4.0. Die »besonderen« Figuren

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Jetzt, wo ihr ungefähr wisst, wie man Figuren gestaltet, werfen wir mal einen Blick auf »besondere« Figuren, die manchmal in Büchern vorkommen und meiner Meinung nach ziemlich schwer zu (be)schreiben sind. Das liegt vor allem daran, dass man im richtigen Leben noch nie oder nur selten solchen Leuten begegnet ist. Sonst könnte man sich einige ihrer Eigenarten und typischen Handlungen merken und sie für die eigene Figur übernehmen (nachdem man sie natürlich auf den Charakter usw. abgestimmt hat).

Ich meine ja nur: Jeder von uns hat bestimmt (eigentlich hundertprozentig XD) Eltern, selbst wenn es nicht eure biologischen sind. Aber sie alle haben eines gemeinsam: Sie kümmern sich um ihre Kinder, erziehen sie (auf mehr oder weniger strenge Art) und (im Gegensatz zu dem, was einige gerne behaupten) sie würden eher ihr Leben hergeben als zuzulassen, dass ihren Kindern etwas zustößt. Natürlich gibt es auch Eltern, die nicht so nett zu ihren Kindern sind und sie sogar schlagen (und schlimmeres). Die nehme ich an dieser Stelle erstmal raus.

Jeder von uns hat sicher auch Freunde oder Leute, mit denen man gerne mal redet. Gute Freunde sind immer für einen da, man vertraut ihnen und erzählt ihnen vielleicht sogar das eine oder andere Geheimnis. Man spielt ab und zu mal mit ihnen, trifft sich, quatscht über dies und das usw. Wenn eure Hauptfigur ein paar Freunde hat, könnt ihr ihr Verhalten also ziemlich gut beschreiben.

Dasselbe gilt für Geschwister (wenn ihr keine habt, kennt ihr sicher jemanden, der welche hat), Großeltern, entfernte Verwandte, flüchtig Bekannte, Fremde auf der Straße, Kleinkinder, Babys, Verkäufer, andere Arbeiter usw. Das sind alles Personen(gruppen), denen ihr in eurem Leben bestimmt schonmal begegnet seid. Ihr wisst ungefähr, wie sie sich bestimmten Leuten gegenüber verhalten, was sie typischerweise machen und welche Charaktereigenschaften bei ihnen besonders hervorstechen. Zum Beispiel ist der Döner-Verkäufer um einiges lockerer und fröhlicher drauf als eine Beamtin in der Stadtverwaltung (und am besten noch am Telefon).

In einem Buch kommen aber nunmal nicht nur Figuren vor, denen wir im wirklichen Leben schonmal begegnet sind oder zu denen wir mal gezielt Kontakt gesucht haben, um mehr über sie zu erfahren. Ich wäre zum Beispiel liebend gerne mal Stephen Hawking begegnet, aber das geht jetzt ja leider nicht mehr... Außerdem bezweifle ich, dass das überhaupt geklappt hätte.

Jedenfalls wird es im Folgenden um Figuren gehen, die schwer zu (be)schreiben sind (aus oben genannten Gründen). Das wären zurzeit:

- Der Antagonist. Eine der am schwersten zu schreibenden Figuren überhaupt, wie ich finde. Dabei geht es nicht nur darum, dass er ein gutes Motiv haben muss, um als Gegenspieler eures Protagonisten überzeugend zu sein, sondern auch darum, endlich mit dem Klischee »tragische Vergangenheit« aufzuräumen.

- Die doppelte Identität. Damit meine ich Figuren, die in eurem Buch praktisch zwei Mal, vielleicht sogar unter verschiedenen Namen, vorkommen, aber eigentlich eine einzige Figur sind. Dazu zähle ich auch solche Figuren wie Spione, »Figuren mit zwei Gesichtern« und Verräter. Wenn ihr sowas sucht, seid ihr dort also richtig.

- Das »Genie«. Dazu kann auch der Antagonist zählen (sozusagen das »Mastermind«), aber hier geht es allgemein darum, wie man Figuren (be)schreibt, die schlauer sind als ihr. Ja, auch als Autor muss man manchmal zugeben, dass man nicht die hellste Lampe auf dem Planeten ist XD Und eine Figur zu haben, die angeblich schlauer ist als alle anderen, aber nicht über eure eigene Intelligenz hinaus geht, mit der ihr eure Hauptfiguren in Szene setzt, ist leider nicht so gut.

- Der Wahnsinnige. Ein typisches Klischee, mit dem man hier auch mal aufräumen muss. Oft werden Wahnsinnige, Geistesgestörte oder Verrückte in eine Schublade gesteckt und ihre unsinnigen Handlungen damit erklärt, dass sie ja krank sind. Am schlimmsten ist es, wenn das mit einem Antagonisten passiert. Kann ich überhaupt nicht ab O.o

- Der Andersaltrige. Darunter fasse ich alle Figuren zusammen, die nicht in dem Alter sind, in dem ihr (also der Autor) seid. Es kann nämlich wirklich schwer sein, aus der Perspektive einer Figur zu schreiben, die sehr viel jünger oder sehr viel älter ist als ihr. In ersterem Fall habt ihr vielleicht eure kindliche Naivität und Co. schon vergessen und im zweiten Fall habt ihr überhaupt keine Erfahrung, weil ihr diesen Lebensabschnitt noch vor euch habt.

- Der Bereuende. Es gibt manchmal Figuren, die zuvor gegen den Protagonisten gearbeitet haben, ihre Taten dann jedoch bereuen (oder Ähnliches) und schließlich auf seine Seite wechseln. Im Englischen heißt das »Redemption-Arc«, aber ich konnte leider keine passende deutsche Übersetzung finden O.o Jedenfalls wird es hier darum gehen, wie ihr diese Verwandlung einer Figur vollführt ohne dass es zu schnell oder zu gezwungen wirkt.

Wenn es noch weitere »besondere« Figuren gibt, mit denen ihr einige Probleme habt, dann sagt Bescheid und ich schaue zu, dass ich zu ihnen auch noch was schreibe :)

Ich hoffe, ich konnte euch helfen (wobei in diesem Kapitel ja noch nicht so viel passiert ist XD)

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