In2You

134 11 4
                                    


*Steffis Sicht*

Ich schaute auf die Kommentare, die seit einigen Tagen meinen Instagramaccount sprengten. Aus allen Ländern der Welt schrieben mir Army, dass sie über Jimin und mich Bescheid wüssten. Sie drohten mir, machten mein Aussehen runter und beurteilten meinen Charakter, ohne dass sie mich kannten. Aber dieses Mal war es einfacher als beim letzten Mal. Ihre Worte trafen mich nicht so stark, wie sie es früher taten. Kommentare, die mein Aussehen betrafen, löschte ich sofort wieder unter meinen Bildern. Leute, die mir privat schrieben, wurden direkt blockiert. Die zwei Jahre hatten mich stärker gemacht. Viel stärker.

„Wie kannst du es wagen solche Gerüchte über Jimin zu verbreiten", schrieb mir ein koreanisches zwölfjähriges Mädchen über Instagram. „Er würde niemals jemanden daten! Dafür hat er gar keine Zeit und er wäre nicht so blöd, dich zurückzunehmen. Du bist nicht ansatzweise gut genug für ihn! Mir ist egal was alle schreiben, aber ich glaube den Unsinn nicht. Du willst nur Aufmerksamkeit, um berühmt zu werden!" Der Text ging noch unendlich weiter, aber ich rollte nur mit den Augen und blockierte die Nutzerin. Was für ein Recht nahmen sich andere Leute heraus, dich für etwas zu verurteilen, von dem sie nicht einmal ein Teil der Wahrheit kannten. Ich wünschte, ich hätte es schon früher verstanden, dann hätte ich mich vielleicht nie von Jimin getrennt.

„Leg dein Handy beiseite", sagte Aga und drückte mir einen Erdbeere-Bananen-Smoothie in die Hand, den sie uns geholt hatte. „Wir sind extra rausgegangen, um dich abzulenken. Also sei so lieb, steck es weg und genieße die Sonne."

Aga hatte Recht. Das Wetter war heute wunderschön. Die Sonne strahlte warm zu uns herab, dass ich die Jeansjacke schon nach kurzer Zeit über den Unterarm hängen ließ. In der Innenstadt von Hongdae war es recht turbulent und voll. Bald war ein Feiertag, weshalb die Leute schnell noch ihre letzten Einkäufe erledigten. Tauben liefen mit ihren kleinen Füßen schnell vor uns davon. In den Großstädten waren sie viel zu zahm geworden, was wohl an Menschen, wie Helen lag, die ein paar Brotstückchen vor ihnen ausstreute, was eigentlich verboten war. Aber sie hatte trotzdem Mitleid mit den Tieren. Ich schaute auf und sah Marah und Lisa aus dem Sportladen herauskommen, vor dem wir auf sie warteten. Beide trugen jeweils stolz eine Tüte in der Hand. Ich schielte in Lisas hinein und grinste, als ich die weißen Adidas Schuhe mit den drei schwarzen Streifen an der Seite sah.

„Sie waren runtergesetzt", grinste sie mich glücklich an und legte einen Arm um meine Schulter. Obwohl das Wetter heute schön war und meine Freunde es als perfekte Gelegenheit sahen, um shoppen zu gehen, war es nicht der eigentliche Grund, wieso wir uns alle trafen. Meine Freundinnen wussten, wie schwer mir die zwei Wochen ohne Jimin fielen und wir sehr er mir fehlte. Ich wollte es mir nicht anmerken lassen und gab vor, dass ich klar kam. Besonders mit den Army und den Blicken, die mir die Leute auf der Straße zuwarfen. Aber das hielt meine Mädels trotzdem nicht davon ab, mich ablenken zu wollen und dafür liebte ich sie mehr denn je. Sie waren für mich da, wann immer ich sie brauchte. Aber unser schöner Nachmittag wurde in dem Moment zerstört, als mich eine unbekannte Nummer anrief. Zuerst zögerte ich und fragte mich, ob ich es nicht einfach ignorieren konnte. Aber etwas tief in mir drin sagte mir, dass ich rangehen musste. Ich schaute fragend zu meinen Freundinnen auf, die verwirrt auf mein Handy sahen.

„Geh ran", schlug Marah vor. „Sonst erfährst du nicht, ob es wichtig ist."

„Und wenn es ein Sasaeng ist?", merkte Lisa besorgt an. „Es würde mich nicht wundern, wenn sie Steffis Nummer rausgefunden hätten." Meine Augen wurden bei ihren Worten größer und ich machte mir augenblicklich Gedanken darüber, ob es nötig war, meine Nummer zu wechseln.

„Mach ihr keine Angst!", schimpfte Aga empört und wandte sich viel ruhiger und zuversichtlicher an mich. „Es ist kein Sasaeng, also geh ran. Wir sind da drüben bei dem Eisstand, wenn du uns brauchst."

Not Today - Wir kämpfen zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt