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Das Erste, das Arthur bemerkte, als er erwachte, war der Schmerz in Schulter und Rücken. Das war nicht ungewöhnlich, denn nachdem er Merlin auf der Türschwelle einen Kuss zur Guten Nacht gegeben und sich von ihm verabschiedet hatte, war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich ein Kissen aus dem Bett zu stehlen und auf den Boden zu legen. Er sah es als ausgleichende Gerechtigkeit für die Nacht nach ihrer Hochzeit, in der Ethel auf dem Boden schlief. Heute würden sie neu verhandeln müssen.

Das Zweite, und weitaus bemerkenswerte, waren die Rufe und das Geschrei von über Deck. Er stand auf und musste sich darauf konzentrieren, das Gleichgewicht zu halten, denn das Schiff hatte beachtlichen Seegang. Ethel musste ebenfalls erwacht sein, denn das breite Bett, das in der Mitte des Zimmers stand, war leer.

Arthur trat auf den Gang hinaus und wurde von einem heftigen Schwanken gegen die Wand geworfen. Ein scharfer Schmerz durchzog seine Seite. Das Schiff bebte noch heftiger. Der Wand entlang schob er sich bis zu den Treppen, dort bekam er das kurze Geländer zu fassen.

Auf dem Deck überschlugen sich die Stimmen, kamen nur schwach gegen das Tosen des Windes und dem Schlagen der Wellen an. Schiffsbesatzung rannte von rechts nach links, ein einziges Durcheinander in der Dunkelheit, die nur von den kleinen, gelben Schiffslampen durchbrochen wurde. Ihre Lichtkegel schwankte genauso heftig wie das Schiff unter ihnen, dass von den Wellen hochgehoben und kurz darauf wieder fallen gelassen wurde. Wasser schwappte auf das Deck, prasselte auf das Holz und rannte bis auf die andere Seite. Arthurs Hosenbeine waren nass.

Er blickte suchend durch die Menge. "Merlin?!", rief er.

"Arthur!", kam es zurück.

Dann war er bei ihm, legte die Hände an seine Schulter. "Bist du verletzt?"

Er nickte. "Nein. Aber in was für einen Sturm sind wir denn geraten?"

"Es ist kein Sturm", Merlin musste fast schreien, damit Arthur ihn über den lauten Wind verstehen konnte. Er zeigte auf das Meer, dass sich vor ihnen in einer großen Welle erhob. "Sieh!"

Aber es war keine Welle, die sich da aus dem Wasser erhob. Es war ein riesiges Ungeheuer. So groß wie das Schiff selbst, der Kopf einer Seeschlange, mit spitzen Zähnen besetzt, die es fletschte, als es an die Oberfläche tauchte. Zwei Schwingen, die in 5 Krallen endeten, hoben das Ungetüm aus dem Wasser.

Flammende Pfeile sausten durch die Luft, trafen den mächtigen Körper, doch prallten wirkungslos daran ab. Das Ungeheuer fiel zurück ins Wasser und eine mächtige Welle rollte auf das Schiff zu, stoß es vor sich her. Das Schiff kippte. Arthur und Merlin fielen zu Boden. Eiskaltes Wasser prasselte auf sie nieder.

Immer noch wurden Befehle über das Schiff gerufen. Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, konnte Arthur in die Augen des Monsters blicken. Es verfolgte das Schiff. Tauchte unter. Über der Wasseroberfläche waren nur noch die Finnen zu sehen, die sich wie die Stacheln am Rücken eines Drachens von Kopf bis Schwanz des Monsters aufstellten. Dann war es verschwunden.

An der Reling stand die Besatzung wieder auf den Beinen, entzündeten die nächste Reihe an Pfeilen. Bei ihnen erkannte Arthur Leon und Gwaine. Auch Ethel stand mit gespanntem Bogen in der Reihe.

Arthur sollte auch dort sein. Sollte mit ihnen kämpfen. Aber er konnte nicht. Seine Beine wollten sich nicht bewegen. Sie waren schwer wie Blei. Sein Körper gehorchte ihm nicht.

"Was machen wir jetzt?", schrie er in Merlins Richtung.

"Es ist ein Seeungeheuer!", schrie er zurück.

"Oh, wirklich?!"

Merlin schob die Hand in die Haare. "Ungeheuer...", überlegte er laut.

Besorgt sah Arthur aufs Meer. Der Kopf der Kreatur durchbrach mit einem lauten Tosen die Wasseroberfläche. "Kannst du nicht irgendwas...", er fuchtelte mit den Hände, "Zauberei?"

A Tale of Trust and Treason (BBC MERLIN Fanfiction) [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt