(Making of) Fate - New Magic

03

Amanda hatte noch eine ganze Weile darüber nachgedacht. Es war einsam gewesen, ohne Alessandro. Und es war schrecklich anstrengend gewesen, sich von allen und jedem fern zu halten, nachdem sie die Einladung der Darkwood erhalten hatte.

Aber die Menschen an der Whiteshore hatten es auch verstanden. Egal ob man sich wirklich leiden konnte, sie alle hatten verstanden, warum Amanda so hart arbeitete. Niemand hatte gelacht, wenn sie mitten im Unterricht eingeschlafen war und ihr Kopf auf die Tischplatte geknallt war. Auch wenn viele Amandas Kampf für verloren hielten, so hatte doch jeder genau gewusst, wofür sie es tat. Aber hier? Amanda hatte die Geschichten ihrer ehemaligen Mitschüler gehört, die schon mal auf dem Festland gewesen waren. Viele kannten Muir nicht mal.
Niemand hier würde sich für Muir und seine Bewohner interessieren, also würde auch niemand ihren Weg gehen.
Für Amanda stand fest, wie sie den Leuten an der Darkwood begegnen musste.

Die Woche verging und Amanda hatte sich die wichtigsten Wege eingeprägt. Zum Speisesaal zuerst, dann die Klassenzimmer und Trainingsräume, auch wenn das meiste Training im Freien stattfand, um Magischen wie Wachenden die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten voll zu erkunden, ohne unnötig Schaden anzurichten. Eine Philosophie, die sich Whiteshore nicht leisten konnte.
Am Freitag war der Tag der großen Anreise und Amanda hatte die anfängliche Nervosität mit intensivem Training niedergekämpft. Sie war bereit.

Mit einem Buch über die verschiedenen Magietypen als Alibi setzte die Hexe sich unter einem Baum in der Nähe des Eingangs und beobachtete die eintreffenden Magischen und Wachenden. Die meisten kannten sich schon länger. Hier und da fielen sich Leute in die Arme. Es gab freundschaftliche Rangeleien und übertriebenes Gekreische.

Wieder kamen Amanda die Worte der Lichtfee in den Sinn. Aber je länger sie ihre Mitschüler beobachtete, desto alberner kam ihr dieser Hinweis vor. Wie sollte sie hier Anschluss finden? Noch dazu als Hexe. Die meisten Magischen hier waren Feen. In Whiteshore hatte es sich ziemlich die Waage gehalten, aber auch nur, weil dort alle Magischen weiter zur Schule gingen, bis sie einen Job bekamen - oder einen anderen Grund fanden, um Muir zu verlassen.

Es war weithin verbreitet, dass Feen mehr an der Balance lag, weshalb es nicht verwunderlich war, dass es an der Darkwood mehr Feen als Hexen gab. Aber die Hexen, die Amanda sah, weckten in ihr wirklich nicht den Wunsch, sich mit ihnen zusammen zu tun.
Kleine, blasse Gestalten, die zwischen den anderen Schülern umher huschten wie Mäuse. Das war nicht, wo Amanda sich sah.

Eine Gruppe Feen kam mit schwebenden Schritten auf Amanda zu. Sie hatten sie nicht nur als neu, sondern auch als Hexe erkannt und offenbar als erste den Mut gefunden, sie unter die Lupe zu nehmen.
"Oh eine Neue", trällerte eine der Feen mit einem seltsamen Grinsen, das Amanda nicht verstand. "Wie heißt du?", fragte sie und glitt näher wie eine lauernde Katze.

"Amanda Davis", antwortete die junge Hexe wahrheitsgemäß. Sie würde sich im Laufe des Schuljahres noch genug Feinde machen, aber nicht über solche unnötigen Spielchen. "Und ihr seid?", fragte sie höflich. Sie sah in der Runde umher.

Angesprochen hatte sie eine Waldfee. Eindeutig erkennbar an den Gänseblümchen, die sie in ihre wallenden Haare geflochten hatte - und natürlich der erdig riechenden Magie, die sie umgab. Amanda checkte die wichtigsten Merkmale - weiche Hände, glatte Haut ohne Narben, Schuhe mit Absatz. Keine Kämpferin.

Neben der Waldfee stand ein junger Mann mit hellbraunem Haar und stechend grünen Augen, die Amanda nun ebenfalls fixierten. "Nicht deine Liga", warf er Amanda spöttisch an den Kopf. Auch wenn seine Hände mehr Arbeit geleistet hatten, als die der anderen Fee, war sein Muskeltonus doch eher für die Optik, als für den Nutzen erworben worden. "Hexen brauchen gar nicht denken, dass sie hier eine Chance hätten." Seine Stimme klang angestrengt. Er versuchte tiefer zu klingen, um die hübsche Waldfee zu beeindrucken. Oder eine der anderen Frauen. Auch kein Kämpfer.