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Dienstag, 08. Oktober 2019

Am nächsten Morgen wachte ich erneut mit stechenden Kopfschmerzen auf. Ich stöhnte. Gestern war es noch ziemlich ausgeartet. Wir waren allesamt, ausser Hanna, betrunken gewesen.

Ich hustete. Raucherlunge liess grüssen. Ich rappelte mich auf und schaute auf die Uhr. Schon nach elf. Schnurstraks lief ich ins Badezimmer und stellte mich in die Dusche. Ich liess das kalte Wasser auf meine gebräunte Haut prasseln um wach zu werden.

"Charlie", rief ich ächzend, als ich mit duschen fertig war und mich gerade abtrocknete. "Steh auf, na los!"

Als keine Antwort kam rief ich nochmal. "Charlie!" Wieder nichts.

"Dieser Typ kann auch schlafen wie ein Stein", grummelte ich und riss die Tür zu seinem Zimmer auf.

Aber sein Bett war leer, unbenutzt. Ich warf einen Blick ins Wohnzimmer, doch er lag auch nicht auf dem Sofa.

Ich überprüfte die Tür, welche nicht abgeschlossen war. Ich hatte die Tür gestern so offen gelassen, dass man auch ohne Schlüssel rein kommen konnte. Charlie blieb gestern nämlich mit Ester und Sam noch etwas länger am Strand. Ich war schon früher zurückgekommen.

Wenn Charlie nicht hier war, wusste ich genau wo er steckte.

Ich seufzte und zog mir das Erstbeste über, was ich fand. Dann machte ich mich auf den Weg zu der Hütte von Sam, Timo, Ester und Hanna.

Dort angekommen klopfte ich energisch an die Tür. Ein oberkörperfreier Timo riss die Tür mit so viel Schwung auf, dass sie fast aus den Angeln fiel.

Er hatte nicht geduscht, denn er stank immer noch nach Alkohol. "Morgen", brummte er. In der Hand hielt er eine Tasse Kaffee.

"Hat Charlie bei euch geschlafen?", fragte ich und drängte mich an ihm vorbei, "bei uns war er nämlich nicht."

Timo grinste und deutete mit einen Kopfnicken auf eine verschlossene Tür. "Nicht bei uns, sondern bei Ester."

Ich wollte gerade darauf zu gehen, als er sagte. "Ich weiss nicht, ob ich da jetzt reinplatzen würde. Die zwei scheinen ziemlich beschäftigt zu sein."

Ich ignorierte ihn, riss die Tür auf, um sie auch sofort wieder zu schliessen. Ich kniff die Augen angewidert zusammen. "Alter", stöhnte Charlie, "sag mal, was soll das?" Ester kicherte.

"Ich hab dich gewarnt." Timo nippte an seinem Kaffee.

Dieses Bild von Charlie und Ester würde ich wohl nie wieder aus meinem Gedächtnis bekommen. Es hatte sich dort eingebrannt, für immer und ewig.

"Mach, dass du fertig wirst und dann komm raus", rief ich und liess mich auf das Sofa plumpsen. "Krieg ich auch Kaffee?", fragte ich in Timos Richtung.

"Klar", antwortete er und verschwand in der Küche um mir auch eine Tasse zu machen.

Eine Tür öffnete sich.

Wow, dachte nicht, dass Charlie so schnell war.

Doch es war nicht Charlie, der ins Wohnzimmer kam, sondern Hanna. Sie trug einen rosaroten Schlafanzug mit kleinen Häschen darauf. Ihre blonden Haare waren völlig zerzaust.

"Guten Morgen", sagte sie überrascht, als sie mich sah. "Was machst du denn schon hier?"

"Er wartet, bis Charlie und Ester ihr Vergnügen hatten." Timo kam mit einer dampfenden Tasse Kaffee aus der Küche und überreichte sie mir. "Du auch?"

Hanna schüttelte den Kopf, ehe sie die Tür zu Esters Zimmer anschaute.

"Sind die etwa...?", fragte sie flüsternd, mit weit aufgerissenen Augen.

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