Eine Entscheidung

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Clara's Sicht

Ich nahm zitternd mein Handy aus meiner Tasche und wählte Stefans Nummer. Nach nur wenigen Sekunden hob er ab und fragte verwirrt: „Clara?" Ich schniefte kurz und wollte etwas sagen, als er sofort besorgt fragte: „Was ist passiert?"

Ich schniefte noch einmal kurz und schluchzte: „Zach! Stefan, er ist tot." Es liefen mir noch mehr Tränen über meine Wange. „Wo bist du?", fragte mich Stefan sofort.

„Neben dem Waldweg, der zum Anwesen führt", antwortete ich ihm heißer. „Ich bin von Damon weggerannt", fügte ich noch hinzu. Jetzt konnte sich Stefan wohl selber ausmalen was passiert war.

„Ich komme sofort zu dir", meinte Stefan entschieden und legte auf. Ich schaute noch kurz auf mein Handy, dann begann ich wieder zu schluchzten. Die Tränen liefen mir nur so über die Wangen.

Und dann, es kam mir wie stunden vor, fuhr Stefan mit seinem roten Auto den Weg entlang und hielt vor mir an. Er stieg aus und nahm mich sofort in den Arm. Ich weinte jetzt in sein T-Shirt hinein bis es ganz durchnässt war und mich Stefan in sein Auto hob. Er fuhr weiter und parkte es vors Haus.

Inzwischen hatte ich mich wieder etwas beruhigt und wischte mir die letzten Tränen aus den Augen. Ich schaute in die Ferne, als mir Stefan die Beifahrertür öffnete und mir beim Aussteigen half. Zusammen betraten wir vorsichtig das Haus.

Es kam mir vor wie ein böser Alptraum, ich hoffte ich könnte jeden Moment aufwachen, die Treppen hinuntereilen und Zach fest in die Arme schließen. Ihm sagen das ich ihm vergib und ihn unendlich liebe. Doch es war nun einmal die Realität und ich musste damit klarkommen.

Vorsichtig schloss Stefan die Tür hinter uns und da sahen wir schon einen toten Raben am Boden liegen. Er war ganz zerfleischt und blutleer. Das war bestimmt Damon's Werk, ziemlich sicher hatte er den Raben hergerufen und ihn getötet um an Blut zu kommen.

Ich konnte den toten Raben nicht länger ansehen und sah deshalb weg, während sich Stefan kurz hinkniete und ihn sich genauer ansah. Als er fertig damit war, sah er kurz zu mir auf und meinte: „Das war eindeutig Damon. So ausgehungert wie er war, hat er sogar einen Raben in Kauf genommen."

Ich nickte kurz, während Stefan aufstand und mich zögernd fragte: „Wo ist... Zach?" Ich nickte stumm zur Kellertür. Stefan sah kurz dorthin, dann wieder zu mir und fragte: „Kommst du klar?"

Was war das für eine Frage?! Ich hatte gerade meinen Vater verloren, aber sonst geht es mir prima. Aber bestimmt meinte er nur, ob ich nicht gleich wieder in Tränen ausbrechen würde. Ich wollte stark sein und nickte deshalb kurz.

Stefan sah noch kurz zu mir, dann wendete er sich zu Kellertür und stürmte die Treppen hinunter. „Zach!", hörte ich ihn rufen, als er die Treppen hinunterpolterte. Vielleicht hatte er noch Hoffnung das er ihn noch mit Vampirblut heilen konnte.

Aber es war zu spät, Damon hatte ihm das Genick gebrochen und somit war es ein schneller Tod. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Aber das wichtigste war doch das er nicht leiden musste, was mir in diesem Moment auch nicht viel half.

Ich folgte Stefan langsam hinunter. Ich bewegte mich ohne darüber nachzudenken. Ein Schritt nach dem anderen und so stand ich dann plötzlich wieder unten ihm Verlies. Auf einmal sah ich die Leiche meines Vaters und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Alles kam wieder hoch...

Leise weinte ich vor mich hin, während sich Stefan verzweifelt auf den Boden neben ihn kniete und murmelte: „Oh nein, nein, Zach." Sachte berührte er Zach und sah dann traurig zu mir auf. Ich sah Tränen in seinen Augen glitzern. Zach hatte ihm genauso viel bedeutete wie mir.

Es kamen noch mehr Tränen und nun schluchzte ich laut vor mich hin. Wie konnte mir Damon das nur antun? Verzweifelt sah ich zu Stefan, der noch am Boden kniete. Er lächelte mir mitfühlend zu, doch er war ebenfalls am Boden zerstört und den Tränen nah. Langsam stand er auf und kam vorsichtig zu mir. Liebevoll nahm er mich in den Arm und strich mir sanft über mein Haar. Es tat gut gehalten zu werden. Den genau das brauchte ich jetzt: Halt.

Wir blieben noch länger dort so stehen. Es kam mir vor wie Stunden, als ich entschied in mein Zimmer hoch zu gehen.

Es war ganz still im Haus und trostlos ohne Zach. Mittlerweile war es schon längst dunkel und Damon war bestimmt nach draußen auf die Jagd geflüchtet, denn er war nicht im Haus. Doch im Moment war es mir egal, immerhin hat er heute Zach umgebracht. Und fast hätte ich ihm in den Tod gefolgt. Ich weiß Damon konnte sich nicht kontrollieren. Trotzdem... Ich weiß auch nicht...

Meine Gefühle sind was diese Situation angeht gemischt, ich bin wütend, traurig und enttäuscht zugleich. Alles dreht sich vor mir und deshalb musste ich meine Gefühle dringend aufschreiben.

Deshalb entschloss ich Tagebuch zu schreiben. Ich setzte mich auf mein Bett und nahm mein kleines Büchlein vom Kasten. Ich schlug es auf und schrieb hinein:

Liebes Tagebuch,

es gibt eine schlechte und eine gute Neuigkeit. Natürlich zuerst die Schlechte, Zach ist tot. Damon hat ihn getötet. Die Gute ist ich habe es geschafft Damon zu befreien. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob das so eine gute Neuigkeit ist, vor allem nachdem er Zach und fast auch mich getötet hat. Er hatte sich nicht unter Kontrolle. Er war ausgehungert und sein Vampirdasein dürstete nun einmal nach Blut. Es war dumm von mir zu glauben, dass er mir nichts tun würde.

Ich hätte heute auch sterben können, doch ich konnte mich zu meinem Glücke noch ins Sonnenlicht nach draußen retten. Zach hingegen ist gestorben und ich konnte ihm noch nicht mal verzeihen. Ich kann ihm nie sagen, wie leid es mir tut, alles...

Er hat mich heute beschützt vor Damon und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ohne ihm wäre ich jetzt Tod. Er hat mich gerettet. Doch wieso wurde er dann mit dem Tod bestraft? Er hat das nicht verdient.

Niemand hat den Tod verdient, doch eines Tages stirbt jeder einmal. Und deshalb bin ich zu dem Entschluss gekommen, das es soweit ist. Denn mir wäre heute nichts passiert, wenn ich ein Vampir gewesen wäre, dann wäre auch Zach nicht gestorben. Ich hätte ihn beschützen können.

Es wäre das Beste, wenn ich endlich ein Vampir werden würde. Dies wollte ich schon immer werden und ich glaube alt genug dafür zu sein. Vielleicht könnte ich noch ein paar Jahre warten, aber es darf nicht noch so ein Vorfall passieren. Ich kann nicht zulassen das so etwas sich wiederholt. Ich will so etwas wie heute mit allen Mitteln verhindern.

Vom Schicksal gezeichnetМесто, где живут истории. Откройте их для себя