„Und was? Wieder bei Freunden von Kylie vor der Haustür stehen, weil du Langeweile hast?", fragte ich provokant und hob eine Augenbraue an.
„So nennst du also die Typen, die sich an deine Ex ranmachen. Freunde?"
„Weswegen wolltest du mit ihr reden", knurrte ich nur ohne groß auf seinen Kommentar einzugehen.

„Weil du dich nicht an unsere Abmachung gehalten hast", kam es nun in einem genauso aggressiven Ton von ihm zurück. „Und sie ist der beste Weg, um an dich zu kommen", fügte er noch hinzu, wobei ein leichter Zug von Thriumph in seiner Stimme mitschwang.
Mit einem starren Blick durchbohrte ich ihn, bevor ich mich etwas auf dem Stuhl aufrichtete.

„Was genau willst du? Ich hab mich genauso an die Abmachung gehalten wie du"
„Nein, hast du nicht", wurde ich aber schon unterbrochen.
„Es war ausgemacht, dass du dafür sorgst, dass ich bei euch aufgenommen werde und Unterkunft genauso wie Einkommen finanziert bekomme. Ich hab dir nicht umsonst geholfen das Lager meiner ehemaligen Mafia zu zerstören. Wenn sie raus bekommen, dass ich dir da geholfen habe, bin ich schneller tot, als du ein Mädchen um den Finger wickeln kannst"

Genervt schaute ich ihn an.
Er hatte schon recht. Wirklich an unsere Abmachung hatte ich mich nicht gehalten.
Zwar wusste mein Vater mittlerweile von Stefano, aber einfach so einstellen konnte er ihn auch nicht.
Es war ein längerer Prozess und dadurch das am kommenden Wochenende die Trauerfeier von Cavalleros war, hatte er auch einiges um die Ohren und konnte nicht Typen in das Geschäft der Mafia einweihen.

„Ich hab dir schon mal gesagt, dass es lange dauert und das nicht von heute auf morgen geschehen kann", murmelte ich, worauf sich seine Miene aber nicht veränderte.
Stattdessen wurde sie nur noch dunkler.
„Dann sorg wenigstens dafür, dass ich Geld bekomme, dass bist du mir nämlich schuldig. Sonst bin ich irgendwann gezwungen zu anderen Maßnahmen zu greifen und du weißt, dass ich dazu im Stande bin. Das Lager zu zerstören war schließlich auch nicht sonderlich schwer"
Dabei zeichnete sich ein gehässiges Grinsen auf seinen Lippen ab.

Anschließend hatte er sich umgedreht und war in der Menge des feiernden Clubs verschwunden. Ich dagegen hatte schaute ihm nur nach.
„Ja, aber auch nur, weil du auf bekanntem Boden spielst", murmelte ich leise an mich selbst gerichtete. „Wollen wir mal sehen, welche Töne du spuckst, wenn er unbekannt wird"

Dann drückte auch ich mich von dem Stuhl hoch und steuerte auf den Ausgang zu.
Noch mehr Zeit wollte ich nun nicht hier verbringen.
Hergekommen war ich ja auch nur wegen Stefano und das hatte sich jetzt ja nun geklärt. Zumindest ein Teil.

Geld mussten wir ihm zahlen, dass war ich ihm schuldig, aber der Gedanke ihn aufzunehmen, rief in mir immer noch ein gewisses Streuben hervor.
Vor wenigen Monaten war er schließlich noch derjenige gewesen, der mir gegenüber gestanden und mit dem Tod von Kylie und mir selber gedroht hatte.

Also musste er wahrscheinlich noch etwas länger arbeiten, um an Vertrauen zu kommen.

Die kalte New Yorker Nachtluft strich über meine Haut, als ich es aus dem Club geschafft hatte, worauf ich einmal tief einatmete.
Anschließend steuert ich auf meinen Wagen zu, den ich genau vor dem Club geparkt hatte. Zwar hatte es mich eine kleine Diskussion mit dem Clubleiter sowie hundert Dollar gekostet meinen Wagen genau davor abzustellen, aber so musste ich nun nicht sonderlich weit laufen.

Schnell riss ich die große Tür auf und ließ mich auf den gepolsterten Sitz fallen, bevor ich den Schlüssel ins Zündloch steckte und den Motor aufheulen ließ.
Die eleganten Lichter des Amaturbrettes blinkten nur auf, sobald ich den Schlüssel umgedreht und den Motor gestartete hatte.
Dann sauste ich auch schon aus der Parklücke in den Straßenverkehr, welcher zu dieser Zeit immer noch total überfüllt war.

Positano | ✓Where stories live. Discover now