Kapitel 20

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Gerade als sich Bruno das Kleid über den Kopf zog, hörten sie Schritte auf dem Flur. Beide versteinerten für einen Moment und tauten erst auf, als es an der Tür klopfte: „Lucia? Bist du noch wach?", es war Adella!

„Verdammt", flüsterte Bruno, der halbnackt in Lucias Zimmer stand. „Das wird nun wirklich schwer zu erklären sein."

„Nicht, wenn wir es nicht tun", Lucia schubste Bruno aufs Bett und warf ihre Decke über ihn. „Ja, warte! Ich ziehe mir was über!", er hörte, wie sie irgendwas vom Boden aufhob – vermutlich einen Morgenmantel – und ihn sich anzog. „Herein!"

„Lucia, ich wollte nur nochmal kurz mit dir reden", die Tür ging auf und Adella kam herein. „Wegen vorhin."

„Könnten wir das vielleicht auf morgen verschieben?", fragte Lucia, sie setzte sich aufs Bett und somit auch auf Bruno, der sich den Mund zuhielt, um keinen einzigen Laut zu machen. „Ich bin wirklich müde."

„Es ist ja auch schon spät.", es hörte sich an, als würde Adella gehen. „Gute Nacht, Lucia."

„Gute Nacht", die Tür quietschte, fiel aber nicht ins Schloss, denn im letzten Moment ließ Adella ihren Blick nochmal durchs Zimmer wandern, bis er schließlich auf Brunos Klamotten fiel, die noch immer auf dem Boden lagen.

„Was ist das?", fragte sie misstrauisch.

„Was?", Lucia folgte ihrem Blick. „Oh – das", sie schluckte. „Ähm – das sind Brunos Klamotten"

„Was machen sie hier?"

Sie lachte nervös. „Lustige Geschichte ... hast du schon vergessen, dass ich vor einigen Tagen in Hose und Hemd nach Hause gekommen bin?"

„Nein, bist du nicht", Adella mag älter sein, aber ihr Gedächtnis war es keineswegs. „Du hast bei den Madrigals geschlafen. In einem Bett mit Bruno."

„Oh"

„Ja. Wo ist er?"

„Wo ist wer?", Lucia spielte die Unschuldslammkarte aus.

„Bruno, Lucia. Verkaufe mich nicht für dumm"

„Er ist wohl bei sich zu Hause und schläft – obwohl, er ist eher eine Nachteule, also ist er noch wach. Vielleicht bringt er seinen Ratten Tricks bei oder so."

Adellas Schritte durchquerten den Raum zum Kleiderschrank. Sie öffnete ihn und streckte ihren Kopf prüfend hinein. Als sie davon überzeugt war, dass sich nichts als Klamotten darin befanden, schloss sie ihn wieder, aber fertig mit ihrer Suche war sie noch nicht.
Als nächstes ging sie zum Bett und Bruno glaubte, dass sein Herz stillstand.

Zu seinem Glück aber bückte sie sich und sah unters Bett. „Warum liegt ein Seil unter deinem Bett?"

„Ich übe mich in Seemannsknoten", log Lucia prompt. „Faszinierende Fähigkeit. Wenn du willst, kann ich dir welche beibringen ... den Achtknoten, den Palstek, den Stopperstek ..."

„Ist schon gut.", sie kam wieder hoch. „Offensichtlich ist Bruno wirklich nicht hier – das hoffe ich jedenfalls für dich, junge Dame. Du hast keine Ahnung, was sonst auf dich zukommen würde."

„Ich weiß. Heirat und eine Ehe hier in Encanto, was meine Theaterkarriere vernichten würde ... bla bla bla ...", sagte Lucia. „Weißt du, das war ein gutes Gespräch, aber ich bin wirklich fertig und will schlafen. Wir reden morgen weiter, okay?"

Adella seufzte und Bruno hörte, wie sie zurück zur Tür ging. „In Ordnung. Gute Nacht."

„Gute Nacht.", dieses Mal fiel die Tür wirklich ins Schloss. Sie verharrten noch einige Sekunden und dann rutschte Lucia sofort vom Bett und Bruno tauchte unter der Decke hervor. „Das war knapp", sagte er.

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt