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Eine Woche später wachte ich wieder müde auf, allerdings nicht mehr so missmutig. Ich freute mich auf Elijah, wegen ihm war die Schule ganz annehmbar. Dank ihm lernte ich, Ellie und Quentin einfach zu ignorieren, nach einigen Stunden fiel es mir deutlich leichter, bis sie mir egal wurden.

Heute trug ich eine fliederfarbenen Jogginganzug, mal etwas sehr Gemütliches. Auch Elijah war in einem Jogginganzug gekommen, allerdings in Grau. Wir hatten uns nicht abgesprochen.

„Dir steht diese lila", begrüßte Elijah mich. Wir umarmen uns zaghaft. Wer hätte gedacht, dass wir uns so gut verstehen würden? Ich jedenfalls nicht!

„Dankeschön, ich mag rosa aber lieber", lächelte ich. „Beides sieht gut aus an dir", meinte Elijah ebenfalls mit erhobenen Mundwinkeln. „Wieso so nett heute?", spottete ich und schlug ihm auf die Schulter. „Wollte ein wenig Abwechslung mal", grinste Elijah. „Hör mal, wegen diesem Restaurant. Also ich habe eines gefunden, ungefähr zehn Minuten von uns entfernt. Uns fehlen zweitausend Dollar, dann könnten wir es sogar bar zahlen."

Zufrieden sah ich Elijah an. Ich zahlte zwar den größten Teil, aber das war okay. „Jared und Helena könnten uns die geben, vielleicht auch meine Mutter. Ich muss sie mal fragen. Aber sollten wir es wirklich so voreilig kaufen?", fragte ich. „Lilith, ich würde es tun. Es liegt nur noch an dir", meinte Elijah. Was wir hier taten, war ein großer Schritt und sollte nicht unüberlegt sein.

„Wie wär's, wenn wir heute am Nachmittag zu meinem Bruder fahren? Wir könnten mit ihm und Helena reden, vielleicht auch mit deiner Mum!", schlug ich vor. „Klingt gut. Dann schreibe ich meiner Mum, dass wir heute vorbeikommen", erwiderte Elijah schmunzelnd.

Wie geplant, fuhren wir am späten Nachmittag mit Elijahs Auto zu Jared und Helenas Haus. Ich sah, dass nur Helena Zuhause war, aber mein großer Bruder musste sicher bald kommen. Ich klingelte und schon wurde uns die Tür geöffnet. „Oh, was eine Überraschung!", rief Helena fröhlich und ließ uns herein.

„Wir wollten mit dir und Jared reden", sagte ich lächelnd. „Worüber denn?", fragte Helena neugierig. „Sagen wir noch nicht. Ich wollte mich außerdem für mein Verhalten von dem letzten Mal entschuldigen", meinte Elijah. „Oh, jeder rastet mal aus", winkte Helena ab und ging ins Wohnzimmer. Wir folgten ihr. Dort saß Kayden auf der Couch und las ein Buch mit großer Schrift und Bildern. Als der Junge mich erblickte, fing er an zu strahlen.

„Lilith!", rief Kayden freudig und lief in meine Arme. „Hey du", lachte ich und hob den Kleinen kurz in die Luft. „Er kriegt nie genug von dir", seufzte Helena. „Vielleicht solltest du ihn adoptieren." „Helena!", ermahnte ich sie. Diese kicherte nur.

„Was ist denn das für ein Auto in der Einfahrt?", ertönte Jareds Stimme. „Jardylein!", rief Helena spöttisch. „Helenchen", sagte Jared in demselben Ton und trat in den Raum. Sein Blick fiel erst auf mich, dann auf Elijah. Dieser ließ sich nichts anmerken und beobachtete weiter Kayden, wie er mit den Schnüren meiner Hose spielte.

„Ist das dein Auto?", fragte Jared an Elijah gewandt. „Ja, ist es", antwortete der Angesprochene höflich. „Okay, und was macht ihr hier?", wollte mein großer Bruder nun wissen. „Die beiden wollten mit uns reden. Lasst uns in die Küche gehen. Kayden, geh dich mal fürs Bett vorbereiten, ja? Vielleicht läuft danach noch ein Märchen im Fernseher", lächelte Helena. Kayden lief nach oben und wir vier gingen in die Küche. Dort setzten wir uns an den Tisch.

„Also?", sagte Jared abwartend. „Wie ihr wisst, würde ich gerne mal Köchin werden. Elijah würde das auch gerne. Und wir dachten uns, dass wir ein Restaurant eröffnen. Natürlich noch nicht jetzt, aber wir haben, besser gesagt, Elijah hat ein leerstehendes gefunden, was wir gerne kaufen würde. Zum Einen würden wir wissen, was ihr von der Idee haltet, außerdem wollten wir euch fragen, ob ihr uns vielleicht zweitausend Dollar geben könntet. Dann könnten wir es kaufen", ließ ich die Bombe platzen.

Auf ihren Gesichtern erkannte man Erstaunen, Misstrauen aber auch Begeisterung. Ich war echt gespannt, was die beiden sagen würden.

„Ich bin sprachlos", sagte Jared einfach. Verwirrt sah ich ihn an. „Denkt ihr nicht, dass es zu voreilig wäre?", fragte Helena. „Vielleicht ist das unsere einzige Chance. Dieses Restaurant ist ein Schnäppchen", meinte Elijah. „Also ich gebe euch sehr gerne das Geld, wenn ihr euch bereit dazu fühlt", erwiderte Jared. „Ja, damit bin ich einverstanden. Ich finde, dass das wirklich eine gute Idee ist. Ihr habt beide eine gemeinsame Leidenschaft, die ihr toll ausleben könnt. Jared, wag' es ja nicht, an etwas anderes zu denken!", drohte Helena. Jared zuckte nur schmunzelnd mit seinen Schultern.

„Also würdet ihr es gut finden, wenn wir es jetzt irgendwann kaufen und dann schon einrichten?", hakte ich nach. „Wenn euch das Geld fehlt, woher wollt ihr dann die Einrichtungen haben?", wollte Helena wissen. Das war ja mal eine gute Frage.

„Ich kenne einen Freund, der der hatte ein kleines Café. Aber als seine Freundin gestorben ist, hat er es für immer geschlossen. Jetzt will er die Tische verschenken, es sind ungefähr dreißig. Wenn sie jemand haben will, muss derjenige alle nehmen. Ich denke, dann hätten wir schon einen großen Teil. Außerdem haben wir ja ein Jahr mindestens Zeit, bis dahin kriegen wir sicher noch Einiges zusammen", erzählte Elijah. „Da hast du Recht. Wir können euch natürlich auch finanziell unterstützen, wenn ihr Geld braucht, sind wir da. Ihr müsst halt damit rechnen, dass wir später gratis dort essen wollen", warnte Jared uns. „Damit können wir leben", lachte ich erleichtert auf.

„Ich habe mir das Restaurant auf den Bildern angeschaut. Die Küche ist groß, sowie der Saal zum Essen. Da passen die dreißig Tische rein, mehr brauchen wir eigentlich nicht. Ein paar können wir zusammenschieben, damit auch große Familien Platz haben. Die Fenster müssen nicht ausgetauscht werden, wir brauchen auch keine neuen Lampen. Was uns fehlt, sind Pfannen, Töpfe und sowas halt, andere Küchenmaschinen gibt es schon, wie Öfen zum Beispiel. Die Besitzer hinterlassen dort ziemlich viel", sagte Elijah.

„Nun, das klingt, als würdet ihr nicht einmal ein Jahr brauchen", seufzte Helena. „Den Schulabschluss machen wir aber sicher", meinte ich. „Natürlich. Vergisst nicht, dass ihr auch Angestellte braucht. Kellner, Putzfrauen und sowas", erwiderte Jared.

Das, was wir hier taten, war wirklich ein großer Schritt. Aber er fühlte sich richtig an.

wild words ✓Where stories live. Discover now