♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓢𝓮𝓬𝓱𝓼♕︎

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Wie prophezeit bringt mich Professor Snape in sein Büro. Den ganzen Weg hinunter zu den Kerkern hat er kein Wort mit mir geredet. Seine Miene ist versteinert und seine Haltung abweisend. Was mich erwartet, liegt nicht in meiner Hand.
Daher wundert es mich nicht, zu spüren, wie nervös ich bin. Auch wenn die Müdigkeit verflogen ist, seit ich Umbridge begegnet bin.

»Was haben Sie so spät auf den Gängen zu suchen, Miss Johnson?«, poltert seine dunkle Stimme.

Er hat sich neben seinen Schreibtisch gestellt, die Arme auf dem Rücken verschränkt und sieht mich emotionslos an. Genau diesen Blick, den ich seit meinem ersten Schuljahr hier kenne. Die Lippen aufeinander gepresst, die dunklen Augen starr auf einen selbst gerichtet. Keine Regung in seiner Mimik verrät seine Gedanken. Als hätte er dies in den Jahren perfektioniert. Niemanden zeigen, was einen erwartet. Nach außen hin Gefühle vermeiden.
Doch bei mir hat er welche gezeigt. Die Berührung in seinem Büro, die Nähe und Zärtlichkeiten zugelassen hat. Der Kuss in diesem Raum, der ihn Überwindung gekostet und gegen die er verloren hat. Die Leidenschaft, die er hineingesteckt hat. Ist jene das wahre Gesicht meines Lehrers?

»Amanda«, seufzt Snape.

Verwirrt blicke ich ihn an, als mein Vorname aus seinem Mund dringt. Seine Haltung hat sich verändert. Seine Finger krallen sich krampfhaft an der Tischkante fest, um sich selbst zurückzuhalten, stehen zu bleiben. Liege ich so falsch?
Der Drang, zu ihm zu gehen und herauszufinden, was zwischen uns passiert ist, wächst stetig mehr. Bevor ich es mir überlege, setze ich langsam einen Fuß vor den anderen. Auf der Suche nach meinem Mut. Sein sonst so versteinerter Blick weicht und ein Schockierter erscheint. Kurz erstarre ich und bleibe einige Armeslängen vor ihm stehen. Habe ich alles falsch gedeutet? Doch er hat mich geküsst. Überfordert mit der Situation, bewege ich mich nicht von der Stelle und blicke lieber auf den Boden. Habe ich mich in etwas hineingesteigert, was nur in meinem Gehirn existiert?

Ich höre Snape seufzen und nur langsam hebe ich meinen Kopf, um ihn anzublicken. Der Professor fasst sich an die Stirn und kneift sich in den Nasenrücken.

»Was auch immer du von mir erwartest, schlag es dir aus dem Kopf«, erklärt er mir.

Ich spüre, wie mein Puls sich beschleunigt, allein schon, dass er mich duzt. Doch seine Worte verwirren mich. Was ich von ihm erwarte?

»Du bist meine Schülerin. Ich bin dein Lehrer«, fügt er deutlich hinzu.

Dabei betont er den Unterschied zwischen uns. Tief Luftholend suche ich meine Stimme, um ihm zu antworten.

»Ich weiß, was Sie sind, aber...«

Doch er schüttelt schon den Kopf und kommt mit zwei riesigen Schritten auf mich zu. Nur Zentimeter steht er vor mir und überragt mich mit seiner Größe. Ich recke mein Kinn, um ihm in die Augen zu sehen.

»Nichts aber. Wenn irgendwer erfährt, was zwischen uns passiert ist, verliere ich meinen Job und du wirst von der Schule verwiesen«, erklärt er mir einschüchternd.

Sein warmer Atem streift mein Gesicht und mein Herz schlägt schneller in meiner Brust. Sein herber Duft dringt in meine Nase und das Kribbeln im Bauch verstärkt sich. Er bemüht sich, mich zu vertreiben, und es hätte beinahe geklappt. Doch ich höre seine hektische Atmung und sehe das hastige Heben seines Brustkorbes. Bemerke das Zittern seiner Hände, die sich krampfhaft an seinem Umhang krallen, während er sich zurückhält, keinen weiteren Fehler zu begehen.

Mich.

Langsam schüttle ich den Kopf. »Von mir wird es niemand erfahren«, wispere ich.

Zögernd recke ich mich auf Zehenspitzen, um seine Reaktion abzuschätzen. Starr steht er vor mir und lässt mich gewähren. Zärtlich streiche ich mit meinen Lippen über seine. Entlocke ihm ein Keuchen und beobachte, wie ein Stück seiner Anspannung von ihm fällt und seine Augen sich schließen. Vorsichtig bewege ich meinen Mund an seinem und erleichtert stelle ich fest, dass er sich darauf einlässt. Behutsam streiche ich immer wieder über seine Lippen, als ein Seufzen seine Kehle verlässt. Seine Hände gleiten meine Arme hinauf, bevor er mich zaghaft von sich drückt. Ich öffne die Augen und sehe, wie er seinen Kopf schüttelt. Augenblicklich weicht er von mir zurück.

»Ich kann das nicht zulassen«, murmelt er leise vor sich hin.

Als wolle er sich selbst von seinen Gesprochenen überzeugen. Er dreht sich um und stellt sich hinter den Schreibtisch. Wie eine Barriere, die verhindert, dass wir uns nähern, steht der massive Tisch zwischen uns.

»Sie sollten gehen«, presst er heraus.

Ich blicke ihm in diese dunklen Augen, die so viel verbergen. Versuche, aus seiner Mimik zu lesen, was er mir zu sagen hat. Doch wie immer ist Professor Snape kalt und unnahbar.

»Sir. Sie können mir vertrauen«, flüstere ich.

Ich versuche, ihn zu überzeugen. Doch wie vermutet, schüttelt er abermals den Kopf und bringt seine schwarzen, schulterlangen Haare zum Schwingen.

»Ich habe eine Verantwortung in dieser Schule. Eine Liebschaft mit einer Schülerin eingehen, gehört wohl nicht dazu«, dröhnt er kalt.

Die herablassende Stimme lässt mich erzittern. Wieso versucht er, seine Gefühle zu verstecken?

Mit neuem Mut schlendere ich freudig gelaunt am nächsten Tag in den Unterricht. Nach unserem kleinen Gespräch in seinem Büro bin ich zurück in die Schlafräume, um mir einen Plan zu überlegen. Und mein Entschluss steht fest. Ich werde den Professor davon überzeugen, dass er mir Vertrauen kann. Ich habe keine Erfahrung in Sachen Liebe, aber ich spüre in seiner Gegenwart so etwas wie Frieden und Geborgenheit. Dazu das schnelle Klopfen meines Herzens und das flaue Gefühl in meinem Bauch. Dass alles deutet auf Zuneigung hin? Oder? Zumindest steht das in jedem kitschigen Liebesroman aus der Muggelwelt.

Lächelnd biege ich in den Unterrichtsraum von Professor Umbridge und augenblicklich wird meine Stimmung gedämpft. Die Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste steht an ihrem Schreibtisch gelehnt und sieht mich finster an. Sofort wird mir ihr zusammentreffen am Abend zuvor bewusst. Zögerlich betrete ich den Raum und setze mich an meinem Platz im hinteren Teil des Klassenzimmers.

»Da nun alle Schüler ihren Weg in meinen Unterricht gefunden haben, fangen wir an«, ertönt ihre helle Stimme.

Die meisten Schüler haben ihre Bücher auf dem Tisch und die Zauberstäbe in ihren Taschen. Dolores Umbridge ist einer der gehassten Lehrer hier in Hogwarts. Verteidigungszauber sollten sicher und risikofrei sein. Im Ministerium tritt man die Auffassung, dass eine theoretische Einweisung vollauf ausreicht. Ziel ist doch, dass wir unsere Examina bestehen. Der Grund, warum die Schule überhaupt besucht wird.

Doch Harry Potter hat sein Bedenken geäußert und gefragt, wie Theorie uns vorbereitet, was draußen lauert und Du-weißt-schon-wer ins Spiel gebracht. Das Gefühl, das durch die Klasse zog, glich einem Dementorenangriff. Es wurde eisig und düster. Der Professor hat Harrys Aussage als Lüge dargestellt und ihn bestraft. Einerseits nicht Schlimmes, wenn man bedenkt, wie oft ich bei Snape nachsitze. Doch ich habe gesehen, was sie getan hat.Am nächsten Tag habe ich Harry getroffen und auf seinem Handrücken war deutlich eine frische Narbe zu erkennen, auf der »Ich soll nicht lügen« eingeritzt war. Man muss nicht sonderlich schlau sein, um herauszufinden, woher er sie hat. Zwar bin ich nicht auf Harrys Seite, bezüglich seiner Aussage für Du-weißt-schon-wen. Von wem wissen wir, dass er zurück ist? Einzig und allein, Harry hat ihn gesehen. Ich bin unschlüssig, ob ich das alles glaube. Dass der Tagesprophet ihn als Spinner darstellt, unterstütze ich nicht.

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionWhere stories live. Discover now