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„Jungkook, liege ich da richtig?", fragte ich und hielt dem Jüngeren meine Hand hin, um so ein Gespräch anzufangen, jedoch sah er diese nicht mal an und gab kaum einen Ton von sich.

„Ja", antwortete der Braunhaarige und hielt seine Hände an dem Becher fest, der vor ihm auf dem Tisch stand. Er hatte einen Becher Orangensaft vor sich, während wir anderen alle Sekt tranken, um die neue Nachbarschaft und die neue Freundschaft zu feiern. Ich kannte nur wenige Menschen, die den Geschmack von Sekt mochten, dennoch trank man diesen, auch wenn man ihn verabscheute, immer wenn es was zu feiern gab.

„Arbeitest du schon oder studierst du?", fragte ich den jungen Mann, welche nun langsam seinen Kopf in meine Richtung drehte, wobei es aber noch immer so schien, als würde er an mir vorbeischauen, was mich nur wunderte. Vielleicht behinderte die Brille seine Sicht, jedoch würde er sie dann nicht getragen haben.

„Ich mache nichts. Ich liege den ganzen Tag in meinem Zimmer und höre Musik, singe manchmal und gehe selten spazieren, zusammen mit meiner Mutter", erwiderte Jungkook und presste danach seine Lippen aufeinander, ehe er leise seufzte.

„Singen? Ich singe liebend gern! Schon seit ich denken kann, singe ich und habe es bis zum Tod meines Vaters auch immer mit ihm gemacht! Vielleicht können wir mal zusammen singen!", sagte ich und tippte leicht auf des Jüngeren Schulter. So entkam ihm endlich ein Lächeln. Auch wenn es nur ein leichtes war, freute ich mich, ihn dazu gebracht zu haben.

„Und was machst du?", fragte er nach wenigen Momenten, wobei seine Stimme leiser als zuvor war. Einen leichten Hauch von Nervosität und Schüchternheit merkte man ihm an, während er mit mir sprach, jedoch ignorierte ich dies gekonnt, um ihm eine Antwort zu geben.

„Ich hab Psychologie studiert und arbeitete lange Zeit als Assistent einer Psychologin, bis ich dann endlich einen Platz gefunden habe, an dem ich meine eigene Praxis eröffnen konnte. Das brachte mich hier in diese Stadt und letztendlich in diese Nachbarschaft", antworte ich. Jungkook nickte leicht und senkte seinen Blick wieder, ehe er seine Hand hob, um sein Glas zu greifen. Es schien, als würde er es nicht finden und bevor es umhauen konnte, gab ich es ihm. Es erschien mir alles ziemlich merkwürdig, jedoch weiß ich als Psychologe auch, dass ich einen wunden Punkt treffen könnte, weshalb ich nicht weiter nachhakte.

„Dankeschön", murmelte der junge Mann und trank dann einen Schluck aus dem Glas, ehe er es wieder zurücklegte. Wie er es vorhin schon die ganze Zeit tat, ließ er seine Hände dran, als würde er sich an dieses Glas klammern und als wäre es etwas, ohne das er nicht leben könnte.

Ein kurzer Moment der Ruhe herrschte nach Jungkooks und meiner kleinen Konversation, welche die Familie glücklich zu machen schien, weshalb sie uns anlächelten. Es war eher ein Lächeln des Stolzes, als ein Lächeln der Freude, dennoch war Freude darin enthalten.

„Ich möchte gern wieder auf mein Zimmer", sagte Jungkook leise, während er sein Glas wieder zurück auf den Tisch legte. Dabei wirkte es so, als hätte er keine Orientierung, so wie er den Tisch mit den Glas suchte.

„Junghyun, bring du ihn hoch, komm dann aber wieder", sagte die Frau zu ihrem Sohn und lächelte ihn kurz an. Der angesprochene tat augenblicklich das, was seine Mutter ihm auftrug, brachte seinen Bruder zurück in das Haus und kam dann kurze Zeit später wieder zurück. Natürlich wunderte es mich, wieso Jungkook nicht alleine gegangen ist, jedoch verlor ich den Gedanken wieder, als mir ein Tropfen auf die Nase fiel. Es war ein Tropfen von oben, sodass ich darauf aufmerksam geworden bin, dass es angefangen hatte zu regnen, wie mir ein Blick in den Himmel bestätigte.

Schnell nahm die Familie die Sachen von dem Tisch und trug alles rein, wobei ich natürlich half. Wir waren so tief im Gespräch gefangen gewesen, dass keiner von uns gemerkt hatte, wie sich eine dichte Wolkendecke über uns gezogen und regen gebracht hatte. Dadurch, dass es in den letzten Wochen kaum geregnet hatte, war es jedoch nur was gutes für die Pflanzen und auch für diejenigen, die ständig Gießen mussten.

„Ich denke, ich sollte wieder rüber", sagte ich lächelnd und fing an mich von der Familie zu verabschie den, jedoch stoppte die Mutter mich, indem sie nach meinem Handgelenk griff und ebenfalls leicht lächelte.

„Vielen Dank für den Kuchen und ebenfalls vielen Dank dafür, dass du Jungkook dazu gebracht hast, zu reden", sagte die Frau leise und zog mich dann in eine herzliche Umarmung. „Aber ich habe noch eine kleine Frage zu deinem Beruf."

„Natürlich, ich bin immer offen für Fragen", sagte ich lächelnd, wobei die Mutter der Familie mich mit in die Küche zog. Sie setzte sich an den Tisch und senkte den Blick leicht.

„Ich weiß, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, danach zu Fragen, aber tue mir bitte den Gefallen und behandle Jungkook. Es ist das erste Mal seit Langem, dass er so viel und dazu auch noch mit einem für ihn Fremden gesprochen hat."

sextape ᵛᵏᵒᵒᵏ Where stories live. Discover now