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„Geht es dir gut Taehyung? Du sprichst weniger als sonst und irgendwie fühle ich mich zur Zeit in deiner Nähe auch komisch", sagte Jungkook, dem ich gerade dabei half, sich auf das Sofa zu setzen, welches in meinem Arbeitszimmer stand. Heute hatte er seine Brille direkt Zuhause gelassen, was mich erfreute, weil es mir zeigte, dass er mich mochte und mir gegenüber offen war. Deswegen war auch ich offen ihm gegenüber.

„Ehrlich gesagt habe ich ziemlich wenig geschlafen, weil mich ein Albtraum wachgehalten hat, den ich schon seit meiner frühen Kindheit habe. Es ist immer wieder der gleiche Traum, den ich habe, weil es eine reale Situation ist, die ich immer und immer wieder in meinen Träumen durchlebe. Es macht mich fertig, seit Jahren, aber niemand, nicht mal ein Psychologe, scheint mir helfen zu können", antwortete ich und statt mich an meinen Schreibtisch zu setzen, setzte ich mich neben Jungkook. Das Sofa war nicht gerade das größte, weshalb wir nah aneinander saßen.

Der junge Mann spürte meine Nähe, weshalb er leicht lächeln musste. Auch ich lächelte leicht, jedoch verging es mir sofort, als ich wieder an meinen Traum dachte. Noch immer fühlte es sich an, wie in dieser kalten Nacht. Es war, als wäre der Tod noch immer an meiner Seite gewesen und hätte mich schlecht fühlen lassen. Seine kalten Hände glitten heute noch über meine Haut und lösten in mir eine Gänsehaut aus. Sein Geruch fand noch immer den Weg in meine Lunge und stockte meinen Atem.

„Ich möchte mich an deinen Platz setzen und dich behandeln, so wie du mich behandelt hast!", sagte Jungkook und scheinbar verspürte er dabei eine Freude in sich, die ihn breit strahlen ließ. Natürlich erfüllte ich ihm seinen Wunsch, griff seine Hand und führt ihn zu meinem Schreibtischstuhl, den ich an den Tisch schob, ehe ich mich dann wieder auf das Sofa setzte.

Jungkooks Blick war mitten in den Raum gerichtet, weil er nicht wusste wo ich mich befand. Mit einem leisen Piepen meinerseits fand er die Orientierung und hatte seinen Kopf zu mir gedreht, was mich wiederum mal wieder zum Lächeln brachte. Jedes Mal wenn ich sein schönes Gesicht sah, fühlte ich mich wieder wohl, vergaß alle Sorgen und Probleme die ich hatte und konzentrierte mich nur auf ihn. Sein seidenes Haar, welches ihm im Gesicht hing, sah so weich aus, dass man am liebsten seine Hände darin vergraben wollte. Seine blasse Haut sah so weich und makellos aus, dass man am liebsten über sie streichen wollte.

„Erzähl mir, was dich bedrückt Taehyung", sagte der Braunhaarige und hatte seinen Blick stets auf mich gerichtet, seine Hände miteinander verhakt und eine ernstere Miene aufgesetzt.

„Als ich zehn Jahre alt war, hatte mein Vater mich zur Bäckerei meiner Oma geschickt, damit ich dort Brot hole zum Abendessen. Es war kein weiterer Weg von unserem kleinen Haus, weshalb ich auch keine Angst hatte, ihn bei der Dunkelheit des Winters zu gehen. Bevor ich dort ankam, hatte mich eine Frau mit zu sich in das Auto geschleppt und entführt. Sie brachte mich in eine verlassene Wohnung, wo sie mich mit Seilen fesselte, dessen Narben ich heute noch trug. Sie wollte sich bei meinem Vater rächen dafür, dass er meine Mutter genommen hatte und sie wollte sich bei meiner Mutter rächen dafür, dass sie ihr den Mann nahm. Sie benutzte mich, um sich an den Beiden zu rächen. Sie wollte mich mit in den Tod ziehen, damit sie auch meinen Eltern was nahm wie sie es getan hatten. Ich weiß nicht, wie ich es in meinem jungen Alter damals schaffte, sie zu überzeugen, mich in Ruhe zu lassen, jedoch hatte sie sich letztendlich trotzdem das Leben genommen. Sie hatte sich im Nebenzimmer erhängt, was sie in letzter Sekunde bereute. Sie schrie, krächzte und keuchte meinen Namen und rief nach Hilfe, bis der Tod sie letztendlich verstummen ließ. Es waren die Geräusche des Todes, die ich in dieser Nacht hörte. Ich war noch mehrere Stunden gefangen, fast einen ganzen Tag lang. Weil die Wohnung verlassen, das Fenster offen und es Winter war, herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit, was den Verwesungsprozess nur schneller beginnen ließ. Es war der Geruch des Todes, den ich in dieser Nacht roch. Als ich gerettet wurde, hatten die Polizisten einen Fehler gemacht und mir die Augenbinde abgemacht, bevor ich draußen war oder sie die Tür geschlossen hatten. Es war der Anblick des Todes, den ich an diesem Morgen sah. Es ist ein Trauma, dass ich bis heute mit mir trage und wahrscheinlich auch für immer tragen werde. Die Frau hatte mir vor ihrem Tod versprochen, für immer an meiner Seite zu sein und das ist sie. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schließe, sehe ich sie vor mir. Jedes Mal, wenn es ruhig ist, höre ich sie nach mir rufen wie sie es in dieser Nacht getan hat. Ich werde es nie vergessen und sie so lang an meiner Seite haben, bis es mich verrückt macht und der Tod auch mich holt", sagte ich und schaute dabei stets auf die Narben an meinen Handgelenken.

Ich hörte von Jungkook aus ein leises Schluchzen, jedoch weinte er nicht.

„Gerade als ich anfange mich dir zu öffnen und dich zu mögen, willst du mich wieder verlassen? Du willst mich alleine lassen?"

sextape ᵛᵏᵒᵒᵏ Where stories live. Discover now