Kapitel 27

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Es war, als hätte sich die Luft schlagartig abgekühlt. Die fröhliche Stimmung verschwand und Bruno stand auf. „Wie bitte?", fragte er.

„Warum hast du nicht den Bewohnern ihre Zukunft vorausgesagt? Ich habe Beschwerden bekommen, über die ich nicht sonderlich glücklich bin, Bruno. Du sollst erst deine Aufgabe machen und dich dann amüsieren!"

„Mamá, ich hatte dir doch gesagt, dass ich meine Gabe nicht mehr benutzen will."

„Bruno, es geht nicht darum, was du willst", Mamá sah ihn streng an. „es geht darum, dass du unser Wunder heiligst und dich dem Dorf erkennbar zeigst!"

„Meine Gabe macht mich nicht glücklich, Mamá", Brunos Stimme zitterte und er ging langsam aus dem Wasser heraus. „Sie macht mich traurig – wütend ..."

„Du hast keinen Grund, um wütend zu sein", schnaubte Mamá.

„Ich habe jedes Recht dazu, wütend zu sein!", entgegnete Bruno. Er ballte seine Hände zu Fäusten und versuchte seine Wut herunterzuschlucken. Aber es gelang ihm nicht.
„Warum kannst du mir nicht einmal zuhören?!"

„Oh, ich höre dir zu", erwiderte Mamá wutgebrannt. „Ich höre ganz genau, wie du erzählst, dass dir unsere Familie egal ist!"

Es fiel Bruno nicht auf, wie sich die Bewohner Encantos langsam zurückzogen. Im Gegensatz zu Adella, hatten sie eine Menge Respekt vor Mamá und wollten nicht rüberkommen, als würden sie lauschen.

„Mir ist unsere Familie nicht egal!", toste Bruno. „Ich liebe unsere Familie. Ich will nur das Beste für uns – aber das ist nicht möglich, wenn du nicht das Beste für mich willst!"

„Alles, was ich in meinem Leben getan habe", Mamás Stimme wurde leise, aber schärfer. „habe ich für euch getan! Ich habe dieses Dorf für euch aufgebaut. Ich habe euch in eure Gaben gelehrt, damit ihr euch dankbar zeigen könnt! Damit all das hier nicht umsonst war! Was würde nur dein Vater von dir denken, wenn er dich hier hören würde, Bruno?"

Bruno wusste nicht genau, was Mamá da versuchte zu erreichen. Wollte sie ihn einwickeln, sodass er am Ende dachte, es sei doch alles seine Schuld? Er war sich nicht sicher, aber er wusste, dass sie auf dem besten Weg dahin war.

„Du hast deine Gabe nicht ohne Grund bekommen", redete Mamá weiter. „Die Kerze, unser Wunder, hat dich dafür ausgewählt. Ich habe dich dafür erzogen. Ich will unsere Familie doch nur schützen. Zeigen, dass wir unsere zweite Chance verdient haben – aber du machst es so schwer!", sie warf ihre Hände in die Luft und gestikulierte wild. „Wie kann man nur so nutzlos sein wie du?"

Brunos Hals fühlte sich zugeschnürt an. Keine Mutter sollte so etwas jemals zu seinem Kind sagen. Tränen füllten seine Augen und er biss sich auf die Innenseite seiner Wangen, um nicht loszuheulen. „Ich mag es nicht in deiner Nähe zu sein", sagte er leise, aber bestimmt. „, weil ich mich dann schlecht fühle. Du lässt mich schlecht fühlen. Du bist eine schlechte Mutter."

Verschiedene Emotionen zeichneten sich in sekundenschnelle in Mamás Gesicht ab; Verwirrung, Wut, Verletztheit, Trauer. Er sah, dass sie ebenfalls den Tränen nahestand. „Bruno, du hast das falsch verstanden—"

„Nein, habe ich nicht."

„Ich will doch nur – ich will nur, dass ihr glücklich seid. Dass ihr ein gutes Leben habt—"

„Warum lässt mich dann nicht ein gutes Leben haben?!", schrie Bruno. Er ging aus dem See heraus und wollte an seiner Mamá vorbeilaufen, aber sie hielt ihm am Arm fest:

„Warum lässt du mich nicht einfach für dich sorgen, Pedro?", rief sie weinend.

Bruno starrte sie an. „Pedro", wiederholte er leise. Er löste seinen Arm aus ihrem Griff und ging langsam zurück. „Pedro", flüsterte er, als er sich umdrehte und wegrannte.

Ich sehe dich, BrunoTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang