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Es war ein stürmischer, regnerischer Tag, als ich etwas mitbekam, was ich lieber nicht mitbekommen sollte. Es veränderte mein Leben, das Leben meiner Familie und auch das Leben meiner Freunde. Es zerbrach mich und ich weiß bis heute nicht wie ich damit umgehen soll. Seit dem Tag her sind 6 Jahre vergangen, 6 Jahre seitdem ich kein Auge schließen und friedlich schlafen kann. Seit 6 Jahren lebe ich abgeschottet von der Welt, ohne meine Familie, ohne nichts.

6 Jahre zuvor

Es ist der vorletzte Schultag bevor ich in die 10. Klasse komme, aber trotz Sommer regnet es in Strömen. Ich habe mein Vater schon in der ersten Pause angeschrieben mich abzuholen, aber er ist immer noch nicht da. Ich wartete noch etwas, aber als er nicht kam, ging ich einfach selber los. Ich nahm die dunkle Gasse als Abkürzung. Es machte mir zwar etwas Angst, da ich durch den Friedhof laufen musste, aber tat es trotzdem. Als ich aus der dunklen Gasse und dem Friedhofe raus war, sah ich das Auto meines Vaters und kurze Zeit später hörte ich ein Schuss. Mir floss das Blut in den Kopf. Ich lief sofort zurück in die Gasse, denn das Gefühl, dass mein Vater in der Nähe des Schusses war, ließ mich nicht los. Ich lief und lief, bis ich in der dunklen Gasse eine weitere dunkle Gasse entdeckte. Vorsichtig ging ich da rein. Ich hörte einen weinenden Jungen. Ich lief in die Richtung, wo das Weinen herkam und als ich ankam blieb ich vor Schock mitten in der Gasse stehen. "Ba-Baba?" Mein Vater drehte sich zu mir um und hatte nur einen emotionslosen Blick drauf. Es erschreckte mich. Ich schaute au die Waffe von meinem Vater und dann auf den Jungen, der hingekniet vor meinem Vater saß. Ich kannte ihn. Er ist auf meiner Schule, eine Stufe über mir. "Baba was machst du hier?" Ich wollte auf mein Vater zu laufen, aber seine Männer stellten sich vor mich. "Bringt sie weg von hier." "Nein ich bleibe hier." "Fein deine Schuld, dass du das sehen musst." "Was mei-" Mein Vater schoss dem Jungen dieses mal mitten in den Kopf, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich war zu geschockt, um ein Laut rauszubringen. Mein Vater gab den Männern ein Zeichen und sie brachten die Leiche von dem Jungen weg. Mein Vater ging emotionslos an mir vorbei und ließ mich da alleine stehen. Ich blieb da eine lange Zeit stehen und irgendwie bin ich doch los und kam zu Hause an. Ich wusste nicht wie ich mich benehmen sollte. Ich stand vor der Türe immer noch geschockt von der Tat eben. Ich konnte nicht in das Haus rein. Ich traute mich nicht zu klingeln, aber die Türe wurde dann auch schon aufgemacht. Es war meine Mutter. Sie sprang erleichtert auf und umarmte mich so fest sie konnte. ,,Wo warst du?" Ich konnte nichts antworten. Ich löste mich von ihr und lief in mein Zimmer. Ich schloss die Türe ab und schmiss mich auf den Boden. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib. Ich konnte immer noch nicht realisieren, was da eben geschehen ist. Was hat mein Vater eben getan? Wie soll ich jetzt damit leben? Ich kann doch nicht mehr in die Schule und den Leuten in die Augen schauen. Ich weinte und konnte nicht aufhören. Auf einmal hörte ich wie meine Türe geöffnet wurde. Es war mein Vater. "Hör auf zu weinen Laila. Steh sofort auf." Er hatte diesen Gesichtsausdruck von eben und mir wurde kalt. Ich hatte eine Gänsehaut, aber ich tat das, was er wollte und stand auf. "Das was du eben gesehen hast wird unter uns bleiben Laila. Wenn du es anderen weiter erzählen solltest, wirst du schlimmeres erleben als der Junge hast du mich verstanden?" Ich nickte und er verließ zufrieden mein Zimmer. Wie kam der überhaupt in mein Zimmer rein? Es vergingen mehrere Stunden und ich lag weinend in meinem Bett. Mich ließ das Gesicht des Jungen nicht schlafen und der Schuss und das Blut, was aus seinem Kopf runter floss. Je mehr ich darüber nachdachte umso mehr wurde mir übel. Irgendwann konnte ich nicht mehr und lief zur Toilette um mich zu übergeben. Als ich fertig war setzte ich mich in der Toilette auf den Boden und weinte dort weiter. Ich kann das nicht. Ich muss zur Polizei. Auch wenn er mir was antun sollte. Es macht mich fertig. Als ich wieder in mein Zimmer ging, sah ich mein Vater auf meinem Bett sitzen. Er hatte wieder eine Waffe in seiner Hand. Die Waffe mit dem er den Jungen erschossen hat. "Laila ich hab es vergessen zu erwähnen, dass nicht nur du, sondern auch deine Mutter und Geschwister leiden werden, wenn du dein Mund öffnen solltest." Er grinste mich an und spielte mit seiner Waffe rum. "Ich hab es schon verstanden." Er stand auf und ging. An meinem Türrahmen stoppte er und drehte sich wieder um. "So kenn ich meine Tochter." Er verließ mein Zimmer und ich brach erneut zusammen. Ich weinte bis in den Morgengrauen und irgendwann klopfte meine Mutter an der Türe. "Laila aufstehen Schule." "Ich bin schon wach." "Super." Ich stand erschöpft auf und zog mir einfach etwas rüber. Ich musste mich zusammen reißen, damit ich nicht wieder anfing zu weinen. Als ich unten war, zog ich mir sofort meine Schuhe an und ging sofort los, ohne meine Eltern zu beachten. Ich kann das nicht. In der Schule angekommen, wechselte ich mein Platz von vorne nach hinten und hörte halbwegs den Lehrern zu, bis diese eine Stunde kam. Es war die vorletzte Stunde vor den Ferien. Meine Lehrerin kam mit einem traurigen Blick in die Klasse rein und wusste nicht, wie sie anfangen sollte zu reden, aber irgendwann schaffte sie es auch. "So Leute ich weiß ihr alle wollt eigentlich glücklich und positiv in die Ferien, aber leider habe ich eine negative Nachricht für euch. Einige von euch kennen vielleicht Leonardo Piemont." Ich kannte ihn, es war der Junge, den mein Vater erschossen hatte. "Leonardo wurde eben hinter der Schule tot aufgefunden. Er wurde erschossen und ich teile euch dies mit, da wir denken, dass einige von euch vielleicht Informationen haben könntet." Die Klasse war still und ich hielt es nicht mehr aus. Ich stand auf und lief aus dem Klassenraum. Ich lief nach Hause und sperrte mich in mein Zimmer ein. Es war mir so egal, was die anderen von mir dachten, aber ich musste da weg. Ich halte das hier nicht mehr aus. Ich packte mir paar Sachen mit in die Tasche und bisschen Geld von meinem ersparten und lief in die Richtung des Bahnhofes. Ich kaufte mir dort ein Ticket, ich weiß nicht mehr genau wohin, aber weit weg von hier. Ich setzte mich auf eine Bank und wartete weinend auf meine Bahn. Genau als meine Bahn da war und ich einsteigen wollte, wurde ich zurück gezogen und mir wurden Handschellen um meine Handgelenke drangemacht. Ich schaute mich um und sah, wie mein Vater mich vom weiten mit einem zufriedenen Blick und das realisierte ich es. Mein eigener Vater hat mich verraten und hintergangen.

PerchéWhere stories live. Discover now