Ich war ja selbst Schuld

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„Ich wusste es nicht", versicherte mir Gina zwei Tage später, als ich endlich mit der Sprache rausrückte, wieso meine Stimmung so teilnahmslos war. Sie umgriff den Strohhalm ihres Eiskaffees und saugte daran. „Aber um ehrlich zu sein, habe ich es mir gedacht."

Bei ihren Worten rutschte ich mit dem Ellenbogen von der Tischkante ab und stieß mir den Nerven. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb ich meinen singenden Unterarm. Wieso sah sie so entspannt aus? Ich hatte ihr gerade gesagt, dass mein bester Freund Gefühle für mich hatte. Wieso schien es nur mich aus der Bahn zu werfen?

„Ich wusste es auch", sagte Aga und richtete die Kameraeinstellung, dessen Stativ sie neben unserem Tisch aufgebaut hatte. „Man sieht es in seinen Augen, wenn er dich anschaut." Da sich meine beste Freundin heute keinen Tag freinehmen konnte, kamen Gina und ich zu dem Cafe, in dem Ateez eine Folge der neuen Serie drehen wird, um das Notfallgespräch zu führen, dass ich dringend nötig hatte. Andere Leute wären verärgert, wenn ihnen spontan ihr freier Tag gestrichen wurde, aber Aga tat es gerne. Ateez war ihre Lieblingsband und in ihrer Nähe sein zu dürfen, und sei es nur die Vorbereitungen für die Filmsets zu treffen, machte sie unwahrscheinlich glücklich.

„Wann hast du ihn gesehen?", fragte ich und beobachtete sie dabei, wie sie die Lichtverhältnisse der Lampen überprüfte, ehe sie noch einmal durch die Linse der Kamera schaute. Doch bei meinen Worten hob Aga den Kopf und warf Gina einen fragenden Blick zu, ehe sie sich wieder an mich wandte.

„Hast du ein Kurzzeitgedächtnis?", fragte sie. „Er war mit Tae gekommen, als wir alle bei euch waren."

„Ach ja." Ich rieb mir über die Augen. Mein Gehirn fühlte sich an, als wäre es mit Zuckerwatte gefühlt. Die Nacht mit Jimin hatte mir nicht nur meinen Schlaf geraubt, sondern auch meine Konzentration. „Stimmt."

„Wow, sie ist echt durcheinander", murmelte Gina und stellte grinsend ihren Iced Americano auf dem Tisch ab. Ich griff nach meiner heißen Schokolade und schlang haltsuchend meine Hände um die weiße Tasse. Schmollend kaute ich auf der Unterlippe herum, bis Gina seufzend ihr Getränk beiseiteschob, sich über den Tisch neigte und nach meinen Wangen griff, um mein Gesicht anzuheben.

„Hey, das ist kein Weltuntergange", sagte sie sanft. „Nur, weil einer von euch Gefühle hat, die über Freundschaft hinausgehen, heißt es nicht, dass es gleich vorbei ist. Aber du solltest es ihm sagen."

„Bist du verrückt?", mischte Aga sich ein und ließ sich zufrieden auf der Bank neben mir fallen. Sie hatte für den Dreh alles eingestellt und wartete nur noch auf die Crew und Ateez. Mit einer schnellen Bewegung schlug sie Ginas Hände beiseite und legte einen Arm schützend um meine Schulter. „Sie kann es ihm nicht sagen! Vielleicht will er gar nicht, dass sie über seine Gefühle Bescheid weiß. Das könnte dann alles kaputt machen." Vorsichtig schlich sich ihre andere Hand an meine Tasse und zog sie unauffällig zu sich heran. Noch bevor ich es mitbekam, hatte sie bereits einen großen Schluck von meiner heißen Schokoladen heruntergeschluckt. Sie grinste mich an, als ich sie empört anschaute, und schob mir versöhnlich den Rest der Tasse wieder zu.

„Aber sie kann es doch auch nicht ignorieren", merkte Gina zweifelnd an.

„Das muss sie. Bis er bereit ist es selbst zu sagen. Und nachdem was du in der Buchhandlung erwähnt hast, wird es nicht mehr lange dauern." Aga nahm den Arm von meiner Schulter, verschränkte sie vor der Brust und lehnte sich zurück gegen die Lehne.

Ich nickte verstehend und stimmte Aga innerlich zu. Um ehrlich zu sein, war ein ernstes Gespräch mit Yoongi über unsere Freundschaft gerade das Letzte, was ich führen wollte. Zumal es mich immer noch so sehr verwirrte, dass ich meine eigenen freundschaftlichen Gefühle in Frage stellte. Es war nicht wie bei Jimin. Wenn ich Yoongi sah, dann hatte ich keine Schmetterlinge oder war nervös. Ich wollte auch nicht in seinem Arm liegen und die Welt vergessen. Meine Liebe zu Yoongi war anders. Ich fühlte mich wohl und war glücklich, wenn ich ihn sah. Egal wie schlecht gelaunt ich war oder wie furchtbar es mir ging, sobald Yoongi da war, ging es mir besser. Er wusste genau das Richtige zu sagen und wusste, wann ich nicht über meine Gedanken sprechen wollte. Wenn ich Yoongi mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: Familie.

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