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|Elijah|

„Schläfst du schon?", ertönte Liliths Stimme. Ich öffnete meine Augen und sah meine Freundin vor mir stehen. „Ich habe nur meine Augen geschlossen und mir vorgestellt, wie du beim Duschen aussiehst", gab ich zu. Ich hatte gemerkt, dass ich bei Lilith ehrlich sein konnte. Ich wusste, dass sie mich nicht verurteilen würde. Sie liebte mich und ich liebte sie. Es war gesunde Liebe.

„Du hast was?", rief Lilith entsetzt, was mich zum Grinsen brachte. Ich liebte es, diese Frau zu provozieren. Es war immer wieder schön, weil sie oft zurückgiftete und mir eigentlich nie böse war. Lilith war einfach ein Traum.

„Keine Sorge, du sahst atemberaubend aus", grinste ich und sah, wie Liliths Gesicht sich ein wenig veränderte. Jetzt schaute sie mich empört an. „Du sahst gestern vor zwei Wochen auch ganz gut aus. Ich glaube, das war am Nachmittag", meinte sie kopfschüttelnd. „Ich fühle mich geehrt, dass du mich mal attraktiv fandest, honey", antwortete ich und betonte extra den Spitznamen, um sie weiterhin zu provozieren.

„Geh' jetzt duschen, ich will kuscheln", brummte Lilith und legte sich neben mir ins Bett. „Jaja", murmelte ich und erhob mich, um mir frische Boxershorts aus meinem Koffer zu holen. Mit denen ging ich ins Bad, welches mir Lilith dafür gezeigt hatte und sperrte hinter mir zu.

Während das warme Wasser auf meinen Körper prasselte und ich mich wusch, dachte ich über Lilith nach. Sie hatte Angst, schwanger zu sein und ich fühlte ein wenig mit ihr. Ein Kind zu bekommen, war eine ziemlich große Herausforderung, noch in so jungem Alter. Aber mein Gefühl sagte mir irgendwie, dass Lilith nicht schwanger war. Es passierte zwar oft, dass man beim ersten Mal schwanger wurde, wenn man nicht verhütete, aber vielmals passierte auch gar nichts ohne Schutz. Es war ein wenig wie ein Glücksspiel.

Aber wenn Lilith schwanger wäre, würde ich trotzdem bei ihr bleiben. Ich verstand Männer, auch ihren Vater nicht, die einfach abhauten. Womöglich sollte ich diese Menschen nicht Männer nennen, sondern unreife Jungs. Auch wenn das ein wenig unfair war, da es genügend reife Jungs war.

Ich wollte nicht zu viel Wasser in einem fremden Haus verbrauchen, deshalb stoppte ich es und schnappte nach dem Handtuch. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, schlüpfte ich in die Boxershorts, putzte mir die Zähne und ging wieder hoch auf den Dachboden.

Ich bemerkte, dass Lilith kurz vorm Einschlafen war und musste schmunzeln. Sie sah richtig niedlich aus, wie sie da lag, ihr die blonden Haare in das Gesicht fielen und ihre Augen immer wieder zufielen. Ich war verdammt noch mal ein Glückspilz, Lilith abbekommen zu haben und schwor mir, sie nie wieder loszulassen.

„Endlich bist du da. Das hat ja 'ne Stunde gedauert", murmelte Lilith und musst sogleich gähnen. Ich fand das unglaublich süß, wie sie ihre Arme um das Kissen geschlungen hatte und wünschte mir, ich wäre es.

„Eigentlich nur die Hälfte, wenn nicht sogar weniger", entgegnete ich und legte mich zu ihr, nachdem ich die Vorhänge zugezogen und das Licht ausgeknipst hatte.

„Ich mag dich, Elijah", murmelte Lilith und schlang ihre Arme um meinen Oberkörper. Mein Herz schlug ein wenig schneller, ich war verliebt in das Gefühl, verliebt in diese Frau. „Ich mag dich vielleicht auch, Lilith", sagte ich ruhig und legte auch meine Arme um sie. „Ich mag dich aber nur, weil du so warm bist", meinte Lilith. „Dann werde ich nur noch für dich warm sein, honey."

...

Ich wachte auf und merkte, dass es draußen schon hell war. Der Platz neben mir war leer, Lilith war wohl schon wach. Ich gähnte ausgiebig und drehte mich auf die andere Seite. Noch ein bisschen Schlaf konnte nicht schaden. Aber da hatte ich nicht mit Lilith gerechnet.

„Steh' endlich auf, du Fettsack!", rief Lilith laut, als sie die Zimmertür schwungvoll aufgerissen hatte. „Es ist Wochenende", murmelte ich schlaftrunken. „Ach, es ist Dienstag, du Idiot!", lachte Lilith. Ich würde alles tun, um noch einmal dieses wunderschöne Lachen zu hören.

Als ich nicht antwortete und Lilith auch ruhig blieb, dachte ich mir, ich hätte es geschafft. Aber schon sprang sie auf mich drauf und ich war ruckartig wach geworden.

„Geht doch", grinste Lilith selbstgefällig und stand wieder auf. „Ich komm' ja schon, du kleines Kind", seufzte ich und stand mühsam auf. Dieses Bett war wirklich fantastisch.

Als ich mich aufgesetzt hatte, sah ich, was Lilith heute trug. Sie hatte schwarze, enge Jeans, sowie einen dunkelroten Strickpullover an. Es stand ihr ausgezeichnet und passte auch gut in London rein. Liliths Haare waren oben zu einem Dutt zusammengebunden, dank ihrer ausführlichen Erklärungen hatte ich mir den Namen zu der Frisur gemerkt.

„Du ziehst dich doch heute auch so an wie ich, oder?", fragte Lilith. Sie hat scheinbar bemerkt, dass ich ihr Outfit gemustert hatte. „Natürlich, wie du wünscht", erwiderte ich und stand auf, um erst einmal ins Bad zu gehen. Nachdem ich mein Gesicht gewaschen hatte, ging ich zurück zu Lilith und suchte in meinem Koffer nach dem roten Pulli und der schwarzen Jeans.

„Ich habe dir doch schon alles vorbereitet", hörte ich Lilith sagen. Ich drehte mich zu ihr um, sie saß auf dem Bett und neben ihr lagen die Sachen, welche ich anziehen sollte. „Ach Lilith, du bist unglaublich", seufzte ich.

„Das weiß ich doch."

wild words ✓Where stories live. Discover now