Kapitel 35 - neue Ideen

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Ein paar Minuten später fanden wir uns mit vollen Tellern an unserem Esszimmertisch wieder, da meine Mutter darauf bestanden hatte, dass Damien ihr von seinem Auslandsaufenthalt erzählte. Peinlich berührt von der Aufdringlichkeit meiner Mutter starrte ich die meiste Zeit auf meinen Teller und musste mir bei dem Anblick, der sich mir bot, das Lachen verkneifen. Jedes Mal, wenn sich Damien etwas von dem Obst und den frischen Broten in den Mund schieben wollte, wurde er von einer neuen Befragung meiner Mutter bombardiert, die allmählich einer Inquisition glich.

Zwangsläufig musste er darauf antworten und so war mein Teller geleert, noch ehe er die Hälfte seines Brotes verzehrt hatte. Dass er dabei noch immer Ernst bleiben konnte, faszinierte mich und auch meine Mutter hing ihm förmlich an den Lippen.
Ich verschränkte gelangweilt die Arme vor der Brust und warf Damien einen kurzen Blick zu, den er mit einem Lächeln quittierte. Ich konnte anhand des Gesichtsausdruckes, den meine Mutter aufgesetzt hatte, erkennen, dass ihr die eine Frage, ob wir zusammen seien auf der Seele brannte, aber sie stellte sie nicht. Stattdessen setzte sie zu einer neuen Frage an, wobei ich die Chance ergriff und das einzige tat, dass mir einfiel um Damien aus seiner misslichen Lage zu befreien.

"Wir werden heute Dad besuchen."
Ich musste zugeben, dass es nicht die feine englische Art war, meine Mutter auf diese Weise zum schweigen zu bringen, doch es war die effektivste. Sie verstummte augenblicklich und wandte Ihre Aufmerksamkeit voll und ganz ihrer eigenen Tochter. Mein Körper wurde von einem Schwall aus Mitleid und Schuld überrollt und es war der winzige Schimmer, fast wie eine kleine Träne in einem Meer, der in ihren Augen aufleuchtete und dieses Gefühl bei mir auslöste. Ich zuckte zusammen, überwand aber meine Hemmungen und zog Damien mit mir aus dem Esszimmer bis hoch in mein Zimmer.

"Das war aber nicht nett.", sagte er lächelnd, als er die Tür hinter sich schloss, obwohl er es wahrscheinlich Ernst meinte.
"Ich weiß. Es ist nur...du kennst meine Mutter.", antwortete ich durch Damiens Bemerkung noch immer von höhnenden Schuldgefühlen geplagt.
"Es tut mir Leid sie so zu sehen, aber sie muss damit konfrontiert werden. Schon allein für Finn sollte sie ihren Schmerz überwinden und für ihn da sein. Für uns beide da sein."

Damien wusste, dass ich im Moment Aufmunterung und Zustimmung gut gebrauchen konnte, weshalb er lediglich nickte und sich zu mir auf unseren Lieblingsplatz gesellte.
"Ich bin mir sicher, sie wird es irgendwann überwinden. Gib ihr einfach noch ein bisschen Zeit, ok?"
Er strich mir langsam mit der Hand über die Wange und hob mein Kinn an, wie ich es heute Morgen bei ihm getan hatte.
"Und jetzt grübele nicht so viel, du hast genug andere Probleme."
Ich schmunzelte, obwohl mir überhaupt nicht zum Lachen zumute war. Eben genau das war der Grund, weshalb ich gerne über meine Mutter und ihren derzeitigen Zustand nachdachte. Es hielt mich davon ab, über andere Dinge nachzudenken. Über Dinge, wie zum Beispiel meinen Vater.
Wie sollte ich ihn finden? Und wie würde er überhaupt sein? Würde er mich noch immer so ansehen wie damals? In mir noch immer seine "kleine" Tochter sehen? Ich starrte in den Spiegel an der Wand, der an der einen Seite meines Zimmers hing und überlegete ob ich mich in der Zeit seit seinem letzten Treffen verändert hatte. Aber wie sollte ich das schon beurteilen können? Schließlich blickte ich in mein Spiegelbild jeden Tag.

"Hörst du mir überhaupt zu oder bin ich schon nach einem Tag unserer Beziehung so langweilig, dass du dich anderweitig beschäftigen musst?" Er lachte kurz auf und ich schenkte ihm ein ehrliches Lächeln, während ich mich rücklings in die Bettdecke fallen ließ. "Natürlich nicht, du Blödmann.", flüsterte ich vergnügt und genoss den weichen Untergrund in meinem Nacken. Über mich gebeugt, verlor ich mich für kurze Zeit in dem tiefen Blau seiner Augen, schaffte es letztendlich aber doch mich daraus zu lösen.

"Habe ich mich verändert?", wisperte ich ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden. Er legte seine Hand auf meine Taille und fuhr an dem Saum meines T-Shirts entlang, wobei er den Kopf leicht schief legte um mir zu bedeuten, dass er nicht recht verstanden hatte, was ich meinte. "Findest du, dass ich mich seit deinem Verschwinden verändert habe?"
Nachdenklich hielt er in seiner Bewegung inne und fixierte mich kurz, ehe er Ernst sagte: "Also wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hast du Recht. Du hast ziemlich zugenommen und die Falten unter deinen Augen sehen schlimm aus." Er brach in schallendes Gelächter aus und ich konnte gar nicht anders, ich musste mit einstimmen, ehe ich ihm sanft gegen die Bauchmuskeln schlug. "Du bist echt blöd.", erwiderte ich noch immer lachend. Er zuckte kurz zusammen, ließ sich aber nicht beirren. Die Grübchen, die sich auf seinen Wangen bildeten, brachten meinen Puls dazu, in die Höhe zu schießen und eine angenehme Wärme durchzog meinen Körper, wie immer wenn er bei mir war.

Er schaffte es immer wieder, mir ein wenig Glück zu bescheren, selbst wenn es nur durch seine bloße Anwesenheit ausgelöst wurde. Für diese Eigenschaft liebte ich ihn am meisten und egal wieviel Schlimmes um mich geschah, er war der einzige der diese Trümmer aus Schmerz erträglich machen konnte.

"Ich meine es Ernst. Habe ich mich verändert?", versuchte ich es erneut sobald wir beide uns beruhigt hatten.
Er sah mich lange an und küsste mich vorsichtig, aber liebevoll, bevor er antwortete.
"Du bist noch immer dieselbe, wie die, in die ich mich schon damals verliebt habe und jetzt wieder. Die, die so stur sein kann, dass es schon wieder süß ist. Die, die mich jedes Mal aufs neue mit ihrer Euphorie und ihrer Leidenschaft ansteckt, selbst wenn ich dabei bin zu verzweifeln. Die, die mir den Atem raubt, sobald wir im gleichen Raum sind, sodass ich das Gefühl habe, dass ich vor Zuneigung ersticke."

Mit geröteten Wangen pumpt mein Herz das Blut in meinem Kreislauf so schnell, dass ich fast gar kein Wort heraus bekomme. Aber meine vorlaute Art, holt mich letztendlich doch ein.
"Du erstickst also, wenn ich im selben Raum bin? Soll ich etwa gehen?" Er biss sich auf die Lippe und verdrehte die Augen, sodass nun mit der Atem stockte. Zum Glück fuhr er mit seiner Aufzählung fort, ehe ich ihn durch einen Kuss unterbrechen konnte.

"...Du bist die, für die ich stark sein muss, weil du genauso stark für mich bist. Und glaub mir es ist wirklich schwer, mit dir mitzuhalten. " , beendete er seine kurze Rede und vor Stolz, Bewunderung und Freude zugleich, musste ich ihn nun einfach küssen.
"Du kannst echt süß sein wenn du willst.", sagte ich nach meinem kurzen Moment des puren Glücks.
"Ich weiß.", erwiderte er frech und grinste über beide Ohren, bevor er seine Lippen erneut auf meine legte und mich während des Kusses wieder auf die Bettdecke zurück drückte. Ich genoss seine Haut an meiner und das Prickeln seiner Lippen auf meinen, ehe es zu Ende war und ich bemerkte, wie die Stimmung langsam umschlug.

"Du weißt, ich könnte ewig so weitermachen, aber wir können es nicht ewig vor uns herschieben, auch wenn ich dich gut genug kenne um zu bemerken, dass du mich benutzt um es zu verdrängen." Bei der Wort "benutzt" schaute er kurz beleidigt, wobei ich mir sicher war, dass es ihm gefiel "benutzt" zu werden. Ich setzte mich wieder auf und fuhr mir dabei kurz durch die Haare.

"Ich verdränge es nicht. Aber darüber nachzudenken...na, gut vielleicht verdränge ich es wirklich." Meine Euphorie hatte also wohl doch nicht solange angehalten.
"Aber du hattest Recht, wo zur Hölle sollen wir anfangen nach ihm zu suchen?"
Verwirrt und seufzend stütze ich mein Gesicht auf meine Arme und zog die Knie an. Leicht schmollend sah ich ihn an, während er mich nur belächelte.
"Was? Wieso lächelst du schon wieder?", fragte ich ihn leicht trotzig.

"Weil ich eine Idee habe."
Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihn abwartend, aber immernoch ein wenig enttäuscht an.
"Und die wäre?"
"Seine Wohnung. Das ist der erste Anhaltspunkt."
Ich hob mein Kinn kurz an, jedoch nur um mein Gesicht hinter meinen Armen zu vergraben und meiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen.
"Fehlanzeige. Er wohnt nicht mehr da."
An seiner Stimme konnte ich sein verschmitztes Lachen förmlich hören.
"Exakt. Aber er hat dort gewohnt und ist dann abrupt verschwunden, richtig?" Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern fuhr ungehindert dort, während ich noch immer meine Hände schützend vor meinem Kopf hielt.
"Das bedeutet seine Sachen sind noch immer in der Wohnung."
Kurz löste ich mich aus meiner Haltung und sah ihn fragend an.
"Und?"
Er hielt inne und seine Augen waren vor Freude geweitet. Freude oder... Stolz, dabei war ich mir nicht so sicher.

Plötzlich traf es mich wortwörtlich wie ein Blitzschlag. Ein Blitz, der mit überdurchschnittlicher Geschwindigkeit einschlägt. Ich schüttelte den Kopf, so als wollte ich mir selbst mitteilen, dass er das unmöglich ernst meinen könnte und ich mich irrte.
"Du willst doch nicht etwa...?"

"Doch, genau das habe ich, beziehungsweise wir beide vor."

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Tut mir Leid, dass es etwas schnulzig ist, aber ein bisschen Romantik gehört eben dazu❤️
DANKE DANKE!
Ich liebe es Kommentare zu lesen, deshalb freue ich mich über jeden einzelnen🎀!
Also schreibt mir alles was ihr dazu denkt, egal ob Kritik oder Verbesserung! 👑

XOXO Mona

& wenn ihr LUST habt, schaut doch bei meinem COVERBOOK VORBEI 🎀 würde mich freuen!

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