Kapitel 6

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CARLA

Nach dem Frühstück räumte ich noch einmal schnell mein Zimmer auf, bevor ich runter ins Dorf ging, um Luca abzuholen. Er war bereits im Foyer, als ich ins Gasthaus kam und diskutierte aufgeregt mit Miguel.
"Hola, buenos días", sagte ich und stellte mich neben Luca, um seine Hand zu nehmen. Luca wirkte aufgeregt und unterbrach sich nur, um mich anzusehen. "Gibt es ein Problem?"
"Ja, meine Wohnung wird nicht vor morgen fertig und Miguel hat kein Zimmer mehr frei", antwortete Luca, Miguel zuckte die Schultern.
"Es tut mir leid, wirklich, aber ich kann nichts machen!", meinte er. "Glaub mir, wenn ich auch nur ein winziges Zimmer hätte, würde ich es dir geben! Aber ich habe einfach nichts mehr frei!"
"Schon gut, dass die Wohnung nicht rechtzeitig fertig wird, ist ja nicht deine Schuld. Dann hole ich am besten meine Sachen, suche mir einen schönen ruhigen Platz im Wald und übernachte unter freiem Himmel", erwiderte Luca. "Wäre ja nicht das erste Mal."
"Was? Nein! Ich bin mir sicher, dass du bei uns eine Nacht lang bleiben kannst! Abuela hat bestimmt nichts dagegen! Du wolltest ja sowieso mit ihr reden, dann können wir sie auch gleich fragen!", wandte ich ein und sah ihn an. "Wir finden einen Platz für dich in Casita, da bin ich mir sicher. Und selbst, wenn es Papás Geheimzimmer ist! In meinem Zimmer wirst du ja wahrscheinlich nicht schlafen können, sonst dreht meine Familie komplett am Rad." Er lächelte.
"Ja, das stimmt, aber ich will deiner Familie auch nicht zur Last fallen und sie wegen einer Unterkunft anpumpen!", wandte Luca ein, aber ich schüttelte den Kopf.
"Das tust du doch gar nicht, aber du kannst ja auch nicht im Wald schlafen! Wer weiß, ob nicht die Jaguare rauskommen!", erwiderte ich, worauf er lachte.
"Sagt die, die mit zehn Jahren eine ganze Nacht lang draußen verbracht hat!", konterte er. "Ich kriege das hin, keine Sorge. Und sollte doch etwas sein, dann komme ich sofort zu Casita und wecke euch alle auf, da kannst du dir sicher sein!", erwiderte er und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich bin groß genug, um selbst auf mich aufzupassen, amor. Aber es ist lieb, dass du dich um mich sorgst. Ich komme sofort, ja? Ich hole nur noch meine Sachen, das dauert keine Minute mehr." Damit lief er die Treppen hinauf, ich seufzte und sah Miguel an.
"Wieso wird seine Wohnung nicht rechtzeitig fertig? Hat er etwas gesagt?", fragte ich ihn, er schüttelte den Kopf.
"Nein, zu mir nicht. Frag ihn selbst", antwortete er. Ich nickte und wartete auf Luca, der keine Minute später mit seinen Sachen runterkam.
"So, wir können los", meinte er. "Danke, Miguel. Wir sehen uns bestimmt noch."
"Na klar." Wir gingen zusammen zurück zu Casita, ich griff nach Lucas Hand.
"Sicher, dass du nicht Abuela fragen willst, ob du übernachten kannst? Sie hat bestimmt nichts dagegen!", fragte ich wieder nach, er schüttelte den Kopf.
"Nein, ach was! Ich schlafe gerne unter den Sternen, das ist kein Problem", wehrte er schnell ab. "Ich meine, ich frage sie schon, ob ich hier ein kostenloses Restaurant errichten darf! Eine große Bitte pro Tag muss reichen, sonst schickt sie mich sofort wieder zurück nach Medellín!"
"Das würde sie nie tun! Wir haben uns alle schon so auf dich gefreut, keiner hier schickt dich freiwillig zurück nach Medellín! Und wenn doch, dann schlage ich ihn kurz und klein!", widersprach ich ihm schnell, er lachte.
"Das glaube ich dir, aber Gewalt ist keine Lösung! Selbst, wenn es dabei um so einen charmanten, hübschen, jungen Mann geht", erwiderte er grinsend, ich lachte und schlug ihm gegen die Schulter.
"Hör auf, dich selbst zu loben!", lachte ich und drückte seine Hand. "Sonst lasse ich dich wirklich unter den Sternen schlafen!"
"Genau das will ich doch auch!", wandte er ein und lachte, als wir auch schon bei Casita ankamen. Das Haus schlug freudig mit den Fensterläden und schob uns freudig mit den Ziegeln hin und her, worauf wir lachten. "Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, Casita!"
"Luca!" Die Zwillinge kamen nach draußen gerannt und umarmten ihn, er lachte.
"Ihr tut so, als hätten wir uns ewig nicht mehr gesehen! Wir haben uns doch erst gestern gesehen!", erwiderte er lachend und schob die kleinen Monster etwas von sich weg.
"Aber wir wollen wieder spielen!", rief Luna aufgeregt.
"Das machen wir später, ja? Ich muss erstmal mit eurer Abuela sprechen, weil ich etwas ganz Wichtiges vorhabe. Aber keine Sorge, sobald ich damit fertig bin, komme ich zu euch. Und der dunkle Magier hat über Nacht seine Fähigkeiten gestärkt! Dieses Mal kriegt er euer Königreicht!", erwiderte er, die Zwillinge lachten.
"Niemals! Wir sind sehr viel stärker!", rief Estrella. Luca lachte.
"Das werden wir später sehen, Princesa Estrella", grinste er, bevor wir zusammen reingingen. Abuela war in der Küche und kümmerte sich um einen Blumentopf mit rosa Blumen.
"Abuela? Luca ist da, er würde gerne mit dir reden", meinte ich, worauf sie sich zu uns umdrehte und Luca anlächelte.
"Hola, Luca. Es ist schön, dich mal wieder zu sehen", sagte Abuela, Luca lächelte sie an.
"Geht mir genauso, Alma", erwiderte er.
"Kommt, lasst uns hinsitzen", meinte sie, also gingen wir ins Esszimmer, um uns hinzusetzen. "Geht es um die Idee mit dem Restaurant, Luca?"
"Ja, genau. Ich möchte mich hier nicht aufdrängen, deswegen wollte ich erst mit Ihnen darüber sprechen", antwortete er ihr. "Das Essen soll niemanden etwas kosten und es darf auch jeder dort arbeiten, der es möchte. Ich will dem Dorf nur etwas zurückgeben, dafür, dass ich Carla kennenlernen durfte." Ich musste verlegen lächeln und strich mir eine Strähne zurück.
"Ich finde diese Idee toll, Luca. Du darfst hier gerne ein Restaurant eröffnen, es ist nur so, dass gerade kein Gebäude frei ist", erwiderte Abuela. "Aber ich bin mir sicher, dass wir ein Haus auf die Beine stellen können. Luisa wird dir sicher dabei helfen und dann kriegen wir das hin."
"Ich möchte keine Umstände machen, wirklich nicht!", wehrte er sofort ab.
"Machst du nicht, ich möchte wirklich, dass wir deinen Traum hier aufbauen. Es wird dem Dorf zugute kommen. Ich freue mich darauf, wenn wir alle dann zusammen bei dir essen können", meinte Abuela.
"Ja, apropos bei Luca... Seine Wohnung wird doch erst morgen fertig und er hat keine Bleibe für die Nacht. Miguel hat nichts mehr frei und ich dachte, dass Luca hierbleiben könnte, bis er morgen in die Wohnung kann", warf ich ein, worauf Luca mich ansah und dann heftig den Kopf schüttelte.
"Carla, nein! Ich möchte keine Umstände machen, ich schlafe einfach im Wald! Das ist wirklich kein Problem!", lehnte er sofort ab.
"Nein, Luca, Carla hat vollkommen recht. Du solltest nicht unter freiem Himmel schlafen müssen, wenn du Freunde hier hast! Du kannst sicher bei Mirabel im Kinderzimmer bleiben, dort ist noch ein Bett frei", widersprach Abuela ihm und sah uns streng an. "Kommt mir aber bloß nicht auf irgendwelche doofen Ideen, hört ihr?"
"Natürlich nicht, Abuela, da passiert nichts. Versprochen", stimmte ich schnell zu.
"Danke für Ihre Gastfreundschaft, Alma. Ich weiß das wirklich zu schätzen", sagte Luca, sie lächelte.
"Natürlich, Luca, gerne. Carla soll dir das Zimmer zeigen und danach könnt ihr ja noch etwas zusammen machen", erwiderte sie und stand auf. "Ich habe noch einige Blumen, um die ich mich kümmern muss."
"Geh nur, Abuela. Wir sind schon anständig, versprochen."

Ich brauche dich, Bruno 5 - Verzweifelte Hoffnung Where stories live. Discover now