♕︎𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓔𝓲𝓷𝓼♕︎

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Bis spät in die Nacht habe ich an meinem Aufsatz gearbeitet, bis ich damit zufrieden war. Besser gesagt, womit ich glaube, Professor Snape zufriedenzustellen. Hundemüde habe ich mich in den Mädchenschlafsaal geschlichen und bin augenblicklich in einen traumlosen Schlaf gesunken. Welche Ironie.

Am nächsten Morgen fing es hektisch an, da ich den Wecker nicht gehört habe und zu spät aus dem Bett gestiegen bin. Ohne Frühstück eile ich in Professor McGonagall Klassenzimmer und bin erleichtert, vor ihr anwesend zu sein. Verwandlung gehört für mich zu einem der spannendsten Unterrichte und eifrig höre ich ihr am heutigen Tag zu. Wir haben mit den Gryffindor-Schülern die meisten Unterrichtsfächer zusammen. Was nicht immer sonderlich leicht ist, da sich die beiden Häuser seit Anbeginn hassen. Besonders Draco Malfoy und seine beiden Bodyguards Vincent Crabbe und Gregory Goyle suchen permanent Stress. Sie provozieren, wo sie können. Am meisten Stress gibt es mit Harry Potter, Ron Weasley und der neunmalklugen Hermine Granger. Eigentlich habe ich nichts gegen sie, doch manchmal geht mir ihre Art auf den Wecker. Oft verbessert sie mich, wenn ein Lehrer mir eine Frage stellt, deren Antwort ich nicht korrekt ausgesprochen habe. So wie heute.

»Miss Johnson. Welcher Zauberspruch bewirkt, dass Gegenstände oder eine Substanz verschwinden?«, fragt mich McGonagall schrill.

Verdattert blicke ich den Professor an, die mich über ihre Halbmondbrille hinweg entgegenblickt. Wie immer trägt sie einen dunkelgrünen, schillernden Zauberer Umhang und einen spitzen Hexenhut. Ihre grauen Haare sorgfältig zu einem Dutt gedreht und die Lippen gespitzt. Sie hat eindeutig ein strenges Auftreten, doch ich weiß, wie viel ihr die Schüler bedeuten.

»Äh...«, stottere ich unbeholfen.

Da schnellt schon Hermines Hand in die Höhe und irritiert mich mit ihrer deutlichen Geste. Professor McGonagall wartet geduldig auf meine Antwort. Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe herum und versuche, den Zauberspruch in meinem Kopf zu finden. Doch immer wieder gleitet mein Blick zu Hermine, die mittlerweile nicht mehr auf ihrem Stuhl sitzt und unruhig ihre Hand hebt.

»Evanesco, Professor«, brüllt sie heraus.

McGonagall seufzt, als wäre sie enttäuscht von mir. Sie wendet sich ab und schreitet an die Tafel zurück.

»Sehr gut, Miss Granger«, lobt sie die Schülerin.

Wütend blicke ich zu dem Gryffindor-Mädchen, dass nun triumphierend lächelt und dabei strahlend den Lehrer betrachtet. Schnaufend lasse ich mich auf die Bücher vor mir sinken und versuche, meinen inneren Zorn zu unterdrücken. Der Rest der Schulstunde zieht sich schleppend für mich. Ab und an blicke ich auf Hermine, die wie immer eifrig mitschreibt, und kann meinen Missmut gegenüber ihr nicht länger verbergen.


Als wir später in Grüppchen zu Professor Flitwicks Unterricht, Zauberkunst, schlendern, ertönt eine Stimme hinter mir.

»Wie wäre es, wenn wir dieser Granger mal eine Lektion erteilen, Johnson.«

Ich drehe mich um und erblicke Malfoy, der mich diabolisch anlächelt. Dass er überhaupt mit mir redet, wundert mich. Ich bin seit zwei Jahren in ihrem Jahrgang und das einzige, was Draco zu mir gesprochen hat, waren Beleidigungen über meine Intelligenz.

»Johnson ist ein Feigling. Die würde doch niemals etwas Verbotenes tun, sonst bleibt sie noch einmal sitzen«, kichert Pansy.

Sie steht neben Draco und sieht mich provozierend an. Die Wut in mir verstärkt sich. Ja, ich versuche, hier nicht aufzufallen, da einmal sitzenbleiben vollkommen reicht.

»Es war ja keine Absicht«, verteidige ich mich.

»Du bist eine Schande für unseresgleichen«, spuckt mir Draco vor die Füße. »Von einem Schlammblut erwarte ich so etwas, aber nicht von einem Reinblüter wie dir.«

Für viele Slytherins ist die Reinheit des Blutes wichtig. In ihren Augen sind Halbblüter oder sogar Muggelgeborene nichts wert und sollten nicht in Magie unterrichtet werden.

»Zeig, dass du auf der richtigen Seite stehst«, donnert er weiter. »Lasst uns diesem Schlammblut eine Lektion erteilen. Sie soll Respekt lernen.«

Ein bösartiges Lachen entweicht Dracos Kehle. Pansy verzieht ihr Gesicht dämonisch und ein kalter Schauer rinnt mir über den Rücken.


Auf den Unterricht von Professor Flitwick kann ich mich kaum konzentrieren. Immer wieder lasse ich mir Dracos Worte durch den Kopf gehen. Er möchte sich mit mir nach dem Unterricht auf dem Schulgelände treffen. Es gefällt mir überhaupt nicht, doch wenn ich einen Rückzieher mache, bin ich endgültig bei meinem Haus unten durch. Und die Vorstellung, die nächsten zwei Jahre alleine zu verbringen, erzeugt eine Angst in mir.

Schnaufend blicke ich im Klassenzimmer umher. Hermine wedelt schon wieder hyperaktiv mit ihrer Hand und Professor Flitwick nimmt sie strahlend dran. Mein Blick wandert weiter und bleibt an dem hellblonden Schopf von Draco hängen. Seine Augen sehen mich herausfordernd 

an, bevor er mir zunickt.

Nach dem Zauberkunst Unterricht ist Mittagspause und die Scharen von Schülern drängen sich in die große Halle. Auch fünf Jahre später, bin ich immer wieder verblüfft, wie gigantisch und mystisch der Saal ist. Vier lange hölzerne Tische stehen in den Raum hinein, die langsam mit Schülern des jeweiligen Hauses belegt werden. Hunderte von Kerzen schweben über uns, während die meterhohe, verzauberte Decke den Himmel, wie er draußen ist, zeigt.Schlendernd begebe ich mich zum Slytherin-Tisch. Gedankenversunken blicke ich zum Lehrertisch auf. Mittags sind nicht alle Stühle oben auf dem kleinen Podest belegt, da viele ihre Unterrichte vorbereiten oder sich im Lehrerzimmer mit den Kollegen unterhalten. Doch ein Lehrer sticht sofort heraus. Professor Snape, mit seinen langen schwarzen Haaren und seiner einheitlichen Garderobe.

Kurz bleibe ich wie angewurzelt stehen und sehe zu ihm hoch. Als er meinen Blick bemerkt, wendet er sich ebenfalls mir zu und für einen Bruchteil einer Sekunde treffen sich unsere Augen. Mein Bauch fängt zu prickeln an, als wären tausend kleine Wichtel darin gefangen und treiben ihren Schabernack mit meinen Eingeweiden. Ich schlucke hart und beiße mir auf die Unterlippe. Seine dunklen Augen durchdringen mich und lassen mich kurzzeitig vergessen, wie man atmet.

»Man, Johnson.«

Ein Rempler an der Schulter rüttelt mich wieder wach und perplex wende ich mich um. Pansy steht neben mir und blickt mich finster an.

»Wehe du verkackst es später,« droht sie mir, bevor sie mit einem breiten, kalten Lächeln sich neben Draco setzt. Ich blicke sie noch eine Zeit lang an, bevor ich tief Luftholend mich ebenfalls, etwas abseits, setze.

Mein Blick wandert abermals zum Lehrertisch hoch, doch Professor Snape ist verschwunden. Wahrscheinlich ist er in sein Klassenzimmer gegangen, da wir die nächsten drei Stunden bei ihm haben. Ich betrachte eine Zeit lang das leckere Essen vor mir, doch mein Magen rebelliert. Vielleicht macht mich die Sache mit Granger nervös oder der bevorstehende Unterricht mit Professor Snape. Mühsam beiße ich in einen der roten Äpfel hinein, die in Schalen auf den Tischen verteilt stehen. Doch schon nach wenigen Bissen, lege ich ihn beiseite. Ich bekomme nichts runter.

Dark Eyes - Verbotene Gefühle | Severus Snape FanFictionUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum