Kapitel 18

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LUCA

Ich kam gerade aus der Dusche, als es hektisch an meine Tür klopfte. Ich zog mir meine Hose an und warf mir mein Handtuch über die Schulter, bevor ich zur Tür ging. Meine Haare waren noch nass, also strich ich sie mir einfach aus den Augen und legte sie mir richtig hin. Wer klingelte eigentlich um diese frühe Zeit? Carla würde bestimmt noch nicht wach sein, sie schlief ja immer lange! Aber wer würde mich sonst besuchen kommen? Carlos sicherlich auch nicht! Ich öffnete die Tür und war verwirrt darüber, Estrella und Luna zu sehen.
"Estrella? Luna? Was macht ihr denn so früh schon hier?", fragte ich verwirrt nach.
"Carla hat gesagt, dass wir dich holen sollen! Das ganze Dorf wurde beklaut und alle behaupten, dass es Papá war, aber das kann nicht sein! Du musst uns helfen, den richtigen Dieb zu finden!", antwortete Luna aufgeregt. Oh nein, das klang wirklich schlimm!
"Ok, alles klar. Wartet hier einen Augenblick, ja? Ich ziehe mir nur noch schnell etwas an und dann komme ich", erwiderte ich und ließ die Kleinen rein, bevor ich in mein Schlafzimmer ging, um mich umzuziehen. Ich rubbelte mir mit einem Handtuch so schnell es ging die Haare einigermaßen trocken und richtete sie richtig hin, bevor ich mir meinen Poncho überzog. Es klang so, als wäre Carlas Vater in echten Schwierigkeiten und wir mussten ihm dringend helfen. Unter Umständen konnten wir den echten Täter ja wirklich finden und alles Gestohlene wieder zurückholen. Versuchen mussten wir es zumindest. Also ging ich zurück zu den Kleinen und nahm mir meinen Haustürschlüssel. "Na los, gehen wir." Die Kleinen nickten und zogen mich dann schon raus auf die Straße, um zurück zu Casita zu rennen. Ich war ziemlich außer Atem, als wir am Haus ankamen und die Tür sich öffnete. Ich sah, dass sich ein kleiner Riss in der Wand befand. Wie war der wohl dahingekommen? Ich ließ mich von den Kindern nach oben ziehen und sah dann Carla auf der Galerie nervös auf und ab gehen, während sie unruhig auf ihrem Fingernagel herumkaute. Als sie uns sah, drehte sie sich zu uns um und umarmte mich stürmisch.
"Gott sei Dank, du bist da!", seufzte sie erleichtert.
"Ja, was ist los?", erwiderte ich und schob meine Freundin vorsichtig von mir weg.
"Abuela, Papá und ich hatten einen fürchterlichen Streit. Papá ist daraufhin in seinen Geheimraum zwischen den Wänden verschwunden und niemand kann ihn da rauskriegen! Mamá versucht es seit einer halben Stunde und ich kann auch nichts tun!", erklärte sie aufgelöst und seufzte. "Wenn ich Abuela doch nur nie provoziert hätte!"
"Wieso? Was hast du denn gesagt?", fragte ich neugierig nach.
"Dass nicht Papá sondern ich die Sachen gestohlen habe. Daraufhin ist Papá weggelaufen", antwortete sie. Die Zwillinge sahen ihre Schwester traurig an.
"Papá ist weg und kommt nicht mehr wieder?", fragte Estrella niedergeschlagen nach. "Ich will aber nicht, dass Papá in den Wänden bleibt! Er soll doch bei uns sein!" Carla seufzte.
"Ich weiß, Lita, aber wir kriegen ihn nicht aus seinem Raum, er hat sich eingeschlossen! Ihr könnt es aber gerne mal probieren", wandte sie ein, die Zwillinge nickten.
"Das machen wir!", stimmten sie zu, also hob Carla das Gemälde an der Wand an. Dahinter war ein dunkler Gang, der wirklich verstaubt aussah. Ich hatte nicht gewusst, dass dieses Haus auch Geheimgänge hatte! Aber offensichtlich benutzte Bruno ihn öfter, so bekannt wie das unter den Kindern war. Estrella und Luna kletterten hinter das Gemälde und Carla gab mir mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass wir den Kleinen folgen würden. Ich nickte und kletterte ebenfalls in den engen Gang. Ich sah mich staunend um, während wir ihn entlanggingen und schließlich an eine Tür kamen. Julieta und Amalia standen davor und redeten auf das Holz ein, aber es kam keine Antwort zurück. Als sie uns bemerkten, drehten sie sich um und seufzten.
"Da seid ihr ja!", sagte Amalia erleichtert. "Versucht euer Glück, wir bekommen nicht mal eine Antwort von eurem Papá!" Estrella und Luna gingen zur Tür und lehnten sich dagegen.
"Papá? Bist du da drin?", fragte Estrella besorgt nach. "Komm raus, wir vermissen dich! Wir wollen nicht, dass du gehst!" Es kam aber keine Antwort von Bruno.
"Papá, bitte! Wir brauchen dich doch! Wir wollen zu dir!", flehte Luna, aber auch dieses Mal blieb alles still. Hoffentlich war alles in Ordnung bei Bruno und er hatte sich nichts angetan! So langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Ich nahm Carlas Hand, als sie mich panisch ansah. Luna sah ihre kleine Schwester an. "Estrella, kannst du dich nicht in etwas Kleines verwandeln und durch das Schlüsselloch fliegen?" Estrella nickte.
"Ja, das kann ich", stimmte sie sofort zu und nach kaum einem Blinzeln flog sie als winzige Fliege durch das kleine Schlüsselloch. Kurz darauf wurde uns die Tür geöffnet. Estrella und Luna rannten auf ihren Vater zu, der regungslos und niedergeschlagen in einem roten Sessel saß und auf die Wand starrte. Als seine Töchter ihn stürmisch umarmten, seufzte er und drückte sie an sich, bevor er ihnen einen Kuss auf die Stirn gab. Wir betraten den kleinen Raum jetzt auch, der voll mit Regalen, einem kleinen Tisch, einem Hocker und dem roten Sessel war. Alles wirkte sehr alt und trostlos, aber außer mir schien sich keiner daran zu stören. Amalia, Julieta und Carla liefen ebenfalls sofort zu Bruno, um ihn zu umarmen, ich ging nur einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu.
"Brunito, querido! Was machst du nur für Sachen? Du kannst dich hier doch nicht einfach einschließen! Wir vermissen dich doch alle!", rief Amalia besorgt und gab ihrem Mann einen Kuss auf die Wange. "Wir lieben dich doch!"
"Lia, meine Vision hatte recht. Ich muss hier alleine bleiben, um nicht noch mehr anzurichten! Offensichtlich kann mich keiner mehr leiden! Sagt den anderen einfach, dass ich gegangen bin", wandte er niedergeschlagen ein.
"Hermanito, so etwas darfst du nicht sagen! Wir werden dich nicht einfach verstoßen, wir wissen genau, dass du nichts gestohlen hast!", wandte Julieta geschockt ein, aber Bruno schüttelte den Kopf.
"Wenn mich alle immer noch für einen Pechvogel und jetzt auch noch für einen Dieb halten, dann will ich auch nichts mehr mit ihnen zu tun haben! Und unter Leute gehen kann ich dann sowieso nicht mehr! Also bleibe ich hier, das ist ja kein Problem. Und ihr könnt mich hier ja besuchen kommen, wann immer ihr wollt", widersprach er ihr. Ich sah ihn an und ging noch einen Schritt näher.
"Bruno, ich verspreche dir, dass wir das wieder hinkriegen werden. Carla und ich finden raus, wer die Sachen wirklich geklaut hat und wir bringen sie auch wieder zurück", beruhigte ich ihn, worauf er mich matt anlächelte.
"Danke, Luca, das ist nett. Pass mir nur gut auf meine Mädchen auf, ja?", erwiderte er, ich nickte.
"Natürlich, fest versprochen." Er nickte nur und drückte seine Töchter an sich. Er war wirklich absolut fertig. Er wollte sich hier verstecken, um nicht noch mehr in schlechtes Licht zu rücken! Das konnte ich nicht zulassen! Erst recht nicht, wenn es dann Estrella, Luna und Carla traurig machen würde! Wir mussten handeln - und zwar schnell!

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So, bis hierhin erstmal. Was meint ihr? Muss Bruno für immer hinter den Wänden bleiben? Wer hat das Dorf wirklich ausgeraubt? Und können Luca und Carla den richtigen Täter wirklich finden, um Bruno zu retten? Was sind eure Tipps/Vorschläge?🥰Ich bin gespannt!

Cassy

Ich brauche dich, Bruno 5 - Verzweifelte Hoffnung Where stories live. Discover now