37

1.2K 22 4
                                    

Ich bin grade neu aufgestanden und suche Nevio überall, da er am morgen nicht neben mir lag. Wo ist der Typ bloß? Ich habe sogar in seinem Büro nachgeguckt. Ich durchsuchte das Haus noch einmal und hielt im Fitnessraum inne. Ich sah in der Ecke einen zierlichen Männerkörper, der trainierte. Es ist definitiv Nevio. Warum strengt sich dieser Mann so viel an? Ich ging auf ihn zu und bat ihn die Hantel wegzulegen. Er tat dies und drehte sich zu mir um. "Warum trainierst du jetzt schon so hart? Nimm erst etwas zu Amore, dann kannst du deine Muskeln wieder aufbauen. Du bist noch zu schwach dafür. Bitte streng dich nicht zu sehr an." "Laila ich muss jetzt schon so krass durchziehen. Wie soll ich später gegen deinen Vater kämpfen? Außerdem brauche ich die Kraft, um unsere Kinder zu schützen." Ich sagte nichts mehr dazu und wurde etwas rot. "Apropos Kinder." Nevio fing an zu grinsen. "Wann wollen wir welche produzieren." Ich schlug ihm auf die Schulter und verdrehte meine Augen. "Man denkt unsere Kinder sind Waren, die hergestellt werden müssen." "Naja hergestellt müssen sie werden, aber Waren sind sie definitiv nicht. Da kann ich dich beruhigen Anima mia. Aber jetzt sag schon, wann können wir endlich wie normale Ehepaare sein." Er stupste mich an und hob seine Augenbrauen hoch und runter." "Erst wenn du wieder deine alte Form erreicht und meinen Vater erledigt hast." "Das ist umso mehr ein Ansporn, um jeden Tag zu trainieren." Er gab mir einen Kuss auf die Wange und machte sich wieder an den Training. "Nevio." "Ja süße?" "Trainiere deinen Hintern am meisten. Ist für mich viel wichtiger, als alles andere." Ich zwinkerte ihm zu und verließ den Fitnessraum daraufhin. Wie konnte mich dieser Mann so sehr in seinen Bann ziehen, dass ich ihm langsam immer mehr verzeihe? Wie konnte dieser Mann sich in mein Herz schleichen und ein wichtiger Part meines Lebens werden? Wie konnte ich mich ihn so sehr verlieben? Wenn ich an unsere Zeiten am Anfang zurück denke, ist es echt unvorstellbar, wie es mit uns beiden gekommen ist. Ich ging die Treppen runter und holte mir aus der Küche ein Glas Wasser. Ich trank es bis zur Hälfte und wolle es auf den Tisch hinter mir legen, aber so schnell wie ich mich auch umdrehte, so schnell fiel mir auch mein Glas auf den Boden. Ich sah Ali vor mir. Ich habe ihm bis heute nicht verziehen, dass er mich umbringen wollte. Nevio hat mir auch nicht erzählt wieso er das tat, aber er meinte, wenn er mir das erzählt, würde ich ihn etwas mehr verstehen können. Ich denke zwar nicht, dass ich ihm verzeihen kann, aber ich kann ihm und seiner billigen Ausrede zuhören. "Was suchst du hier?" "Nevio hat mich angerufen und meinte es ist endlich so weit. Es ist soweit, dass wir diesen Bastard endlich umlegen können und es ist ebenfalls an der Zeit, dass ich dir die Wahrheit erzähle. Ich habe mich drei Jahre lang davor versteckt, aber jetzt ist es so weit Laila. Er setzte ich auf den Stuhl. Ich sagte nichts mehr zu ihm und setzte mich gegenüber ihm. Mit meiner Hand machte ich ein Zeichen, dass er anfangen soll zu reden. "Laila ich habe es damals wirklich nicht freiwillig getan, aber dieser Bastard namens Vater hat mich bedroht." "Sag mir was ist so wichtig, dass du deine Schwester erstichst und einen Berg runter schmeißt?", unterbrach ich ihn. "Er hatte meine Frau und mein Sohn als Geisel genommen." "Du bist verheiratet und hast einen Sohn?" "Ja Laila damals war ich erst ein Jahr verheiratet und mein Sohn Mohammad war erst zwei Monate alt. Heute hat Mohammad eine Schwester, die ein Jahr alt ist und Sahra heißt." Ich bekam Tränen in den Augen. Ich war so sehr von allen abgeschottet, dass ich nicht mal wusste, dass mein Bruder Kinder hat. Irgendwie konnte ich ihn etwas mehr verstehen und irgendwie verblasste meine Wut, aber was war dann das für ein Telefonat vor dem Café als wir uns trafen? "Ali ich kann deine Tat etwas mehr verstehen, aber was war das für ein Telefonat vor dem Café?" "Ich wusste, dass du so schlau bist und ein mulmiges Gefühl haben wirst. Ich kenne meine Zwillingsschwester sehr gut. Unser Erzeuger wusste nicht, dass du so schlau sein wirst, aber hat es irgendwie erfahren, dass ich euch beiden ein Tipp gegeben habe in Bezug auf sein Plan. Als er das dann erfuhr, nahm er meine Frau und meine Kinder als Geisel. Unsere sogenannten Geschwister und Stiefmutter haben ihn die ganze Zeit lang unterstützt also musste ich das tun." "Warte unsere Geschwister wussten die ganze Zeit schon, was er vor hat?" "Unsere Halbgeschwister kennen schon seit dem sie denken können das Geheimnis unseres Erzeugers. Nur wir beide kannten das Geheimnis nicht, da wir die Kinder, der Frau waren, die ihn betrogen hat. Langsam glaube ich aber auch, dass er unsere Mutter ermordet hat und nicht Nevio." "Wieso denkst du das?" "Das erzähle ich euch später irgendwann. Zu erst müssen wir die Sache zwischen uns bereden." "Das tun wir grade doch die ganze Zeit." "Nein ich habe dir nur erzählt, was los war und du hast mich nur emotionslos beobachtet." "Was sollte ich denn sonst tun?" "Sagen, ob du mir verzeihst oder nicht. Ich weiß, ich hätte das vor drei Jahren nicht tun sollen, aber ich konnte nicht anders. Ich hatte zu sehr Angst um meine kleine Familie, dass ich das getan habe. Ich habe rot vor Augen gesehen, als unser Erzeuger mich bedroht hat sie anzufassen. Er hat mich einfach bedroht sie anzufassen." Ich sah die Wut wieder in ihm aufsteigen. Ich stand auf und ging auf ihn zu. Das was er getan hat, werde ich niemals vergessen, allein, dass ich ihm vertraut habe und lebenslang eine riesige Narbe an meinen Körper tragen werde, aber verzeihen kann ich ihm nach dieser Geschichte schon. Ich kann mir vorstellen, wie er sich gefühlt hat. Ich habe ihm schon verziehen, als er mir erzählt hat, dass er es für seine Frau und sein Kind tat. Er liebt seine Familie im Gegensatz zu unserem Erzeuger, dieser Bastard. "Ali beruhig dich. Wir beide haben am meisten das Recht diesen Bastard zu ermorden. Egal ob er unser sogenannter Vater ist oder nicht, er wird sterben. Ich habe in diesen zwei Jahren viele Leben beendet, aber sein Leben zu beenden wird meiner Seele die Befriedigung geben, die ich vor 8 Jahren gebraucht hätte. Wir werden ihn beide finden und in Stücke zerreißen. Er hat kein entkommen mehr. Du, Ali, Nevio, Kadir und ich sind ein Team. Er hat jetzt schon verloren." "Laila bist du sicher, dass du ihn ermorden wirst?" "Ali ich war mir in meinem Leben noch nie so sicher wie jetzt." Er nickte nur und war eine Zeit lang still. Dann blickte er wieder auf zu mir. "Hast du mir denn jetzt verziehen Laila?" "Ja da habe ich Ali. Ich habe dir schon verziehen, als du angefangen hast zu reden. Du bist mein einziger und wahrer Bruder." "Danke Laila das bedeutet mir ehrlich so viel. Und es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass wir dich nie im Gefängnis besucht haben. Es tut mir leid, dass ich mich nach deiner Entlassung nicht um dich gekümmert habe, sondern dich erschießen wollte, wegen Vater. Und es tut mir leid, dass ich dich erstochen habe." Es floss ihm eine Träne runter und ich wischte sie ihm weg. "Alles ist gut. Ab heute hast du die Chance alles zu verbessern und das wirst du auch, sonst bringe ich dich eigenhändig um. Und ich möchte meinen Neffen und meine Nichte sehen." Er nickte eifrig und hatte dabei ein sehr breites Lächeln. "Deine Frau möchte ich auch kennenlernen." "Du kennst sie bereits?" "Wer ist Sie denn?" "Es ist dieses eine Mädchen, die früher immer gemein zu dir war." "Nicht dein Ernst? Du bis mit Farah verheiratet?" Er wurde rot und musste lächeln. "Sie war die einzige, die daran geglaubt hat, dass du Leonardo nicht ermordet hast. Sie wollte dir jahrelang helfen und dich besuchen kommen, aber ihre Eltern haben es ihr verboten und drohten ihr sie nie mehr aus dem Haus zu lassen, deswegen kam sie nicht. Irgendwann sah sie mich auf der Straße und sprach mich an. Wir redeten die ganze Zeit über dich und trafen uns häufig. Irgendwann wurden unsere Treffen zu Dates und dann wurden wir plötzlich ein Paar und heirateten am Ende. Sie weiß übrigens über dich Bescheid und möchte dich auch sehen." "Das freut mich, aber ehrlich gesagt möchte ich erst ein normales Leben führen, wenn dieser Mann erledigt ist." "Kann ich verstehen." "Solange kannst du mir ja Bilder zeigen." "Ja das kann ich." "Gut lass uns ins Wohnzimmer gehen. Gleich kommt Leonardo und da musst du uns erzählen warum du denkst, dass dieser Mann unsere Mutter ermordet hat und nicht Nevio." "Okay." Wir beide standen auf und gingen in die Küche. Nevio und Leonardo saßen da schon. Leonardo guckte Nevio mit einem hasserfülltem Blick an. Nevio konnte ihn nicht mal richtig angucken. Ich ging mit eiligen Schritten zu ihnen und stellte mich zwischen den beiden. "Leonardo hör auf deinen Bruder zu hassen. Ali hat uns etwas wichtiges zu erzählen." Beide schauten zu Ali und er begann zu sprechen. "Als ich noch bei diesem Mann lebte und von seinen Geschäften erfuhr, erzählte er mir davon, dass er es immer aufnehmen lässt, wenn er Menschen ermordet. Er erzählte mir, dass es ihn glücklich machte immer wieder die leidenden Gesichter der Menschen zu sehen. Ich dachte mir damals, dass er auch wahrscheinlich das Video von Leonardo hat und durchsuchte in seinen Dateien alles was es gab und stieß auf ein Video." Er nahm ein USB-Stick raus und warf es uns auf den Tisch. "Guckt euch das Datum an. Es ist wichtig."

PerchéWhere stories live. Discover now