Kapitel17

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Ich kletterte auf das Eisengeländer der Notfalltreppe und sprang hoch. Keishin machte mir nach und nun standen wir beide auf dem Dach des Gebäudes neben der mittlerweile leerstehenden Firma.
Ich setzte mich an den Rand und nahm ein Fernglas welches ich von zuhause geholt hatte. Zuhause hatten wir uns nämlich nochmal umgezogen, immerhin war es jetzt deutlich kälter.

Ich schaute durch die Fenster in eine Art Besprechungsraum, in der Mitte war ein riesiger weißer Tisch und rum um diesen Tisch waren schwarze Stühle. Das Licht war dort an, allerdings war gerade niemand im Raum.

„Wie sieht der Eingang aus?", fragte ich und hörte dann Keishins Stimme. „Bisher ist weder jemand rein noch raus gegangen." Ich nickte und dann öffnete sich die dunkelbraune Holztür vom Besprechungsraum. Ein Mann mit grauen Haaren, vielen Piercings an den Ohren und einem Anzug kam in den Raum. Er hatte einen Laptop dabei.

Der Mann war höchstens fünf Jahre älter als ich. Ich beobachtete wie er seinen Laptop auf den Tisch legte und dann fiel mir sein linker Arm auf, eine Armprothese. Ich schrieb mir alles auf und dann wartete ich ab.

Später kam ein weiterer Mann herein, er kam mir bekannt vor. „Keishin?", sagte ich. Er grummelte, um mir zu zeigen, dass er mir zuhörte. „Schau mal. Ich weiß nicht woher ich ihn kenne.", sagte ich und reichte ihm das schwarze Fernglas. Er rückte neben mich, sein Arm berührte meinen. Wieder breitete sich ein komisches Gefühl in mir aus.

Schon allein einfache Berührungen lassen mich verrückt spielen? „Das ist der von der Gala. Der Vize. Die beiden haben eine gewisse Ähnlichkeit.", sagte er und ich nickte. Stimmt, das war es.

Ich schrieb es mir wieder auf. „Denkst du, der andere ist dann der Boss?", fragte ich Keishin. „Gut möglich und vor allem setze ich mein Leben darauf, dass die beiden verwandt sind.", sagte er und ich nickte. „Besimmt."

Wir beide saßen noch knapp 1 ½ Stunden dort, aber es passierte nichts Weiteres. Die beiden Männer verschwanden aus dem Raum. „Lass uns verschwinden, es ist seit Ewigkeiten stockdunkel.", meinte Keishin. Ich blickte in den Himmel. Weiße kleine Lichter glitzerten über der schwarzen Decke. „Einverstanden."

Keishin und ich standen auf und sprangen auf den Metallboden der Notfalltreppe. Zum Glück war dieses Haus ebenfalls leer. Wir joggten die Treppe herunter, was allerdings etwas anstrengend für die Augen war, denn man sah fast nichts.

Danach liefen wir zu mir und auf einmal hörte ich etwas, es war ganz leise. „Hörst du das?", flüsterte ich, ich war froh das Keishin es überhaupt hörte, denn er nickte.
Normalerweise war ich schwer aus der Ruhe zu bringen, aber ich hatte kein gutes Gefühl.

Dann spürte ich einen Präsenz und die Geräusche, welche den Takt von Schritten hatten, wurden immer lauter. Keishin nahm meine Hand, ich sah zu ihm hoch. „In meiner Minute rennen wir so schnell wie es geht zu dir, okay?", sprach er leise aus und ich nickte. Wir beide liefen weiter und versuchten zu entspannt wie möglich zu sein, im Kopf zählte ich die Sekunden.

Nach einer Minute wurden die Schritte noch deutlicher und Keishin und ich fingen an zu rennen, wir hielten immer noch unsere Hände. Nun wurden die Schritte, welche wir vorhin nur leicht vernahmen, lauter und schneller, die Person rannte uns hinterher.

Nach einer Zeit entdeckte ich eine kleine Gasse in welche ich mal geübt hatte. Ich zog Keishin an der Hand mit mir nach rechts in die Gasse welche uns in der Dunkelheit verschluckte. Allerdings schenkte der Mond uns etwas Licht und eine alte Mülltonne und ein Balkon kam zum Vorschein. Es war so wie früher.

„Mach es so wie im Parcours verstanden?", fragte ich, aber ich wartete nicht auf seine Antwort, sondern sprang auf die grüne Mülltonne und dann zum Balkon. Ich hielt mich am Geländer fest und zog mich hoch. Keishin kam mir hinterher gesprungen und die Schritte, welche uns die ganze Zeit verfolgten, wurden mit leisem Fluchen ersetzt.

Ich will deins sein. - K. Ukai x ReaderWhere stories live. Discover now