Vierzehn I Louis

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Eine Zeit sitzen wir schon im Wohnzimmer, reden und lachen gemeinsam. Und trotzdem schaffe ich es nicht, ihnen zu sagen, dass ich schwanger bin und Harry und ich ein Baby erwarten.

„Lächeln nicht vergessen. Was ist los?", flüstert Liam plötzlich und legt einen Arm um meine Schulter. „Nichts, alles gut.", entgegne ich und lehne meinen Kopf an seine Schulter. „Louis, ich kenne dich. Was ist los?", hält er dran fest und lächelt mich vorsichtig an. „Es gibt Neuigkeiten, wirklich tolle Neuigkeiten, aber ich traue mich irgendwie nicht, euch davon zu erzählen.", sage ich dann und schaue auf meine Hände. Kurz bleibt Liam still, bis er auf meine Hand deutet. „Das Tattoo ist neu.", grinst er dann und dreht meine Hand so, dass er dich die Zahlen anschauen kann. „Was für eine Bedeutung hat es?", fragt er nach und ich merke nicht, wie alle anderen uns stillschweigend beobachten. Vor allem Harry, der mich lächelnd mustert. „Möglicherweise-" Ich räuspere mich und schaue mit heißen Wangen zu meinem besten Freund. „-haben Harry und ich heimlich geheiratet.", kichere ich dann und kreische auf, als mein Kopf plötzlich auf Harrys Schoß liegt und Liam mich in eine Umarmung gezogen hat, indem er sich auf mich geschmissen hat, nachdem er mich gedreht hat. „Aufpassen Li, da ist ein Baby drinnen.", flüstere ich den Tränen nahe, jedoch sind es nur Tränen der Freude.

„Scheiße, was?", keucht er und löst sich von mir, bevor er auf meinen Bauch schaut. „Ich bin schwanger.", sage ich dann und versuche Liams Reaktionen abzulesen. „Aber wie? Ich habe gedacht, du nimmst Hormone, die das alles unterbinden?", fragt er geschockt, was ich total nachvollziehen kann. „Ich habe die vor anderthalb Jahren abgesetzt. Meine Stimme war schon immer etwas höher, deshalb ist es nicht aufgefallen.", antworte ich dann und finde mich in der nächsten Sekunde aufrecht in Liams Armen wieder.

„Gott, ich freue mich so für euch beide. Wie weit bist du? Seid ihr deswegen so aufgegangen wie Hefe? Du wirst Vater, Louis.", freut er sich wie ein kleines Kind und wiegt mich von links nach rechts. „In der vierzehnten Woche, aber so dick sind wir nicht, vor allem Harry nicht, Gott, die Zeit geht so schnell vorbei .", seufze ich und löse mich von Liam, um über meinen Bauch zu streichen. „Wisst ihr schon, was es wird?", fragt Liam und schaut mich lächelnd an, als ich den Blick hebe. „Noch nicht, ich habe in drei Wochen einen Termin, da könnte ich es erfahren, je nachdem wie das Baby liegt.", entgegne ich und setze mich wieder richtig auf die Couch, bis ich sehe, dass Maya aufsteht und über Liams Beine steigt, um mich zu umarmen. „Herzlichen Glückwunsch.", murmelt sie und lächelt mich dann an, als wir uns voneinander lösen. „Dankeschön." Sie umarmt noch Harry, bevor ich auch von Julia und JP in eine Umarmung gezogen werde.

Auch wenn die beiden ein wenig verwirrt scheinen, freuen sie sich für uns und das wiederum freut mich unendlich. „Kannst du uns das irgendwann nochmal in Ruhe erklären? So ganz verstehe ich das noch nicht.", fragt Julia nervös, worauf ich nicke und mich wieder neben Harry setze. „Viel gibt es eigentlich nicht zu erklären.", fange ich an und fange an zu grinsen, als Harry mich von hinten in seine Arme zieht. „Ich wurde in einem Frauenkörper geboren, heißt halt dass ich alles habe, was eine Frau an Organen hat. Aber seitdem ich denken kann, fühle mich mich darin nicht wohl, ich nehme seit vielen Jahren Hormone, die meine weibliche Seite unterdrücken. Deswegen auch der Bart oder die generelle Körperbehaarung. Teile meines Körpers haben sich verändert, für mich ins Positive. Ich hatte meine Mastektomie, also die Entfernung der Brust, ein paar Wochen bevor ich Harry kennengelernt habe. Gemerkt hat er nichts, bis ich das erste Mal oberkörperfrei vor ihm stand und alles noch ziemlich unschön aussah. Jetzt sieht man kaum noch was, wenn ich kein Shirt mehr anhabe." Ich räuspere mich und schaue auf meine Hände.

„Ich habe dann, nach einem langen Gespräch mit meinem Arzt und Harry angefangen, die Hormone abzusetzen, was mich mental echt fertig gemacht hat. Ich war vier Monate nicht arbeiten, weil ich einfach nicht mehr damit klar kam. Aber Harry war bei mir und dafür bin ich ihm so dankbar. Wir haben versucht, schwanger zu werden, das fünfzehn Monate lang, bis es endlich geklappt hat und ich wusste, dass es sich gelohnt hat, die Hormone abzusetzen. Auch wenn das nicht heißt, dass ich sie nie wieder nehmen werde. Wenn ich entbunden habe, werde ich schnellstmöglich wieder damit anfangen, weil das hier, das bin nicht ich, auch wenn ihr äußerlich vielleicht keinen Unterschied zu vor zwei Jahren merkt, ich habe ihn jeden Tag vor Augen." Dankend nehme ich Liam ein Taschentuch ab, mit welchem ich meine Wangen trocken tupfe.

„Liam und ich kennen uns schon unser halbes Leben, wir haben uns in der sechsten Klasse kennengelernt, als er neu auf die Schule gewechselt hat. Er kennt mich noch, als ich Brüste hatte, weiblich war. Aber er war immer für mich da. Egal wann es mir schlecht ging, mein bester Freund hat alles stehen und liegen gelassen, um bei mir zu sein. Li, du standest in der härtesten Zeit meines Lebens zu mir und hast mir immer wieder Mut zugesprochen, mich diesem ekelhaft wunderbaren Mann vorgestellt, von dem ich schwanger bin. Ich trage seinen Nachnamen und alles nur, weil du da bist." Dass ich weine, ist mir egal, Hauptsache ist, dass Liam nach all den Jahren immer noch an meiner Seite ist.

„Ich habe dich lieb, Liam.", schluchze ich und finde mich keine zwei Sekunden später in einer Umarmung wieder, welche ich direkt erwidere. „Ich dich auch, Louis. Ich bin so stolz auf dich. Aber das alles, was ich gemacht habe und mache, das ist selbstverständlich. Du bist wie ein Bruder für mich.", nuschelt er in meine Haare und streicht über meinen Rücken.

Breit grinsend, aber immer noch weinend löse ich mich von ihm und wische meine Wangen trocken, bis ich mich zu Harry drehe und mein Kinn auf seine Schulter lege. „Ich liebe dich, Louis. Egal was ist, ich werde immer bei dir bleiben.", flüstert er und ich merke, wie etwas auf meine Stirn tropft, weswegen ich den Kopf hebe und Harry erschrocken anschaue. „Nicht weinen, nicht wegen mir.", flüstere ich und streiche ihm unter dem Auge entlang, was Harry leise kichern lässt. „Ich wünschte, ich könnte mehr für dich machen.", murmelt er, doch ich schüttle den Kopf. „Love, du machst alles, was du machen kannst. Und dafür bin ich dir so unendlich dankbar. Du bist das beste, was mir jemals widerfahren ist. Du wirst immer an erster Stelle stehen. Für dich würde ich mich sogar vor eine Kugel werfen, um dich zu schützen. Ich liebe dich, so sehr.", antworte ich und schüttle gleichzeitig den Kopf.

Harry nickt nur stumm und zieht mich in eine Umarmung, welche ich direkt erwidere und dann auf seinen Schoß klettere, um ihn besser umarmen zu können. „Du und das Baby, ihr seid alles für mich.", flüstert Harry und lehnt seine Stirn gegen meine. Langsam öffne ich die Augen und schaue in seine strahlenden Augen, welche nichts weiter als bedingungslose Liebe ausstrahlen. „Du bist alles für mich. Du bist mein Anker, mein Zuhause.", nuschle ich und lege meine rechte Hand auf seine Wange. Harry beißt sich auf die Lippe, bevor er nickt und mich küsst.

Gerade will ich erwidern, als er plötzlich laut aufschluchzt und ich ihn in eine Umarmung ziehe. Dass Harry so herzlich weint, kommt relativ selten vor, und erst recht nicht, wenn Leute um uns herum sind. Seine Hände krallt er in meinen Rücken und meine Schulter, während er seinen Kopf an meinem Hals vergräbt.

Die anderen ignoriere ich so gut es geht und streiche behutsam über den Rücken meines Mannes, während ich küsse in seinen Nacken hauche. „Love, alles okay.", flüstere ich und kraule seinen Hinterkopf, in der Hoffnung, er beruhigt sich schnell wieder.

Happier than everWhere stories live. Discover now