K a p i t e l | 2

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Comes and Goes - Greg Laswell

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Mein Wunsch wurde wohl erhört. Oder ich hatte einfach meine Gedanken in den Traum eingebaut. Auf jeden Fall träumte ich wirklich von jemandem. Und es war nicht Loki.

Sie war wunderschön. Das lange smaragdgrüne Kleid umfloss ihren Körper und schimmerte im Licht. Ihre blonden Haare waren von vereinzelten silbernen Strähnen verziert. Sie wirkte weise und auf eine unerklärliche Art jung und alt zugleich.
Ich runzelte die Stirn. Wer war die Frau? Wo war ich überhaupt?

Ich sah mich um und bemerkte, dass ich immer noch im Bett lag. Also doch ein Traum. Aber was machte diese Frau in meinem Schlafzimmer!? Ich setzte mich auf und wurde rot. Ich trug immer noch das verwaschene T-Shirt von Loki. Die Frau warf einen Blick auf den 'Thor' Schriftzug und ihre Lippen kräuselten sich amüsiert.
"Ähmm... Entschuldigung", begann ich stotternd. Wie war sie überhaupt in meine Wohnung reingekommen? Träumte ich vielleicht doch noch? Aber es fühlte sich so real an!

"Wer sind Sie?", fragte ich verwirrt. Die Frau senkte leicht den Kopf. "Es tut mir Leid, wenn ich dich erschreckt habe Hanna."
Mir fuhr der Schreck in die Glieder. "Was woher... Wieso wissen Sie wie ich heiße? Wie sind Sie hier reingekommen? Das ist Einbruch, ich..."
Die Frau hob beschwichtigend die Hände. "Kein Sorge, ich bin gar nicht wirklich hier."
Ich legte ungläubig den Kopf schief. "Hä?"
"Du träumst, Liebes."
Ich blinzelte verwirrt. Von luziden Träumen hatte ich schonmal gehört. Man träumte, dass man träumt und war sich das gleichzeitig bewusst, so dass man seine Träume steuern konnte. Oder so ähnlich. Aber mir was so etwas noch nie passiert. Und wieso sollte ich mir überhaupt eine Frau ausdenken, die ich noch nie gesehen hatte!? Jetzt wurde ich tatsächlich verrückt! Dann schloss ich die Augen, zählte im Kopf bis fünf und öffnete sie wieder, in der Hoffnung ich hatte mir das nur eingebildet. Vielleicht war ich nur übermüdet. Doch die Frau war noch da.

Jetzt bekam ich es langsam mit der Angst zu tun. "Wer sind Sie?" Meine Stimme zitterte leicht und in meinem Kopf formte sich ein Fluchtplan, falls sie auf mich losging. Wie konnte ich am besten fliehen? Verdammt, dachte ich. Ich hatte zu viel Zeit mit Loki verbracht. Die Frau würde mir nichts tun. Sonst hätte sie das vorhin gemacht, als ich noch geschlafen hatte. Da hätte sie alle Gelegenheit dazu gehabt. "Wer sind Sie?", wiederholte ich meine Frage.

Die Frau lächelte gütig. "Mein Name ist Frigga." Irgendetwas klingelte im meinem Kopf. Ganz weit entfernt. Ich runzelte die Stirn. Frigga schmunzelte. "Ich bin Lokis Mutter."
Ich wäre fast aus dem Bett gefallen. "Sie...  Was!?" Musste ich mich jetzt verbeugen oder so was? Hastig kletterte ich aus dem Bett, verknotete dabei meine Beine mit der Decke und wäre fast gestürzt.
"Ihr seid Königin von Asgard! Ich ähm..." Ich befreite mich und deutete einen Knicks an. Oder zumindest das, was ich dachte sei ein Knicks. Frigga lachte herzlich und ihr Lachen klang so hell wie ein Windspiel. Und da fiel es mir auf. Ihre Haltung war anmutig. Königlich. Ich schluckte. Lokis Mum.

Frigga kam zu mir und setzte sich neben mir auf die Bettkante. Einfach so. Ich saß neben einer Königin auf meinem Bett!
Da fiel mir etwas ein. "Aber ihr... Ihr seid..."
"Tot. Ja." Sie sah traurig zu mir herüber. "Aber keine Sorge. Mir geht es gut. Ich bin in Valhalla. Mit meinem Gemahl. Und gemeinsam wachen wir über die Gefallenen."
Ein Stich durchstieß mein Herz. Meine Augen wurden feucht. "Ist... Ist Loki...?"
"Nein. Er ist nicht in Valhalla."
Meine Brust wurde eng.
"Deswegen bin ich hier.", Frigga holte mich aus meinen Gedanken zurück. "Ich weiß, dass du und mein Sohn eine einmalige Verbindung hattest." Ich kaute auf meiner Lippe.
"Ich bin froh, dass er dich getroffen hat. Du hast ihm zum Besseren verändert und ich bin dir dafür sehr dankbar."

Ich sah erstaunt zu ihr auf. "Danke", murmelte ich völlig perplex. Frigga legte eine ihrer zarten Hände auf meine Schulter. "Und ich weiß, wie sehr du ihn vermisst."
Ich nickte und mir kamen schon wieder die Tränen. "Aber wenn Loki nicht in Valhalla ist" Ich wagte gar nicht, die Frage zu stellen aus Angst vor der Antwort. "Wo ist er dann?"

Frigga senkte den Kopf. "Es gibt in den neun Welten nicht für alles eine Antwort."
Ich schüttelte den Kopf. "Was heißt das?"
"Ich bin aus einem bestimmten Grund hier. Lokis Geschichte ist frühzeitig beendet worden. Die Nornen haben etwas anderes für ihn geplant. Sein Schicksal ist es nicht, von dem Titan umgebracht zu werden."
"Aber... Er ist fort."
"Nicht für immer"
Hoffnung flackerte in meiner Brust. Nicht für immer? Was hieß das?
"Ist er noch am Leben? Kann man ihn zurückholen?"

Frigga nahm meine Hand in ihre. Ihre Finger waren kühl. So wie Lokis es immer gewesen waren. "Ich bin hier, weil du sein Schicksal  ändern kannst. Ich kann nichts mehr für ihn tun. Doch du bist die einzige, die ihn retten kann."
Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper. "Ich? Wie?", hauchte ich.
"Geh nach Asgard. Gewinne sein Vertrauen."
"Ich dachte Asgard ist zerstört?"
"Du wirst auch nicht in dieser Zeit nach Asgard kehren"
Ich sah sie verwirrt an. Frigga schmunzelte und sie erinnerte mich mit jeder Sekunde mehr an Loki.
"Nicht in dieser Zeit?" Ich kam mir langsam echt dumm vor, dass ich nichts kapierte und so viele Fragen stellte.
"In die Vergangenheit"
Meine Augen weiteten sich. "Wartet! Ich dachte man darf die Vergangeheit nicht ändern."

Frigga zuckte anmutig mit den Schultern. Generell sah alles, was sie tat unglaublich  anmutig aus.
"Manche Dinge sind dazu vorherbestimmt, geändert zu werden."
Immer diese Rätsel. Ich musste ein Augenrollen unterdrücken.
"Und wie soll ich durch die Zeit reisen? Die Infinity Steine sind zerstört."

Da griff Frigga in eine Falte ihres Kleides und zog einen kleinen Gegenstand hervor. Eine Kette. Ein kleiner Stein hing daran. Ungefähr so groß, wie eine Münze. Frigga nahm meine Hand und legte die Kette hinein. Der Anhänger war aus dunklem Holz. Ein Symbol war hineingeschnitzt.
"Das ist Perthro.", sagte die Göttin und deutete auf den Runenstein-Anhänger. "Die Runde steht für Schicksal, Bestimmung und Veränderung. Also perfekt für dein Vorhaben." Ich hob die Kette näher an mein Gesicht und sah mir den Stein genau an. Dir Rune sah aus wie ein gezacktes E ohne Strich in der Mitte. Oder wie ein umgefallener Becher.

"Damit kann ich in die Vergangenheit reisen?"
Frigga nickte.
"Darf ich ihm erzählen, was passiert ist? Ich meine, was passieren wird?" Ich kaute auf meiner Lippe und umschloss die Kette mit meiner Hand. Sie war wie ein Anker. Eine verloren geglaubte Verbindung zu Loki.
"Du wirst wissen, was richtig ist.", sagte Frigga geheimnisvoll. Ich atmete tief durch. Asgard. Und ich würde Loki wieder sehen!
Aufregung stieg in mir hoch.
"Wann kann ich los?"

"Jederzeit. Du musst nur daran denken." Sie nickte ermutigend. "Versuche es."
Ich sah sie zögernd an. Dann schloss ich die Augen und versuchte mich zu konzentrieren.
Ich merkte, wie Frigga sich erhob.
"Ich wünsche dir alles Glück der Neun Welten, Hanna. Ich hätte dich gerne als meine Schwiegertochter gehabt."
Ich riss die Augen auf. Doch Frigga war verschwunden. Nur noch der Runenstein in meiner Hand zeugte von ihrem Besuch, der plötzlich immer wärmer wurde.

Unsicher starrte ich auf den Stein. Plötzlich begann die Rune grün zu leuchten. Das Licht wurde immer heller. So hell, dass ich schließlich geblendet die Augen schließen musste. Und als ich sie wieder öffnete, war ich nicht mehr in New York.

12 Months & A Loki 3Where stories live. Discover now