29

2K 72 6
                                    

Tränenüberströmt, aber lächelnd sah ich Killian an. Jemanden wie ihn an meiner Seite zu haben, beruhigte mich ein wenig. Killian war so ein gut erzogener Junge, nicht wie die meisten unreifen „Männer" in meinem Alter, was ich wirklich sehr zu schätzen wusste. Seine Mutter hatte gute Arbeit geleistet, ob sie es wusste?

„Kann ich dir etwas sagen?", fragte ich vorsichtig. „Nur zu, Püppchen", sagte Killian sanft. „Sara... sie wird sterben", brachte ich hervor. Doch Killian war eineswegs überrascht, er seufzte nur. „Ich weiß es seit gestern. Menschen kommen und gehen, das ist leider so, wir können nichts dagegen tun. Ich weiß, es klingt hart, aber du musst Sara nach ihrem Tod loslassen. Jetzt hasst du n och Zeit, die du mit ihr verbringen kannst, du musst sie nutzen. Aber du musst auch verstehen, dass sie mehr mit Luke macht, dafür gibt es eine einfache Erklärung. Du bist immer bei ihr, Sara weiß, dass du sie niemals alleine lassen würdest. Bei Luke ist das anders", erklärte Killian. Seine Worte waren wie Balsam für meine Seele, doch es fühlte sich an, als würden sich tausende Messer in mein Herz bohren.

„Das verstehe ich ja, aber Sara muss mich doch auch verstehen", argumentierte ich verzweifelt. Killian strich sanft mit dem Daumen über meinen Handrücken. „Sie muss selber auch erst damit klarkommen. Der Gedanke, nie heriaten zu können, nie seine Kinder spielen zu sehen, ist doch furchtbar. Sara wird den bittersüßen Duft der Freiheit nicht mehr einatmen können. So hart es auch klingt, Sara wird die restliche Zeit eher ans Bett gefesselt sein", murmelte Killian.

Warum nahm uns der Tod die besten Menschen? Wieso war das Leben so unfair? Weshalb ausgerechnet Sara? Sie hatte so ein verdammt gutes Herz und verdiente jedes Glück der Welt!„Ich verkrafte das nicht, Killian", schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt. „Du musst jetzt stark sein, ja? Für Sara."

...

Ein Monat war vergangen. Hätte jemand erwartet, dass es schon so früh passieren würde? Gewiss nicht. Die Welt war grau und leblos, der Schmerz unerträglich. Sara war tot, seit einer Woche. Oder seit zwei, ich hatte das Zeitgefühl verloren. Auf die Uhr zu sehen, kostete zu viel Kraft. Nächtelang war ich wachgeblieben, um die Zeit mit Sara zu verbringen. Ich hatte sie angefleht, geweint und geschrien, und Sara lag nur da und wusste, dass es keinen Sinn hatte. Sie war fort und würde nie wieder kommen.

Killian blieb die ganze Zeit über bei mir, doch wir schwiegen. Es gab nichts mehr zu sagen, außer „Sara ist tot." Ich hatte meine Fröhlichkeit mit dem Tod meiner besten Freundin verloren. Es war so verdammt unerträglich. „Willst du nicht etwas essen?", fragte Mum zum tausendsten Mal an diesem Tag. „Nein", antwortete ich zum tausendsten Mal an diesem Tag. „Aber du solltest", meinte Killian zum tausendsten Mal an diesem Tag. Kraftlos sah ich die beiden an.

„Könnt ihr gehen? Bitte...", murmelte ich. Mutter seufzte und ging, Killian sah mich bestürzt an. „Ich werde nicht gehen, Lea! Ich bleibe bei dir, ich lasse dich nicht alleine!", rief er sogleich. „Ich brauche meine Ruhe, dann gehe ich halt eine Runde spazieren", sagte ich schulterzuckend und erhob mich. „Versprich mir, dass du in zwanzig Minuten spätestens wieder da bist, ja?", erwiderte Killian. Ich senkte meinen Blick. „Ich verspreche es..."

Die firsche Luft tat mir gut, ich atmete sie tief ein. „Lea, was machst du hier?" Ryan stand vor mir. „Ich... ich muss irgendwo hin. Für ein paar Tage. Wo ich meine Ruhe habe", murmelte ich. Argwöhnisch sah Ryan mich an. „Hast du mit Killian gestritten?", fragte er. „Nein, aber... meine beste Freundin ist tot und ich halte das da nicht mehr aus", brachte ich hervor. „Weiß irgendwer davon?", wollte Ryan wissen. Ich schüttelte meinen Kopf.

„Nun gut, ich will nicht so sein. Trotzdem würde ich es besser finden, wenn du wieder nach Hause gehst", meinte Ryan besorgt. „Nein, finde ich nicht", sagte ich leise. „Na, dann steig ins AUto, ich war gerade bei mir zuhause, um ein paar Sachen zu holen", erzählte Ryan. Er besaß einen alten, schwarzen BMW, der eigentlich sehr gemütlich war.

„Wohin fahren wir?", wollte ich wissen. „In meine Wohnung, niemand weiß von ihr. Sie ist nur eine halbe Stunde von hier entfernt, ich denke, dass das nicht so schlimm ist", antwortete Ryan. „Je weiter weg, desto besser", flüsterte ich. „Das habe ich gehört", sagte Ryan streng. „Du weißt, dass das hier nicht für immer ist. Irgendwann musst du zurück!" Ich seufzte auf.

„Will ich aber nicht. Ich ertrage das nicht!", erwiderte ich. „Du wirst dich dran gewöhnen, lenk dich ab und trauere nicht die ganze Zeit. Klar, es ist echt ein mieser Schmerz, wenn die beste Freundin gestorben ist, aber wir alle sterben irgendwann. So ist das Leben", meinte Ryan.

Es schmerzte so sehr. Sara war jetzt nicht mehr da, mein Lebenswille war mit ihr gegangen. Ich wollte zu ihr, ohne sie fühlte es sich so unrealistisch an. Es schien, als würde mein Herz aus der Brust gerissen werden, es war unaushaltbar.

bittersweet like heroine ✓ Donde viven las historias. Descúbrelo ahora