K a p i t e l | 3

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There's A Place - Roo Pane

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Und als ich meine Augen wieder öffnete, war ich nicht mehr in New York. Ich war in Asgard.

Ich blinzelte verwirrt, den Runenstein immer noch in meiner Hand. Er leuchtete nicht mehr und wurde langsam wieder kühler. Mit einem tiefen Atemzug, band ich mir die Kette um den Hals und sah mich um.
Ich befand mich in einem kleinen Innenhof.
An die Mauern grenzten üderdachte Wege, welche mit Steinsäulen gesäumt waren. Knorrige Bäume streckten ihre sattgrünen Blätter gen Himmel und warfen Schatten auf den Innenhof. Bänke standen unter den dicken Stämmen und ein kleiner Brunnen plätscherte in der Mitte des Platzes. Ich kniete auf dem mit Sandstein gepflastertem Boden und setzte mich überwältigt auf. Es sah ein bisschen so aus wie in Hogwarts. Oder wie diese vielen alten Gebäude in England und Schottland. Vorsichtig stand ich auf und klopfte mir den Dreck von den Beinen. War das wirklich Asgard?

Ich sah hoch zum Himmel, doch er war blau wie immer. Träumte ich vielleicht immer noch? Ich kniff mir in den Arm, so wie die das in Büchern immer machten, und zuckte zusammen. Aua! Also träumen tat ich jedenfalls nicht. Plötzlich hörte ich Schritte und ich sah panisch auf. Was wenn mich jemand hier entdeckte? Wie sollte ich das erklären? Wie sollte ich erklären, dass mir eine tote Königin erschienen war, die mich mit einem Zeitreisestein in die Vergangenheit geschickt hatte? Ich glaubte das ja selbst kaum. Die Schritte wurden lauter und kurzerhand duckte ich mich hinter den dicken Stamm des nächstgelegenen Baumes. Ich schloss die Augen und hielt den Atem an. Wenn die mich hier fanden, würden die mich in den Knast schmeißen. Mich als Hexe verbrennen oder sonst was. Vorausgesetzt das hier war überhaupt Asgard.

Die Schritte blieben stehen und ich hörte nichts mehr außer meinen viel zu schnellen Herzschlag. Ich ballte die Fäuste, bereit mich zu verteidigen.
"Hallo? Ist hier jemand?"
Eine leise Stimme schallte durch den Innenhof. "Hanna Schaper?"
Ich biss mir auf die Lippen, um nicht vor Schreck aufzukeuchen. Sie wussten wer ich war!
"Keine Angst Liebes. Ich bin es. Frigga." Ihre Stimme wurde von den hohen Mauern zurückgeworfen. Zögernd spähte ich um den Baum herum. Und da stand sie. Genauso wie vorhin noch in meinem Schlafzimmer. Nur, dass sie jetzt ein mitternachtblaues Kleid trug und ihre Haare komplett hochgesteckt waren. Sie lächelte, die Hände vor ihrem Bauch verschränkt.

Ich schluckte und atmete erleichtert aus. "Hat es funktioniert? Ist das hier Asgard?"
Frigga senkte hoheitsvoll den Kopf. "Das ist es. Willkommen in Asgard."
Mein Herz schwoll an vor Freude. Ich war in Asgard!
Ich sah mich um und betrachtete den Innenhof mit ganz anderen Augen. "Das ist der Wahnsinn!", flüsterte ich.
Frigga lachte. "Komm. Wir müssen uns ein bisschen um dein Aussehen kümmern."
Ich sah an mir herunter. Ich trug immer noch die Shorts und Lokis Thor-Shirt. Ich wurde rot.
Frigga bedeutete mir mit einem Kopfnicken ihr zu folgen und ich beeilte mich hinter ihr herzukommen.

Sie führte mich durch weitere Innenhöfe, duch Gänge und über Brücken. Bisher hatte ich noch keinen einzigen Menschen (oder besser gesagt Asen) gesehen. Vielleicht hatte hatte ich Glück und ich war gerade zu einer Zeit aufgetaucht, wo sie alle ihren Geschäften nachgingen und nicht hier herumliefen?
Ich lief staunend hinter Frigga her. Hohe Säulen standen an jeder Ecke und
Wir kamen an eine Abzweigung und liefen einen weiteren Gang entlang. Ich spähte durch die hohen Fenster. Die hölzernen Rahmen waren mit Schnitzereien verziert. Die hohen Decken führten in etwa sechs Meter Höhe zu Kuppeln zusammen. Es war wie in einem Märchenschloss.

"Wo gehen wir hin?", fragte ich Frigga. "Ist das hier schon das Schloss?"
Sie schmunzelte. "Nein, noch nicht ganz. Und wir gehen in dein Gemach, was ich extra für deinen Besuch herrichten ließ."
Ich bekam große Augen. "Gemach?! Ich bekomme ein eigenes Gemach?"
"Natürlich. Irgendwo musst du doch nächtigen."

Ich konnte meine Aufregung kaum bändigen.
"Woher wusstet hr, dass ich komme? Ich meine das hier ist die Zukunft. Ihr seid noch am Leben." Ich schlug mir die Hände vor den Mund und blieb entsetzt stehen.
"Tut mir Leid! Ich..."
Frigga drehte sich um. "Ach ist schon in Ordnung. Ich weiß, was passieren wird. Und um deine Frage zu beantworten, ein Bediensteter ließ mir heute morgen ein Pergament bringen. Es stammte von mir." Sie schmunzelte amüsiert. "An Mitteilung an mich selbst sozusagen."

Wir setzten unseren Weg fort und sie erklärte mir, dass sie bereits alles über ihre Zukunft wisse. Und über Lokis Schicksal. "Ich hätte dich nicht nach Asgard gebeten, wenn ich nicht der Überzeugung wäre, dass du der Schlüssel zu allem bist. Dass dein und Lokis Schicksal miteinander verbunden ist und dass nur du seine Bestimmung ändern kannst." Sie sah mich entschuldigend an. "Ich weiß, dass das schmerzhaft für dich sein muss. Aber um seinen Tod zu verhindern, kommst nur du infrage."
Ich antwortete nicht. Was sollte ich auch groß sagen? Ich fühlte mich ein bisschen  unter Druck gesetzt. Was wenn ich es nicht schaffte Loki zu retten? Da fiel mir etwas ein.

"Welches Jahr haben wir eigentlich?"
"Auf der Erde ist jetzt 2010."
Zwei Jahre, bevor ich nach New York kam und Loki kennenlernte. Das war verwirrend. Was, wenn ich die Zukunft aus versehen komplett änderte? Ich beschloss, nicht länger darüber nachzudenken.
"Und Loki ist wirklich noch hier?", sprudelte es aus mir heraus. "Und Thor? Kann Heimdall wirklich alles sehen? Und hat er dann auch mich gesehen?"
Frigga lachte. "Ich werde dir deine Fragen baldmöglichst beantworten."

Plötzlich sah ich im Augenwinkel etwas blaues. Ich bleieb stehen und sah mich um. Es war das Meer. Blaue schimmernde Wassermassen erstreckten sich über den Horizont, bis das Meer endete und wie in Zeitlupe über eine Kante in die Weite des Weltalls fiel. Dazwischen hindurch, wandt sich die Regenbogenbrücke, bis hin zu einer Kuppel am Rand des Meeres. Der Bifröst! Tränen schimmerten in meinen Augen. Es war das schönste, das ich je gesehen hatte.
"Atemberaubend nicht wahr?" Die Königin trat neben mich. Ich konnte nur nicken. Dankbarkeit überkam mich. Dafür, dass ich das hier sehen und erleben durfte. Das ich hier war und die Chance bekam Loki zurückzuholen.

"Komm", sagte Frigga sanft. "Wir müssen weiter. Es wäre unvorteilhaft, wenn dich jemand entdecken würde."

12 Months & A Loki 3Where stories live. Discover now