Ausgehungert

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Clara's Sicht

Ich starrte ihn immer noch erstarrt an. Wie konnte er wieder leben? „Du siehst etwas verdattert aus", meinte Kol zu mir und stieg aus dem Sarg. Als er neben mir stand meinte ich stotternd: „Wie kannst du... du warst doch... tot." Er lachte kurz über mich und besserte mich aus: „Ich war erdolcht, nicht tot. Ich bin ein Ur-Vampir."

Jetzt verwirrte er mich noch mehr. „Ein was?", fragte ich ihn völlig aus der Bahn geworfen. „Wie's aussieht weißt du nichts über Vampire", fing er an und ich unterbrach ihn sofort: „Doch über Vampire weiß ich schon Bescheid. Ich wurde immerhin von zwei großgezogen. Aber was ist ein Ur-Vampir?"

Kol nickte kurz und fragte mich dann: „Du wurdest von Vampiren großgezogen?" „Ja wurde ich, lange Geschichte. Aber was ist jetzt ein Ur-Vampir?", fragte ich ihn ungeduldig.

Er grinste über meine Ungeduld und erklärte mir: „Ich und meine Geschwister waren die ersten Vampire überhaupt, unsere Mutter hat uns verwandelt, da sie uns so beschützen wollte. Jedenfalls nennen wir uns deshalb die Ur-Vampire. Alle Vampire stammen von uns ab. Der Unterschied aber ist, dass wir im Gegenteil zu normalen Vampiren, auch andere Vampire manipulieren können und nicht einfach durch einen Holzpflock oder Feuer sterben. Wir können nur durch einen Weißeichenpfahl sterben und durch Silberdolche können wir in einen langen Schlaf versetzt werden bis uns der Dolch wieder entzogen wird."

Es brauchte kurz bis ich diese Informationen alle verarbeitet hatte. Ich stand vor einem der ersten Vampire überhaupt...

„Und wer hat dir das angetan?", fragte ich ihn und hob kurz den Silberdolch, den ich immer noch in der Hand hielt, hoch. „Niklaus, mein Bruder", antwortete er mir wütend. Warte! Hatte er gerade BRUDER gesagt? „Klaus ist dein Bruder?!", fragte ich ihn laut.

Er nickte kurz und fragte mich, während er gebannt auf meine Halsschlagader sah: „Was hast du denn mit Klaus zu tun?" Ich bemerkte seinen komischen Blick erst gar nicht und erklärte ihm: „Nun ja, dein sozusagender Bruder hat mich entführt, hier eingesperrt und nimmt mir seit eineinhalb Wochen zusammen mit einer kaltblütigen, verrückten Hexe Blut ab, nur damit sie zaubern kann."

Plötzlich fiel mir ein wieso er so auf meinen Hals sah, er war bestimmt hungrig! Ich sah wie er kurz angestrengt schluckte und seinen Blick von meinem Hals riss, so dass er mir in die Augen wieder sah. Aber es kostete ihm viel Kraft, denn sein Blick wanderte immer wieder hinunter zu meinem Hals. „Äh, Kol", fing ich an und riss ihn so aus seiner Trance. Sofort sah er wieder auf zu mir. Vorsichtig fragte ich ihn: „Wann hat dich Klaus in diesen Sarg gesperrt?"

„Im Dezember 1914", antwortete er mir. Oh mein Gott! Er war 95 Jahre in dem Sarg!! Da wunderte es mich nicht, dass er hungrig war... Ich schluckte, ich sah Kol an, dass es ihm eine Menge Kraft kostete sich nicht auf mich zu stürzen.

Aber er brauchte jetzt Blut und irgendwie vertraute ich ihm, dass er mich nicht töten würde. Ich zog mein Haar, das etwas über meine Schulter fiel, ganz zurück, so dass mein Hals jetzt ganz emplöst war und flüsterte: „Es ist in Ordnung, du brauchst jetzt Blut. Ich vertraue dir, dass du mich nicht tötest..."

Er zögerte einen Moment und zog mein Angebot vermutlich in Erwägung, den ich sah wie er etwas seinen Mund öffnete und seine Vampir Zähne zum Vorschein kamen. Doch dann bevor er mich biss schüttelte er heftig den Kopf, seine Vampir Zähne zogen sich augenblicklich wieder zurück und er meinte: „Nein, ich kann nicht. Wenn ich erst einmal anfange töte ich dich."

Sofort wollte ich widersprechen, als ich plötzlich Schritte die Treppe hinunter gehen hörte. Erschrocken drehte ich mich zur Tür, als dort plötzlich Mary stand. „Was machst du hier?", fuhr sie mich sofort an. „Ich äh...", fing ich stotternd an und drehte mich zu Kol, doch dort wo er gestanden hatte, war niemand mehr. Toll, er ist in Vampirgeschwindigkeit abgehaut und hatte mich hier alleine zurückgelassen.

Mary kam wütend auf mich zu und packte mich am Arm. „Du solltest hier nicht runter!", schrie sie mich an. „Der Raum hier ist für dich tabu!" Ihr fester Griff schmerzte. Sie hatte den offenen Sarg hinter uns noch gar nicht bemerkt. Sie achtete nur auf mich.

„Du wirst deine Lektion nun lernen müssen", meinte sie kaltblütig und ließ mich wieder los. Erleichtert atmete ich aus, als sie plötzlich die Hand hob und mir mitteilte: „Ich habe vorhin etwas von deinem Blut getrunken, also" Sie grinste mich böse an und rief einen Zauber.

Ich schrie auf und kniff meine Augen zusammen. Ich fiel schreiend in die Knie. Überall schmerzte es. Ich hatte unbeschreibliches Kopfweh, meine Glieder schmerzten unendlich und ich fühlte warmes Blut über meine Haut rinnen. Ich wünschte mir nur noch das diese höllischen Schmerzen aufhörten...

Plötzlich hörte ich einen anderen Schrei, der sich mit meinem vermischte und meine Schmerzen hörten augenblicklich auf. Ich schlug die Augen auf und hörte auf zu schreien. Ich sah auf und sah das es Mary war die schrie. Kol hatte sie von hinten gepackt und seine Zähne in ihren Hals vergraben. Gierig trank er ihr Blut, während ich erleichtert aufatmete.

Nur wenige Sekunden später und Marys Schrei endete abrupt. Ihr bleicher lebloser Körper fiel zu Boden und ich schaute erleichtert in die Augen meines Retters. „Eine böse Hexe weniger", meinte Kol und grinste mich an, während mir langsam schwarz vor Augen wurde. Ich hatte zu viel Blut verloren...

Das Letzte was ich noch sah war wie Kol zu mir eilte und sich in den Unterarm biss um mir Vampirblut zum Heilen zu geben.

Kol's Sicht

Ich hielt ihr meinen Arm zum Mund, damit sie von meinem Blut trinken konnte und wartete. Hoffentlich wachte sie wieder auf.

Irgendwie war mir dieses hübsche junge Mädchen sympathisch. Auch wenn ich sie noch nicht lange kannte, fühlte ich mich in einer Art zu ihr hingezogen, die ich noch nie erlebt hatte. Sie hatte mich aus meinem langen Schlaf befreit und ich hatte das Bedürfnis sie jetzt beschützen zu müssen, obwohl ich noch nicht mal ihren Namen kannte...

Während ich wartete strich ich dem braunhaarigen Mädchen sanft übers Haar. Ich hatte ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt und blickte mich jetzt im Keller um. Der blutleere Körper der Hexe lag ein paar Meter vor uns am Boden. Genüsslich schleckte ich mir über die Zähne. Ihr Blut hatte sehr gut geschmeckt und hatte meinen Durst fürs Erste gestillt.

Mein Blick wanderte weiter durch den Raum und ich erblickte die vier Särge hinter mir. Der erste, hinter mir, war als einziges offen. In ihm war ich Jahre lang erdolcht gelegen...

In einem der drei anderen Särge lag Finn, der jetzt schon über 800 Jahre dort drinnen schlief. Bei den beiden letzten Särgen wusste ich nicht wer drinnen lag, aber ich würde Niklaus zutrauen das dort Rebekah und Elijah ruhten.

Niklaus war einfach nur herzlos, er sperrte seine Familie in Särge und entführte dann noch dieses unschuldige Mädchen, deren Namen ich nicht kannte, nur um es zu quälen, damit seine Hexen Freundin zaubern konnte.

Ich schaute wütend in die Ferne, als ich plötzlich eine Regung von ihr spürte. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen, als sie mich erblickte, lächelte sie leicht. Ich musterte sie kurz und sah zufrieden, dass alle Wunden, die ihr die Hexe zugefügt hatte, geheilt waren.

„Vielleicht fangen wir noch einmal von vorne an", flüsterte ich ihr zu und stellte mich noch einmal vor: „Ich bin Kol Mikaelson und du bist?"

Vom Schicksal gezeichnetWhere stories live. Discover now