Kapitel 22

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Die Verlobung blieb ein Geheimnis. Sie erzählten niemanden davon, nicht einmal Adella – abgesehen von Agustín und Félix, was wiederum bedeutete, dass deren Familien es erfuhren, was dazu führte, dass am Ende doch ganz Encanto Wind davon bekam.

Es war ungewohnt für Bruno gewesen, dass plötzlich alle Leute ihm ihre Glückwünsche aussprachen und sie mit Fragen über die anstehende Hochzeit löcherten. Auf die Antwort, dass es in den nächsten Jahren wohl erstmal keine Hochzeit geben würde, reagierten sie nicht mehr so gelassen, sondern viel mehr erschrocken. Sie verstanden nicht, warum man die Vereinigung zweier Liebenden in die Zukunft verschieben sollte – dann aber erinnerten sie sich an Brunos Gabe und kamen zu dem Entschluss, dass es wohl mit einer Vision zu tun haben musste.

Bruno und Lucia beließen es dabei.

Es war einfacher so.

Wer es aber nicht so beließ, war Adella. Diese Frau war standhaft und bildete sich darauf was ein, denn schließlich war es ihre Idee von Anfang an gewesen.

Es ließ sich also nicht vermeiden, dass Lucia und Bruno Adella noch mehr mieden, als sie ohnehin schon taten. Aber wie es immer der Fall war, erwischte sie die beiden eines Tages trotzdem: „Oh, Bruno! Lucia! Wartet doch einen Moment!"

„Wenn wir uns nicht bewegen, dann sieht sie uns bestimmt nicht", flüsterte Lucia Bruno zu und blieb stehen.

„Findest du nicht, dass wir eher wegrennen sollten?"

„Das erschreckt sie nur und sie gerät in Panik. Wir müssen sie ruhig halten"

„Du bist verrückt"

„Ich habe nur eine große Vorstellungskraft", erwiderte Lucia.

Da erreichte Adella sie auch schon; anscheinend hatte Lucias Plan nicht wirklich funktioniert. „Endlich, ich wollte schon seit Tagen mit euch sprechen. Aber es schien, als würdet ihr mir aus den Weg gehen."

„Was?", meinte Lucia. „Wir? Dir aus den Weg gehen? Nach all dem, was du für uns getan hast? Wie kommst du denn darauf?"

Adella entging der Sarkasmus. „Wir müssen uns dringend über alles unterhalten, bezüglich der Hochzeit. Es wird traditionell, schlimm genug, dass du den Antrag gemacht hast, Lucia", Lucia verdrehte ihre Augen. „du wirst das Brautkleid deiner Mutter tragen und von deinem Vater zum Altar geführt werden. Bruno, ich muss noch mit deiner Mutter besprechen, was du tragen wirst ... deine grünen Klamotten kommen jedenfalls nicht infrage—"

„Adella", unterbrach Bruno sie. „Es wird keine Hochzeit geben."

„Was?", sie sah ihn erschrocken an. „Sagt nicht, ihr habt die Verlobung gelöst?"

„Nein, das nicht. Aber wir sind noch nicht so weit.", erklärte Bruno ihr. „Vielleicht in fünf Jahren, oder so. Und dann wird es vermutlich auch keine traditionelle Hochzeit werden. Guck dir Lucia an, kannst du sie dir wirklich in einem weißen Hochzeitskleid vorstellen? Ich nicht. Ich sehe sie eher in etwas außergewöhnliches, wie lila oder gelb. Und es werden keinerlei Traditionen gefolgt, weil Lucia Traditionen hasst – ja, vielleicht heiratet sie mich ja auch in einem Anzug, während ich ein Kleid trage!", Bruno zuckte mit den Schultern. „Wir haben keine Ahnung, Adella."

Lucia sah Bruno mit großen Augen an. „Ich habe dich nie mehr geliebt"

„Keine traditionelle Hochzeit?", wiederholte Adella fassungslos. „In fünf Jahren? Habt ihr den Verstand verloren?"

„Vielleicht" meinte Lucia. „Aber eigentlich hat es dich ja nicht zu interessieren ... immerhin bist du weder die Braut noch der Bräutigam."

„Ich glaube, ich werde ohnmächtig ..."

Ich sehe dich, BrunoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt