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Ich hatte mich umgezogen und war zu Elijah in die Küche runtergegangen. Das hatte einige Zeit gedauert, aber ich schaffte es, ohne auch nur einmal hinzufallen. Der Arzt meinte, es wäre nur eine Erkältung, und da kam extreme Müdig- und Kraftlosigkeit häufig vor. Mich hatte es ziemlich übel erwischt.

„Du hättest mich rufen können, dann würde ich dich runter tragen. Sonst verletzt du dich noch", sagte Elijah vorwurfsvoll. „Du bist aber kein Babysitter", erwiderte ich schulterzuckend und setzte mich auf einen Stuhl. Eigentlich würde ich mich gerne wieder hinlegen, aber ich wollte zuschauen, wie Elijah kochte. Er hatte schon alle Zutaten vorbereitet, die er brauchen würde.

Es herrschte eine angenehme Stille, während Elijah unser Mitternachtsessen vorbereitete. Eine Viertelstunde später war er fertig. Der junge Mann füllte Nudeln auf zwei Tellern, sowie Tomatensoße und frisch geriebenen Käse. Dann brachte er es zu mir auf den Tisch. Das Besteck, sowie Gläser und ein Wasserkrug waren schon vorbereitet.

„Danke für deine Mühe, Elijah", sagte ich und probierte von dem Essen. Dieses schmeckte unglaublich gut. „Wow, du kannst echt gut kochen!", stellte ich fest. „Danke. Habe ich wohl von meiner Mutter geerbt", lächelte Elijah leicht. Dieser Mann konnte zeichnen wie Leonardo da Vinci und kochte wie ein Weltmeister. „Wie gut spielst du Klavier?", wollte ich wissen. „Oh, da bin ich ziemlich gut. Habt ihr einen Flügel hier?", fragte Elijah. Ich nickte. „Dann kann ich dir ja was vorspielen, wenn du willst." Ich nahm das Angebot an.

„Mein großer Bruder hat früher öfter mal Klavier gespielt. Ich sollte es auch lernen, aber ich hatte keine Lust. Es war viel zu kompliziert für mich", erzählte ich. „Eigentlich ist es ziemlich leicht. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, um es zu lernen und dann schaffte ich schwierigere Stücke, von Beethoven zum Beispiel. Jetzt kann ich eigentlich alles spielen", meinte Elijah.

„Kannst du mir heute noch etwas vorspielen?", fragte ich. „Ja, kann ich machen. Hast du Noten hier? Naja, ist nicht so wichtig, die meisten Lieder kann ich auswendig", meinte Elijah. „Okay, ich kann dich trotzdem immer noch nicht leiden", erwiderte ich. „Das bricht mein Herz, Lilith", sagte Elijah und verdrehte seine Augen.

Wir aßen schweigend auf und ich führte ihn in das Zimmer, wo unser Flügel stand. „Wow, der ist schön", staunte Elijah und klappte ihn auf. Er setzte sich auf den Sessel und spielte irgendwelche Töne. „Der Klang ist auch mega", stellte der junge Mann fest.

„Spielst du mir jetzt was vor?", fragte ich ungeduldig. „Was denn? Ich kann Experience, echt schön, oder auch Una Mattina. Sehr kitschig ist My heart will go on, aber eigentlich auch wunderschön. Wenn du willst, spiele ich auch Nuvole Bianche, River flows in you oder so. Kennst du Twilight? Ich kann auch den Soundtrack", erzählte Elijah. Er musste das Klavierspielen lieben.

„Spiel' das Lied, was du am meisten magst", meinte ich. Elijah dachte kurz nach und fing an, seine Finger auf den Tasten zu bewegen. Sie glitten nur so über das Klavier und es sah so wunderschön aus. Elijah hatte seinen Blick auf die Hände gerichtet und machte keinen einzigen Fehler. Das Lied klang ein wenig traurig. „Wie heißt es?", fragte ich Elijah immer noch baff, als er fertig gespielt hatte. „Cache Cache von Ludovico Einaudi. Ist ein leichteres Stück", erwiderte Elijah und lächelte leicht.

„Es war extrem schön", sagte ich nach kurzem Schweigen. „Freut mich, dass es dir gefällt, honey",erwiderte Elijah schmunzelnd. „Ich hatte kurz die Hoffnung, dass du es lassen würdest", seufzte ich auf. „Werde ich aber nicht. Was möchtest du jetzt machen?", fragte Elijah und kam zu mir. Seine dunklen Augen funkelten mich an. „Film schauen?", schlug ich vor. „Wie du willst."

Wir begaben uns ins Wohnzimmer und ließen uns auf der Couch nieder. „Welchen Film schauen wir?", wollte Elijah wissen. „Suicide Squad", erwiderte ich grinsend. „Ist das nicht der mit Joker?", fragte Elijah, während er seine Augenbrauen zusammenkniff. Ich bejahte dies.

Suicide Squad war schon seit vielen Jahren mein Lieblingsfilm, ich bekam nie genug davon. Die Beziehung zwischen Harley Quinn und Joker war toxisch, aber irgendwie auch schön. Die beiden hatten diese schöne, toxische Liebe.

„Ich mag den Film nicht", sagte Elijah, als er zuende war. Ich schlug ihm auf seine Schulter. „Sag das noch einmal, und du kannst was erleben!", fauchte ich. „Was willst du denn anstellen, du kannst ja nicht mal richtig gehen", feixte Elijah. „Niemand sagt etwas gegen Harley Quinn, kapiert?", zischte ich. „Okay, schon gut", seufzte der Mann neben mir.

Ich war plötzlich so müde und ließ mich einfach auf ihn fallen. Besser gesagt, mein Hinterkopf landete auf seinem Schoß. „Lilith, ich bin ein Mann", stieß Elijah hervor. „Mir egal", murmelte ich am Ende meiner Kräfte. „Wie spät ist es eigentlich?" „Kurz vor eins in der Nacht", antwortete Elijah. „Okay, dann gute Nacht", erwiderte ich und ließ meine Augen zufallen.

„Was mach ich nur mit dir, honey", hörte ich ihn noch sagen, bevor ich einschlief.

wild words ✓Where stories live. Discover now