3. Kapitel

3.6K 187 74
                                    

Nachdenklich schlurfte ich durch den Flur des Ladens und musterte die Babyklamotten, die dort an den Kleiderstangen aufgegangen waren.

„Und das hier? Das würde der Kleinen doch super stehen", konnte ich Eira kreischen hören und sah wie sie Selina mit voller Stolz einen rosa Strampler zeigte, denn sie mit einem sofortige Nicken in den Korb tat.

Die Beiden waren in diesem Laden auf jeden Fall in ihrem Element.
Aber irgendwie wollte ihre gute Laune nicht auf mich überspringen.
Egal was ich tat. Besser wurde sie einfach nicht.
Ständig schweiften meine Gedanken zu Angelo zurück.

Ich vermisste ihn so sehr und am liebsten würde ich jetzt mit ihm durch diesen Laden laufen auch wenn ich vielleicht nicht schwanger war.
Aber ich wusste ja nicht mal ob er überhaupt noch lebte.

Automatisch biss ich mir auf die Zunge, um die Tränen zu unterdrücken und auf andere Gedanken zu kommen.

„Was hältst du von denen, Kylie?", riss mich Eiras Stimme plötzlich aus den Gedanken und im nächsten Moment hielt sie mir auch schon ein paar rosa Söckchen mit Elefanten hin.
„Ähm ...", murmelte ich nur und betrachtete die Socken.

„Ganz gut", antwortete ich schließlich und bemühte mich noch um ein knappes Lächeln.
„Ist wirklich alles okay, Kylie? Wenn es dir zu viel wird, können wir auch gehen?", schlug Selina vor und musterte mich besorgt.

„Nein, nein ist okay. Ihr könnt ruhig weiter einkaufen. Ich will euch nicht den Spaß verderben", antwortete ich schnell und wank mit den Händen ab.
„Vielleicht ist es doch schon etwas spät und ich sollte doch wieder nach Hause fahren und mich schlafen legen. Morgen geht es mir bestimmt besser"

„Gut, aber wenn du reden willst, kannst du gerne kommen", sagte Eira und legte einen Arm um meine Schulter.
„Danke", antwortete ich und zwang mich zu einem leichten Lächeln.

Ich hatte die Beiden extrem ins Herz geschlossen über die letzten Monate und das ich das mal von den Freundinnen meiner Brüder sagte, sollte echt was heißen.

Denn früher konnte ich die Mädchen, die die Beiden anschleppten überhaupt nicht ausstehen.
Aber die Zeiten änderten sich nun mal.
Angelo war anfangs ja auch nicht gerade auf meiner Favoriten Liste.

Nachdem ich Eira und Selina mehrmals versichert hatte, dass es okay war, dass sie ohne mich weiter einkauften, konnte ich den Laden endlich verlassen.
Kaum war ich aus der Tür getreten, kam mir auch schon die kühle New Yorker Abendluft entgegen.

Langsam atmete ich ein und aus und ließ dann meine Augen über meine Umgebung wandern. Mittlerweile waren die Bäume bereits bunt und hatten auch schon ordentlich Blätter verloren, was bedeutete, dass der Herbst anfing oder besser gesagt schon mitten drin war. Aber trotzdem hatte sich der rote Abendhimmel nicht verändert und zeichnete wie jeden Abend ein wundervolles Kunstwerk an den Himmel.

Nachdenklich betrachtete ich den rosaroten Himmel und seufzte einmal leise, bevor ich mich anschließend in Bewegung setzte.

Wenn ich nicht noch im Dunkeln nach Hause laufen wollte, sollte ich mich etwas beeilen, denn die Sonne war meistens schneller untergegangen, als ich dachte.

Langsam schlenderte ich über den Fußgängerweg, wobei meine Absätze ein dumpfes Klacken auf dem langen Asphaltweg hinterließ.
„Kylie!", vernahm ich ihm nächsten Moment eine tiefe Stimme, worauf sich mein Körper versteifte und ich automatisch schneller lief.

„Kylie", konnte ich die Stimme erneut rufen hören, worauf meine Schritte noch schneller wurden. Vielleicht würde die Person dann ja verschwinden und mich ein für alle mal in Ruhe lassen.
Denn Ruhe, war momentan das Einzige, was ich mir wirklich wünschte.

„Kylie!", krakelte es jedoch erneut durch die Luft, worauf ich mir einmal auf die Lippe biss.
Einfach weiter laufen, sprach ich mir immer wieder zu und richtete meine Augen weiterhin starr auf den Boden bis ich auf einmal ein paar fremde Beine neben mir gehen sehen durfte.

Mit einem genervten Stöhnen erhob ich langsam den Kopf und durfte nun in das Gesicht von Cole schauen, dessen blaugraue Augen mich musterten.
„Was möchtest du schon wieder von mir?", unterbrach ich ihn auch schon, bevor er auch nur etwas sagen konnte.

„Ich wollte nur wissen wie es dir geht", antwortete er darauf.
Ich rollte nur einmal mit den Augen und verschnellerte dann meine Schritte.
„Mit dieser Nummer kommst du aber ziemlich spät an", grummelte ich nur leise und richtete meinen Blick wieder auf den Bürgersteig.

Ich vernahm darauf nur wie Cole einmal seufzte und hörte anschließend wie auch seine Schritte schneller wurden.
„Ich mach mir einfach nur Sorgen, okay"

„Sorgen?!", rutschte es auch schon aus mir heraus und ich merkte wie ich unabsichtlich stehen geblieben war und ihn nun in die Augen schaute.

Er hatte sich nicht groß verändert. Außer das seine Haare vielleicht etwas länger geworden waren, aber ansonsten wirkte er wie der Cole, den ich vor ein ein halb Jahren kennengelernt hatte.
Abgesehen davon, dass der Cole damals nie so einen besorgten Blick im Gesicht gehabt hatte.

„Kylie, du siehst aus als wäre jemand gestorben und bist ständig abwesend. Egal wo man dich sieht ob in der Schule oder außerhalb. Ständig bist du in Gedanken versunken. Was ist bitte passiert? Das letzte Mal als du so drauf warst, da haben wir uns getrennt"

Wieder biss ich mir automatisch auf die Lippe, um zu verhindern, dass mir etwas über Angelo herausrutschte.
Wie gerne würde ich einfach alles erzählen, egal wer gerade vor mir stand.

Ich wollte einfach nur alles herauslassen, aber das konnte ich erst Recht nicht vor Cole tun.

„Warte...", hörte ich ihn im nächsten Moment auf schon sagen und durfte sehen wie seine Augen groß wurden.
„Haben du und Angelo euch getrennt...", vernahm ich seine Stimme, aber mehr konnte er gar nicht sagen, denn da hatte ich mich schon umgedreht.

„Kylie!", hörte ich ihn wieder rufen und vernahm auch schon wie seine Schritte über den Weg donnerten, sodass er mich kurze Zeig später auch schon eingeholt hatte.

„Also stimmt es? Ihr habt euch getrennt?"

„Halt deine Klappe!", fuhr ich ihn nur an und lief schneller, denn ich war bereits in meiner Straße angekommen und brauchte nicht mehr lange bis ich endlich durch die Haustür stürzen konnte, um mich anschließend auf mein Bett schmeißen zu können.

„Taucht er deswegen nicht mehr in der Schule auf?", konnte ich Cole abermals fragen hören.
Jedoch antwortete ich ihn nicht mehr, da ich in der Zeit bereits die Veranda unseres Haus erreicht hatte und diese hoch sprintete.
„Das hat dich immer noch nichts anzugehen", warf ich ihm nur an den Kopf, bevor ich die Tür in Sekundenschnelle aufschloss und sie anschließend wieder hinter mir zuzog, sodass ein dumpfer Schlag ertönte.

Dann ließ ich mich auch schon langsam an ihr herunterrutschen.
Nun hockte ich auf dem kalten Boden im Flur und hatte den Kopf auf meine Knie gestützt.

Warum konnte das alle kein Traum sein?

~ • ~
Hello Colerabi!!!
Viele hatten ja gehofft, dass er nicht mehr auftauchen würde. Aber was wäre dieses Buch bitte ohne Cole?
Obwohl Drama gibt es auch so

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt