Epilog

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"Sophie, nicht an meinen Haaren ziehen", mahnte ich das kleine Mädchen auf meinem Schoß, das mich mit großen blauen Augen ansah.

Sie lachte laut auf. Kinderlachen war das schönste Geräusch, das man sich vorstellen konnte. Und dieses Mädchen war ein ganz besonderer Sonnenschein.

Ich stupste ihre Nase und sie kicherte erneut. Dann begann ich sie zu kitzeln und sie quiekte fröhlich, als gäbe es keine Probleme auf der Welt.

Dass sie existierte war ein Wunder.

Erik trat hinter mich und fuhr Sophie durch ihre wuscheligen schwarzen Haare.

"Na, Maus! Du bist ja schon wieder größer geworden."

Mittlerweile war sie vier Jahre alt und es kam mir vor, als wäre sie erst gestern geboren worden.

Sophie lächelte ihn an und streckte die Arme aus, damit Erik sie hochheben konnte. Sophie war schon immer vernarrt in ihn gewesen.

Er hob sie hoch und schwang sie auf seinen Arm. Es war so natürlich, wie er mit Kindern umging.

Ich konnte es kaum erwarten, dass wir unser eigenes Kind in den Arm halten konnten. Ich strich über meinen Bauch, der mit jedem Tag weiter wuchs.

"Sophie, würdest du bitte aufhören Eriks Haare auszureißen", mahnte Wilma ihre Tochter.

Erik schien das wenig zu kümmern. Er gehörte jedoch auch zu den glücklichen Männern, die nicht von Haarausfall betroffen und somit ein paar fehlenden Haare verschmerzen konnten.

Ich konnte es noch immer kaum glauben: Bald würden wir Eltern von zwei Kindern sein. Gestern hatten wir einen Anruf erhalten, mit dem wir nicht gerechnet hatten.

Wir konnten einen kleinen Jungen adoptieren, der erst vor wenigen Monaten geboren war. Es war die beste Überraschung gewesen, die wir uns hätten vorstellen können. Erst vor einem halben Jahr hatte ich erfahren, dass der achte Versuch der künstlichen Befruchtung endlich geklappt hatte. Ich war schwanger und dieses Gefühl war beste, das ich jemals erfahren hatte. In mir wuchs ein kleiner Mensch und wurde mit jedem Tag ein Stück größer. Es spielte für uns keine Rolle, dass Erik nicht der biologische Vater war. Er würde der beste Papa sein, den man sich vorstellen konnte. Davon war ich überzeugt. Und er war bereits genauso aufgeregt wie ich.

Und nun würden wir schon in einer Wochen Eltern werden. Auf einmal ging alles ganz schnell. Ein kleiner Junge mit dem Namen Emir würde unser Sohn sein. Gefühlt war er es jetzt schon, denn wir konnte es kaum erwarten. Und in drei Monaten würde unsere Familie durch ein kleines Mädchen komplettiert werden.

"Sophie, kommst du mal bitte", rief Wilma, die gerade den Kuchen auf den Tisch stellte. Sofort sprang das kleine Energiebündel auf und rannte zu ihrer Mutter.

Ich ging zu Erik, stellte mich hinter ihn und schlang meine Arm um seinen Hals. Ich legte mein Kinn auf seiner Schulter ab, sodass sich unsere Wangen berührten.

"Nicht mehr lange und wir haben auch jemand, der uns Mama und Papa nennt", flüsterte ich in sein Ohr.

Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und strahlte mich glücklich an.

"Ich kann es kaum erwarten."

Er küsste mich. "Wir werden eine richtige Familie sein."

Letters from a StrangerWhere stories live. Discover now