85. Kapitel

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Ich spürte keinen Schmerz.
Kein bisschen.

War ich überhaupt tot?
War die Kugel nicht durch meinen Kopf geschossen?

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Und nun verstand ich, was für den lauten Knall gesorgt hatte.
Angelo und Leonardo hatten es anscheinend geschafft sich zu befreien und waren nun durch die Tür gestürmt hinter der sich die zwei Wachen befanden.

Dabei hatten sie das Ding so doll aus den Angeln gerissen, dass es einen der Mafiosi erschlagen hatte. Den anderen hatte Angelo bereits erschossen.
Nun standen die beiden neben uns und ich konnte sehen, wie Angelo die Waffe auf Montaro richtete.

Leonardo hatte mittlerweile die silberne Waffe in der Hand, die vor wenigen Sekunden noch auf mich gezeigt hatte.
Nun zeigte sie jedoch auf den Sohn von Montaro.
Auch wenn es so aussah als würde er keine Miene verziehen, konnte man in seinen Augen erkennen, wie sich die Angst in ihnen wiederspiegelte.

Für ein paar Sekunden sah man sogar, wie sie kurz zu seinem Vater huschten.
Dieser hatte seinen Blick dagegen starr auf Angelo gerichtet, der ihm immer noch mit gelandener Waffe gegenüber stand.
Dabei war ihm die Wut und der Zorn nur so ins Gesicht geschrieben.

"Angelo, Angelo", konnte man ihn schämisch sagen hören. "Da hast du uns schon so viel Ärger in den letzten Wochen bereitet und nun darfst du mir auch noch mit gelandener Waffe gegenüber stehen. Was erweist dir die Ehre?"

Nun war es Angelo der die Lippen gehässig verzog.
"Die Rache dafür, dass du meine Mutter umgebracht hast", konnte man ihn vernehmen und dann ertönte auch schon ein Klicken so wie ein lauter Knall.

Nun sah man nur noch wie Montaro zusammen sackte.

Ich hatte gut erkennen können, wie er noch probiert hatte sich wegzudrehen, aber der Schuss war zu schnell gewesen und hatte ihn mitten am Herzen erwischt.

Seinen Sohn vernahm man laut aufkeuchen, aber trotzdem rannte er nicht auf seinen Vater zu, um ihm zu helfen.
Wie aber auch?
Leonardo stellte sich ihm bereits in den Weg, sobald er auch nur probierte einen Schritt in dessen Richtung zu machen.

"Und nun zu dir", konnte man Angelo sagen hören. Dabei richtete er ebenfalls die Waffe auf ihn, worauf der dunkelhaarige Junge ganz weß anlief.
Nun sah man ihm seine Angst deutlich an.

"Nein, bitte...ihr bekommt alles was ihr wollt. Wir können das klären. Ihr braucht mich noch"
Für einen kurzen Moment herrschte Stille.
Dann sah man wie Leonardo langsam seine Waffe sinken ließ, worauf Angelo ihm einen verstörenden Seitenblick zu warf.

"Was machst du da?", wisperte er an seinen Bruder.
"Wir haben seinen Vater umgebracht...ich glaub wir sind gut quit. Außerdem was hälst du von einem Vertrag, dann sind die Streitigkeiten wenigstens ein für alle mal geklärt"

Nun veränderte sich Angelos Miene und man konnte erkennen, wie er sich wieder zu dem Jungen wandte, der immer noch mit einem weißen Gesicht vor uns gegenüber stand.
"Gut, wir lassen dich am Leben. Aber dafür rufst du zur Kapitulation aus und wir werden einen Vertrag ausmachen. Da dein Vater...", dabei nickte er einmal zu der mittlerweile leblosen Gestalt von Montaro unter der sich mittlerweile eine Blutlache gebildet hatte.

"...ja tot ist. Bist wahrscheinlich du der Nächste, der den Posten dieses Drecksladen übernimmt. Also wirst du auch den Vertrag unterschreiben und einhalten. Ansonsten bring ich dich hier und jetzt um"

Angespannt starrte der braunhaarige Junge uns an, wobei seine grünen Pupillen hin und her zuckten.
Dabei konnte man erkennen, wie er sich auf die Lippe biss.
"Wen du weiter so lange nachdenkst, überlege ich es mir vielleicht doch noch ein zweites Mal. Genügend Munition hab ich schließlich noch übrig", dabei klickte er einmal mit der Waffe, worauf man erkennen konnte, wie dem Jungen Schweißperlen an der Schläfe hinunter liefen.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt