3.0. Die Figuren

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Wenn ich ehrlich bin, mag ich die Begriffe »Hauptfigur« und »Nebenfigur« allerdings nicht. Sie legen nämlich fest, ob eine Figur irgendwie wichtig ist oder nicht und häufig passiert es dann, dass die Nebenfiguren vernachlässigt werden. Sie werden dann zu einfachen Schablonen, die immer gleich handeln oder einfach direkt sterben, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. AUCH NEBENFIGUREN HABEN EIN LEBEN!!!!!!!! VERNACHLÄSSIGT SIE BITTE NICHT!!!!!!!

Weitere wichtige Figuren sind der »Protagonist« und der »Antagonist«. ›Hä?‹, werden einige von euch sich jetzt vielleicht fragen. ›Ist die Hauptfigur nicht automatisch der Protagonist? Und der Antagonist ist doch einfach der Bösewicht. Wie nervig! Als ob es dafür irgendwelche Fachbegriffe gibt!‹

Dann sage ich: ›STOP!!!!!! LASST ES MICH ERKLÄREN!‹

Klar, in den meisten Fällen ist die Hauptfigur auch automatisch der Protagonist, aber es gibt auch Hauptfiguren, die KEINE Protagonisten sind. Protagonisten stehen, wenn es eine Hierarchie der Figuren geben würde, ÜBER den Hauptfiguren. Sie sind sozusagen die ultimativen Helden. Ein paar prominente Beispiele:

SPOILER ZUR GESAMTEN »HARRY POTTER«-REIHE!!!!!!!!!!!!!

Die Hauptfiguren in »Harry Potter« sind, wie hoffentlich die meisten vermuten, Harry, Hermine und Ron. Der Protagonist hingegen ist nur Harry, weil er der ultimative Held ist, der am Ende auch gewinnt. Wenn man das ganze System etwas ausweitet, könnte man auch sagen, dass z.B. Dumbledore, Snape, Draco usw. Hauptfiguren sind, weil sie ja auch ziemlich wichtig sind. Dann wären sie aber nicht die Protagonisten! Der Protagonist ist immer noch Harry – wenn man sehr nett ist, auch noch Hermine und Ron. Nebenfiguren wären z.B. die ganzen Schüler und Lehrer, die zwar Namen haben, aber jetzt nicht in jedem zweiten Kapitel auftauchen oder viel mit Harry und der ganzen Geschichte zu tun haben.

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!!!

Noch ein prominentes Beispiel:

SPOILER ZU »DER HERR DER RINGE«!!!!!!!!!!!!!

Hier ist der Protagonist ohne Zweifel Frodo. Aber auch Sam, Gandalf, Aragorn usw. sind wichtig und somit Hauptfiguren. Allerdings sind sie keine Protagonisten, weil Frodo zwischen ihnen stark hervor sticht! Nebenfiguren wären z.B. Elrond, Grima Schlangenzunge und allgemein Figuren, die zwar auftauchen, aber jetzt nicht so ultimativ wichtig sind.

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!

Kurz gesagt: Jeder Protagonist ist eine Hauptfigur, aber nicht jede Hauptfigur ist ein Protagonist. Auch noch wichtig: Der Protagonist ist derjenige, der eure Handlung VORAN TREIBT!!!!! Er kann sich also nicht selbst behindern, was vollkommen sinnlos wäre. (Ich wüsste auch nicht, warum jemand das machen sollte, aber ich dachte, ich schreibe es vorsichtshalber mal hin.)

Jetzt der Antagonist. Er passt irgendwie nicht so richtig in das Hauptfigur-Nebenfigur-Schema XD Er ist auch wichtig. Immerhin ist er in vielen Fällen der Anstoß für den Protagonisten, in Aktion zu treten. Damit ist er theoretisch eine Hauptfigur. Aber gleichzeitig taucht er nicht so viel auf, agiert praktisch aus den Schatten heraus und treibt die Handlung auch nicht voran, sondern versucht, sie zu behindern. Eine Nebenfigur ist er allerdings auch nicht. Dafür ist er einfach viel zu wichtig.

Nicht in jedem Buch muss es einen Antagonisten geben (es können natürlich auch mehrere sein, aber das meine ich hier nicht XD). Die Gefahr oder Bedrohung kann auch von einer Naturkatastrophe oder so ausgehen und der Protagonist muss alle Menschen in Sicherheit bringen oder so.

Besonders interessant und knifflig wird es, wenn dem Leser nicht direkt vorgegeben wird, wer der Antagonist ist. Diese Art des Geschichtenerzählens ist übrigens mein Favorit :) Ich bin es nämlich leid, dass der Großteil der Figuren immer in »gut« und »böse« aufgeteilt wird. Jeder hat seine guten und schlechten Seiten. Auch der Protagonist und ja, auch der Antagonist! In den Augen des Antagonisten ist der Protagonist derjenige, der Schwierigkeiten macht! Warum lässt man nicht einfach den Leser entscheiden, wer »gut« und wer »böse« ist?

Das funktioniert allerdings nur, wenn die Geschichte aus mindestens zwei Perspektiven erzählt wird. Eine ist die des Protagonisten und die andere die des Antagonisten. Beide haben verschiedene Ziele und arbeiten praktisch gegeneinander. Jeder hat seine eigene (bitte logische!) Motivation, seine Stärken und Schwächen usw. Ein besonders gutes Beispiel für so eine Erzählweise gibt es in »Elfenwinter« von Bernhard Hennen. Also:

SPOILER FÜR »ELFENWINTER«!!!!!!!!!!!!!!!!

Das Buch ist mehr oder weniger aus zwei bzw. drei »Sichten« (nicht Perspektiven) geschrieben. Die Sicht der Elfen und Menschen sowie die Sicht der Trolle. Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, aber die Handlung ist so gut aufgebaut, dass ich mir immer noch nicht sicher bin, welche Seite jetzt »gut« und welche »böse« ist. Ich kann beide Motivationen verstehen und jede Seite macht mal Fehler. Die Trolle sind natürlich ziemlich draufgängerisch und brutal, aber dass die Elfen einfach so ein paar unschuldige Trollfrauen und -kinder auf einem Schiff abfackeln ist absolut nicht in Ordnung!

SPOILER ENDE!!!!!!!!!!!!!!!

Es wird auch noch ein Kapitel zu verschiedenen Erzählarten und Co. geben, aber erstmal gibt es ein paar Sachen zu den Figuren eines Buches :) Jetzt, wo ich erklärt habe, was den Protagonisten und Antagonisten sowie die Haupt- und Nebenfiguren ausmacht, kann ich als nächstes ein bisschen mehr ins Detail gehen :)

Ich hoffe, ich konnte euch helfen :)

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