Kapitel 26

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Bruno schloss seine Augen, als Lucia über seine Stirn strich. Er hatte sich hingelegt, seinen Kopf in ihren Schoß gebettet, und genoss den Moment, die Ruhe. Immer wieder wehte eine frische Brise über ihre Köpfe hinweg und die Vögel zwitscherten fröhlich.

Die Sonne war nun vollständig aufgegangen und strahlte hell und warm auf die Erde herab. Es war ein schöner Tag.

Lucia warf sich eine Weintraube in den Mund, verfehlte aber, weshalb sie Bruno ins Gesicht fiel. „Ups", machte sie.

Er verzog sein Gesicht, grinste aber. „Wo ist sie hin gerollt?", fragte er und sah sich um, ohne sich aufzusetzen.

Lucia zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich habe hier eine andere", dieses Mal steckte sie sich die Weintraube direkt in den Mund.

Bruno sah sie bettelnd an. „Bitte?", fragte er schmeichelnd.

Sie verdrehte die Augen und streckte sich, um zu den Weintrauben zu gelangen – aber als sie sie über Brunos Kopf hielt, entschied sie sich im letztem Moment anders und warf sie sich wieder in den Mund – und traf.

„Hey!", beschwerte sich Bruno. „Ich verhungere hier unten!"

„Dann tu dir selbst einen Gefallen und hole dir was zu essen", Lucia lehnte sich zurück und ließ die Sonne sich ins Gesicht schienen. „Es ist total warm", sagte sie.

„Ich glaube, es wird auch noch heißer", murmelte Bruno und versuchte sich Weintrauben zu angeln.

Lucia zeigte Erbarmen und gab ihm den Weintraubenstrang. „Hast du ein Glück, dass mein Herz zu dir gehört."

Bruno grinste ziemlich selbstgefällig, aß seine Weintrauben mit einem hauchrotem Schimmer auf seinen Wangen.

Sie verbrachten noch einige Stunden in den Bergen. Bruno wurde von der Wärme schläfrig und es dauerte nicht lange, bis er einschlief, während Lucia ihm noch immer die Haare aus dem Gesicht strich.

Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber als er aufwachte, war die Hitze unerträglich. Es war, als wären sie in der Wüste. Es war sogar so warm, dass Bruno seinen Poncho auszog, weil er sonst einen Hitzeschlag bekommen hätte – vermutlich.

„Ich könnte ewig hier in der Sonne liegen", seufzte Lucia.

„Ich nicht", meinte Bruno. „Ich verbrenne hier noch", er setzte sich auf und grinste Lucia an. Ihm war richtig warm. „Ich glaube, die Temperaturen sind heute besonders hoch."

„Also wird heute ein fauler Tag", sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die an seiner Stirn klebte. „Du sagst mir immer, dass du mit deinen Dämonen zu kämpfen hast. Ich habe meine eigenen Dämonen. Ich weiß, dass Liebe für dich schwierig ist – und doch liebst du mich. Aber Liebe ist für mich auch schwierig – nur unterscheiden sich unsere Schwierigkeiten."

„Aber ich denke, dass wir ganz gut zurechtkommen", meinte Bruno und lehnte sich für einen Kuss vor.

„Ja, das tun wir"

Wenige Minuten später wurde es auch Lucia zu heiß und sie packten zusammen. Sie gaben den Pferden noch etwas Wasser und je einen Apfel und dann ritten sie zurück nach Encanto.

Bruno würde niemals auch nur ein Fan vom Reiten sein. Sollte es notwendig sein, so konnte er es ja nun, aber er bevorzugte das Laufen doch mehr.

Lucia aber liebte das Reiten, das konnte er ihr ansehen. Hoffentlich aber blieb es bei ihren gemeinsamen Reitausflügen eher bei einer geringen Zahl.

„Wir müssen bald mit den Proben anfangen", rief Lucia ihm zu.

„Was?"

„Unser Theaterstück", wiederholte sie. „Wir müssen mit den Proben anfangen – und den Plakaten!"

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt