Ihr beide versucht eine Sache, nämlich zu gewinnen. Das bedeutet nicht, dass euer Gegner böse ist. Es bedeutet einfach nur, dass er gegen euch arbeitet!

Selbst in realistisch gehaltenen Romanen, die das Leben einer Figur beschreiben, gibt es Antagonisten. Sogar in eurem eigenen Leben gibt es bestimmt Antagonisten! Das können Leute sein, die euch bis auf den Grund nicht ausstehen können (warum auch immer), Leute, die immer mit euch wetteifern (zum Beispiel um die bessere Note in der Schule) oder (so lustig sich das jetzt anhört) Leute, die auf dieselbe Person stehen, in die ihr verliebt seid XD

Hier seht ihr vielleicht schon, worauf ich eigentlich hinaus möchte: Der Antagonist hat ebenfalls Gefühle, Motivationen und Ziele. Ein Antagonist, den der Leser überhaupt nicht nachvollziehen kann oder der nur dazu erschaffen wurde, um ihn zu hassen, ist absolut GAR KEIN guter Antagonist. Der Leser muss sich wenigstens ein kleines Bisschen mit ihm identifizieren oder mit ihm fühlen können. Sonst landet euer Antagonist schnell in der Ecke »Meine Fresse, ist der schei*e, hoffentlich stirbt er bald«.

Um dem entgegen zu wirken, versuchen viele Autoren es mit der tragischen Vergangenheit. Disclaimer an dieser Stelle: Ich sage nicht, dass das schlecht ist (ich mache es ja selber mal gerne XD). Ich sage, dass es ein heftiges Klischee ist, auf das man zurückgreifen KANN, aber NICHT MUSS, denn es gibt auch andere Möglichkeiten!

Die tragische Vergangenheit kommt meistens zum Ende des Buches hin ins Spiel. Typischerweise läuft das so ab: Der Protagonist kniet vor dem Antagonisten, schwer verletzt und fast besiegt, und fragt ihn, warum er das alles getan hat. Warum er so viele Leute getötet hat, nur, um den Thron (oder Ähnliches) vom XY-Reich zu bekommen. Und dann fängt der Antagonist an zu erzählen:

Er ist als kleines Kind auf der Straße aufgewachsen, weil seine Eltern gestorben sind. Er hat immer diese reichen Leute gesehen, die so viel Macht und Geld hatten, ihn aber vollkommen ignorierten. Es wurde immer und immer schlimmer, bis er begriff, dass er nur weiterkam, wenn er selbst Macht und Geld hatte. Dann fing er an zu töten und wollte Rache an allen Reichen nehmen, weil »warum denn nicht«, und am besten auch noch den Thron, weil »ich habe eine tragische Vergangenheit und ihr müsst jetzt alle Mitleid mit mir haben«.

Ganz ehrlich: Das ist alles so trocken, dass es mir schwer fällt, das zu schreiben. Was ist die Motivation dieses Antagonisten? Er möchte den Thron, weil er reiche Leute hasst, weil sie ihm nichts gegeben haben, als er als Kleinkind auf der Straße war. Ja gut, bestimmt gab es viel mehr Straßenkinder als nur ihn. Warum sind die anderen also nicht auf dieselbe Idee gekommen? Ihr seht, irgendwie fehlt da die Logik und außer dass seine Eltern gestorben sind, kann der Leser da nicht viel Mitleid mit ihm haben und fühlt auch nicht mit ihm mit.

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