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Ich realisierte langsam, was Killian zu mir gesagt hatte. Ich sah seiner Meinung nach also gut aus, gut zu wissen.

„Du siehst auch nicht schlecht aus", erwiderte ich leise. Noch immer sahen wir uns nicht an. Wozu auch, ich wusste, dass ich ihm jetzt nicht in die Augen sehen konnte. Und woanders wollte ich nicht schauen.

Nach und nach füllte sich der Raum. Mir fiel auf, dass Luke und Sara fehlten. Wahrscheinlich waren sie anders beschäftigt, zum Beispiel in diesen Zimmern, und womit, konnte sich jeder selber zusammenreimen.

„Als erstes spielen wir ein klassisches Spiel, und zwar Wahrheit oder Pflicht! Ich fang an und drehe die Flasche. Der, auf den die Flasche zeigt, muss zwischen Wahrheit und Pflicht wählen. Dann stelle ich die Frage oder gebe die Aufgabe. Aber das sollte allen klar sein. Los geht's!", rief Mike.

Die Flasche landete auf Megan. „Wahrheit oder Pflicht, Megan?", fragte Mike. „Wahrheit", sagte Megan und tat so, als würde sie schwer hören. Sie beugte sich nach vorne, sodass jeder einen perfekten Blick in ihren Ausschnitt hatte. War nichts anderes zu erwarten.

„Mit wem in diesen Raum, von den Jungs, hast du schon Sex gehabt?", fragte Mike. „Lass mich überlegen", sagte Megan mit ihrer nervigen Stimme. Sie blinzelte unglaublich oft, fiel mir gerade auf. „Mit allen. Ohne Ausnahme", sagte sie schließlich.

Geschockt sah ich zu Zayn. „Später", zischte er. Ich konnte es nicht glauben. Mein bester Freund hatte Sex mit Megan, und hatte mir nie davon erzählt. „Ihr scheint beide Lügner zu sein", raunte Killian in mein Ohr.

Ich war beschäftigt, und bemerkte zu spät, dass Katie strippen musste. Praktischerweise stand eine Stange eher hinten im Raum, welche sie nutzte. Und sie war echt talentiert, was das Strippen anging. Mike klatschte begeistert in die Hände. Irgendwie wirkte er trotzdem zu erwachsen dafür.

Die Flasche wurde wieder gedreht und landete auf mir. „Ich nehme Pflicht", sagte ich knapp. „Du musst dir von Killian den BH ausziehen lassen", kreischte Katie. Megan starrte sie fassungslos an, ich sauer.

Neben mir erhob sich Killian und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und stand auf. Mit mörderischen Highheels stolzierte ich mit Killian ins Bad. Dort konnte ich meine gleichgültige Maske wegwerfen.

„Killian, ich will das nicht!", sagte ich hilflos. „Wieso gehst du dann auf Partys und spielst mit?", fragte Killian verwirrt.
Ich zuckte mit den Schultern. „Zieh ihn selber aus, ich schau schon nicht zu. Ich dreh mich um", bot Killian an. „Oh mein Gott, ich liebe dich", rutschte es mir heraus.

„Süß von dir, aber dafür ist es doch zu früh, denkst du nicht, Püppchen?", fragte Killian amüsiert. „Oh, denk nicht, dass ich dich irgendwann lieben werde, Killian", drohte ich ihm.

Schnell hatte ich meinen BH ausgezogen. Das Problem war jetzt, dass man meine Nippeln durch den dünnen Stoff sehen konnte. Das würde ein wenig unangenehm werden. „Du kannst dich umdrehen. Aber nimm du meinen BH", sagte ich und warf Killian meinen schwarzen BH zu. „Uhh, schön schwarz, und nicht mehr pink", stichelte Killian.

Draußen hatte ich das Gefühl, alle würden auf meine Brüste schauen. Es war mir mega unangenehm, was Killian auch zu merken schien. „Lass uns raus gehen und eine rauchen", zischte er in mein Ohr. Ich nickte und erhob mich, zur selben Zeit wie Killian.

„Wohin geht ihr?", fragte Mike überrascht. „Ah, etwas frische Luft schnappen", meinte ich schulterzuckend und verließ den Raum. Killian lief mir nach. Es war jetzt nicht mehr so voll auf der Tanzfläche, auch draußen waren weniger Leute.

„Ich hoffe doch, unsere beiden Turteltäubchen verhüten auch schön", murmelte Killian. „Ah, weil du immer verhütest", sagte ich spöttisch und atmete die frische Nachtluft ein. „Immer mit Kondom. Ich hab gar kein Bock, Vater zu werden, Lea. Außerdem ist es scheiße, Verantwortung zu übernehmen", sagte Killian schulterzuckend.

Er hielt mir seinen Joint hin. Ich nahm in entgegen und zog kurz daran. Das kurze Gefühl zu schweben, gefiel mir. Tatsächlich hatte ich noch nie einen richtigen Joint in der Hand, geschweige denn daran gezogen zu haben. Kurz darauf musste ich husten. „Dein erstes Mal?", fragte Killian. Ich nickte.

Schweigend sahen wir dem Wasser um Pool zu, wie es glitzerte und funkelte. „Warum ist deine Mutter tot für dich?", wollte ich wissen. „Weil sie es sein muss", sagte Killian knapp. „Wieso? Es muss doch einen Grund haben, wieso der Sohn seine Mutter als Schlampe bezeichnet!", meinte ich. „Sie ist eine Prostituierte gewesen, obwohl sie verheiratet war und zwei Kinder hatte. Muss ich noch mehr sagen?", erwiderte Killian. „Nein, musst du nicht."

Ich überlegte, was ich noch sagen konnte. „Liebst du sie trotzdem?", fragte ich zaghaft. „Sie ist die einzige Frau in meinem Leben, die ich wirklich liebe, Lea. Auch wenn sie so ist, wie sie ist. Sie liebt mich auch. Das hat sie mir am letzten Tag gesagt. Mein Vater hasst sie, wollte sie umbringen. Aber ich habe ihn aufgehalten. Wir waren unglaublich arm, mein Vater war immer wieder arbeitslos. Sie wollte doch nur ihre Familie ernähren können."

Und er fing an zu weinen.

...
Ich finde es so anders, wenn Jungs/Männer weinen...

bittersweet like heroine ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt