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Kalter Wind peitscht Lucius ins Gesicht, seine Haare fliegen um ihn, doch ihn kümmert es nicht. Früher hätte es ihn gestört, wenn seine Haare unordentlich sind und nicht geordnet auf seinen Rücken fallen, doch jetzt ist es egal. Jetzt ist alles egal.

Man würde für seine Liebe alles tun, oder? Wenn man eine Person bedingungslos liebt, dann will man, das diese Person glücklich ist. Doch was ist, wenn man der Grund dafür ist, dass diese Person nicht mehr da ist?

Lucius hat sich geschworen, nie in seinem Leben zu lieben. Lange ging es auch gut, er heiratete Narzissa, eine Frau, die er schon kennt, seitdem sie kleine Kinder sind. Er hegt keinerlei Gefühle für sie, hat nie gefühlt, bis er auf diese wunderschöne Rose getroffen ist. Seine Rose.

Es gibt einen Grund, warum er sich geschworen hat, nie zu lieben. Niemals eine Person an sich ranzulassen. Es gibt Tage, an denen er es darauf schiebt, dass sich auf eine Person einzulassen ein Zeichen von Schwäche ist. Doch das ist absoluter Blödsinn. Das ist ihm bewusst, doch er hat noch nie über diese eine Sache geredet - nur einmal mit Y/N, doch offiziell kennen sie sich nicht, sind sich nur einmal begegnet und dann nie wieder.

Doch das ist eine noch größere Lüge. Aus Minuten wurden Stunden, aus Stunden Tage, bis ihre heimliche Affäre monatelang ging. So sehr sie sich auch glücklich machten, kam der Zeitpunkt, an der Lucius merkte, dass Y/N nicht glücklich ist. Zwar mit ihm, aber nicht mit ihrem Leben.

Sie ist ihm immer wie eine Rose erschienen - eingesperrt in einem Gewächshaus, wo sie tristlos ihr Dasein feierte. Eingekettet unter den Fängen ihres Vaters. Er wollte sie retten. Aus Liebe. Weil ihre Unglücklichkeit ihn unglücklich gemacht hat. Sie hat es versucht zu verstecken, hat ihre Kraft aus den einzelnen Treffen geschöpft, doch er war nicht blind. Lucius kannte sie in- und auswendig.

So schenkte er ihr das größte, was er ihr hätte schenken können. Ihren Tod. Ihre Freiheit.

Sein Gesicht ist klatschnass, während er auf ihr tristes Grab blickt. Die Beerdigung hat er von der Ferne beobachtet, immerhin konnte er sich schlecht unter die Menschen mischen. Ihre Beziehung war ihr kleines Geheimnis, dass Y/N mit ins Grab genommen hat, und jetzt würde Lucius es sicher aufbewahren, bis er ihr irgendwann folgen würde.

In seiner Hand hält er eine rote Rose, die er vorsichtig auf ihr Grab legt. Selbst in ihrem Tod ehrt ihr Vater sie nicht. Keine einzige Blume ziert ihr Grab und Wut flammt in Lucius' Brust auf. Doch er verschließt sie tief in sich, später, auf der Arbeit, könnte er sie bestimmt gebrauchen.

»Ich hoffe, du bist jetzt frei, so, wie du es dir die ganze Zeit gewünscht hast, Y/N«, spricht er leise zu ihrem Grab. Andere hätte er vermutlich für bescheuert gehalten, wenn sie mit einem Grab sprechen würden, doch bei ihm ist es etwas anderes.

»In einem anderen Leben hätten wir ein glückliches Leben haben können. Ein Haus, ein großer Garten mit einem riesigen roten Rosenbeet, so wie du es dir immer gewünscht hast. Unsere Kinder hätten draußen im Garten ihre ersten Versuche auf ihren Besen gemacht - doch hier wäre kein Platz für uns gewesen.« Einige Zeit schweigt er, ruft ihr liebevolles Lächeln vor seinen Augen auf und muss selbst lächeln. Es ist ein echtes Lächeln, so wie es nur war, wenn er bei Y/N war.

Im Stillen verabschiedet er sich, dreht sich um, doch nachdem er einige Schritte gegangen ist, bleibt er stehen. Leise trägt der Wind seine Stimme über den Friedhof: »Mein Vater hat meine Mutter auch umgebracht. Nicht aus Liebe, nein, er hat noch nie jemanden geliebt. Vielleicht habe ich mir deswegen geschworen, nie jemanden zu lieben, weil ich ohne meine Mutter aufgewachsen bin. Ohne Liebe. Doch dich habe ich geliebt, von der ersten Sekunde an.«

Das sind seine letzten Worte, bevor er sich durch den Regen kämpft und den Friedhof hinter sich lässt.

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