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Als Arthur Camelot verließ, verriet er niemanden, wohin er ritt. Es war nicht nötig. Die Menschen wussten, wohin ihr König unterwegs war. Zumindest die, bei denen es zählte.

Artur brauchte fast einen ganzen Tag, um sein Ziel zu erreichen, einen halben mit einem schnellen Pferd. Er hatte nur auf einem Morgen gewartet, an dem der Regen nachließ.

Die eisige Luft peitschte ihm ins Gesicht, als er sein Pferd durch den Wald jagte. Die dunklen Tannen, die rechts und links a n ihm vorbeizogen, beugten sich im Wind.

Zehn Tage waren zu lang ohne ihn. Arthur hielt es kaum aus. Die tristen Morgen, an denen er alleine erwachte, sich durch die kurzen, trüben Wintertage schleppte um dann in ein kaltes Bett zu steigen, die einzige Wärme vom fernen Kamin kommend.

Er vermisste ihn. Seine Wärme, sein Geruch und auch seine Neckereien. Arthurs Heimat war kalt und trist und leise ohne ihn - als fehlte ihr ein bedeutender Teil.

Je näher er seinem Ziel kam, umso stärker wurde der Herzschlag in seiner Brust, trommelte mit dem dumpfen Hufschlag des Pferdes unter ihm um die Wette. Es war, als freue es sich ebenfalls darauf, ihm schon bald wieder nahe zu sein.

Endlich lichtete sich der Wald. Die Sonne bemalte den Himmel mit wunderbaren Farben aus Rot und Violett, als sie hinter den Hügeln in der Ferne in die Tiefe sank. Tauchte das kleine Schloss, das Merlin sein eigen nannte, in goldenes Licht.

Arthur parierte sein Pferd in den Schritt, als er auf den gepflasterten Weg kam, der ihn bis vor die hohen Tore führen sollte. Jedes Mal, dass er diesen Pfad entlangritt, verschlug es ihm dem Atem vor Erstauen über die Schönheit, die Merlin hier geschaffen hatte.

Er verstand nicht, wie er es machte. Selbst jetzt, als der Frost seinen glitzernden Kuss über die Erde verteilt hatte, blühten rechts und links die schönsten Blumen in allen Farben, neigten ihre Köpfe in Richtung der letzten Sonnenstrahlen.

Die beiden Wächter vor dem Tor nickten ihm zu, als sie ihn passieren ließen. Im Schlosshof herrschte eine Ruhe, die Arthur umhüllte wie eine warme Decke. Er stieg ab und führte sein dampfendes Pferd zu dem Brunnen, der in der Mitte des Hofes leise vor sich hin plätscherte. In einiger Entfernung hörte er das Tratschen und Lachen von zwei Dienern, als von der Seite der Stallmeister zu ihm trat.

"Mylord", grüßte er ihn mit einer Verbeugung. "Ich hoffe, Ihr hattet einen angenehmen Ritt."

Angenehm konnte man ihn nicht nennen, aber er war hier, und das war alles, was zählte. "Hatte ich, danke."

Arthur nickte und übergab ihm die Zügel. Merlin beschäftigte nur wenige Angestellte an seinem Hof, aber Arthur wusste, dass er jeden einzelnen beim Namen kannte.

"Wo kann ich den Hofherrn finden?"

Der Stallmeister strich dem Pferd über die Nase. Er hatte ein gutes Gespür für die Tiere. "In seinem Arbeitsgemach, Mylord."

Er wartete einen Moment, wartend, ob Arthur ihn noch etwas fragen wollte und verabschiedete sich dann, wünschte ihm einen schönen Aufenthalt.

Arthur klopfte seinem Pferd auf die Flanke, als der Mann es in Richtung der Stallungen führte. Er wartete, bis das Klapperm der Hufe verklungen war, bevor er sich seinen Weg durch den Hof bahnte. Die grünen Ranken, die an dem dunklen Stein der hohen Gemäuer emporkletterten, verliehen dem Ort etwas mystisches. Etwas... magisches.

Merlin hatte ihm gesagt, er höre die Magie in seinen Adern singen. Ein Energiefluss, der alles verbindet. Arthur konnte diese Verbindung nie so spüren wie er. Aber an diesem Ort meinte Arthur, zumindest ein leises Summen zu vernehmen.

Bevor er sich der breiten Treppe zum Aufgang zuwandte, machte er einen Abstecher zu den vielen Blumenbeeten, die den Platz umsäumten. Er pflückte rote Blumen, wie das Rot der Pendragons, nahm einige Gelbe, wie das Gold in Merlins Augen, dass er immer öfter zu sehen bekam. Die Namen der Blumen waren ihm entfallen - Merlin hatte sie ihm gesagt, als er ihn das letzte Mal besucht hatte, aber Arthur hatte andere Dinge im Kopf gehabt als Blumen. Er pflückte auch ein paar Weiße und Violette, bis er meinte, es seien genug, um als Strauß zu zählen. In Wahrheit hatte er keinen Sinn für Ästhetik.

A Tale of Trust and Treason (BBC MERLIN Fanfiction) [Pausiert]Where stories live. Discover now